Am Jahresende wird Bilanz gezogen. Für manchen Weinbaubetrieb war 2024 wegen extremer Frostschäden kein gutes Jahr. Für mich dagegen war es ein tolles Weinjahr. Es gab viele spannende Begegnungen und ich konnte Weine trinken, deren Genuss mir unvergesslich bleibt. Eigentlich wollte ich auf Top Ten reduzieren, das ist mir nicht gelungen. Deshalb: Diese im Jahr 2024 getrunkenen 11 Weine (es ist kein Ranking!) werde ich gewiss mein Leben lang nicht vergessen. Ich hätte auch doppelt so viele nennen können…

Unvergessliche Weine

1921 Kiedricher Berg Cabinet, Dr. R. Weil, Rheingau. Über 100 Jahre alt, dieser Wein! Das Wort Riesling steht nicht mal auf dem Etikett. Klar, was sollte damals wohl sonst vom Kiedricher Berg kommen? Pures Gold in der Farbe! 1921 war ein  Jahrhundertjahrgang und da gibt es auch heute noch keine Zweifel.  Beim Verkosten schlagen die Sinne Purzelbäume: Gelbe Frucht, Quitte, der Wein ist noch topfit, elegant, fein, hat eine ewige Präsenz. Ein Riesling für die Ewigkeit.

1996 Vega Sicilia „Unico“, Ribera del Duero. Ein Besuch im Wein-Himmel. Einer der besten Rotweine, die ich je probieren durfte. Extrem facettenreich, Aromen von dunklen Beeren, Nougat, auch Cassis. Dann noch diese geschmeidigen Schokoladen-Töne. Beeindruckende Eleganz und Finesse, das ist nahe dran an einem perfekten Wein. Schon fast 20 Jahre alt und doch mit großer Zukunft. Das Kult-Weingut Vega Sicilia liefert zuverlässig Spitzenweine und wird seinem Ruf gerecht.

2019 Chardonnay Riserva Kreuzweg, Weingut Castelfeder, Südtirol. Getrunken mit dem Winzer auf eine großartigen Ski & Wein-Tour. Günther und Ivan Giovanett wollten  den besten Chardonnay Südtirols herstellen. Das dürfte ihnen gelungen sein. Klarer Chablis-Stil (die meisten Chablis können da gar nicht mithalten), spontan vergoren, 18 Monate im Barrique. Dieser Wein wurde zum besten italienischen Weißwein gekürt. Und das zu Recht!

2013 Champagne Bollinger La Côte aux Enfants, Champagne. Ein Gruß aus dem Sparkling-Paradies. 100 Prozent aus Grand Cru Pinot Noir und stammt von einer einzigen Parzelle La Côte aux Enfants. Die Dosage ist gering, 8 Gramm pro Liter. Spektakuläre Aromatik: Holunder-, Lakritz-, Johannisbeer- und Kirschenaromen in der Nase. Im Gaumen harmonisches Aroma mit roten Früchten, wie Brombeeren, Sauerkirschen und Johannisbeeren. Dieser Champagner ist nicht bloß ein Getränk, er ist ein Ereignis. 

2017 Uhlen Blaufüsser Lay, Heymann-Löwenstein, Mosel. Himmlischer Riesling, von einer Steilstlage (die Parzelle hat eine Steigung bis 170 Prozent), steiler geht es nicht. Spontan vergoren, im großen Holz ausgebaut, ohne Nutzung von Schönungsmitteln, mindestens 18 Monate auf der Hefe gereift.  Ein Wein mit köstlicher Balance. Verspieltes Bukett.  Im Geschmack Schieferwürze, na klar, auch Kräuter, Feuerstein, dann Birne und noch so viel mehr. Die Säure geschmeidig eingebunden. Wunderbar.   

2019 C.O. Steinlinden Riesling Liquid Earth von Battenfeld-Spanier, Rheinhessen. Bei den C.O.-Weinen wird schon von Ikonen gesprochen. Die Lage Steinlinden – alte Weinberge im Nordosten von Mölsheim, gelegen zwischen dem Frauenberg und dem Schwarzen Herrgott – ist im Monopol der Familie. Ein Kalkstein-Riesling vom AllerfZu recht?

einsten. Wärme, Minerale, Kalkstein, Salz, Frucht eher wenig, vielleicht Quitten. Ein Wein von großer Würde. 

2017 Merlot Riserva, Valsangiacomo, Tessin, Schweiz. Die Riserva von Uberto Valsangiacomo war mein „Sieger“ einer spektakulären Merlot-Verkostung in Changins. Es gibt nur 2445 Flaschen davon. Großartiger Wein. Nach der Gärung und 21 Tagen Maischenstandzeit in 500-Liter-Holzfässern reifte der Wein 24 Monate in Barriques. Was wurde beim Verkosten nicht alles entdeckt:  schwarze Kirschen, Kaffee, Heidelbeeren, Minze, Veilchen, Vanille, Muskatnuss, Kaffeebohnen und so weiter. 

2018 Feldmarschall, Tiefenbrunner, Südtirol. Dieser Wein ist eine Legende. Ein Müller-Thurgau aus einem der höchstgelegenen Weinberge Südtirols, dem Fennberg (Fenner) auf 1000 Meter über dem Meer. Ein Hochgenuss! Duftige Nase nach Äpfeln, Mirabelle und Kirschblüten. Feine Säure und eine tolle Mineralik, gelbe Früchte, satt blumige Steinobstnoten, alles sehr harmonisch, tolle  Länge. Ein großer Wein und im Alter von 6 Jahren aktuell in Bestform.

2021 Étape Riesling XXV, Weingut Korrell, Nahe. Eine sehr spezieller Wein: Lediglich drei Trauben pro Stock bleiben in einer Parzelle in der berühmten Lage Paradies hängen. Nach der Lese dann ein Tag Maische, ein Jahr Vollhefe, Ausbau im Halbstück. Großer Wein! Geschmeidig, elegant, Honig ist zu entdecken. Ein Wein mit ewiger Präsenz. 7,5 Gramm Restzucker treffen auf 8,5 Gramm  Säure, das ist eine Traumhochzeit. Die jedoch nicht viele Gäste bekommt – alles streng limitiert.

2017 LAN a Mano, Bodegas LAN.  Rioja von seiner besten Seite!  Ein wunderbarer Wein aus 96% Tempranillo, 2% Graciano- und 2% Mazuelo-Trauben. Die Rebstöcke sind älter als 60 Jahre. Lag 4 Monate in neuen französischen Eichenfässern, danach 7 Monate in neuer kaukasischer Eiche. Granatrote Farbe, leuchtend. Aromen von sehr reifen schwarzen Früchten, Pflaumen, Brombeeren, Johannisbeeren, dazu würzige Noten wie Nelke oder Zimt. Auch Lakritz und sogar Holzkohle werden entdeckt.

Rosé 2022; Glooscap First Nation x Benjamin Bridge, Kanada.  Ein spektakuläres Projekt aus der vom Atlantik geprägten spannenden (Wein-)Provinz Nova Scotia. Der Rosé wird im Verbund mit der Mi’kmaq-Community Glooscap First Nation produziert. Eine Cuvée aus 25% Riesling, 50% L’Acadie Blanc, 14% Ortega und 2% Gamay. Eher ein Orange-Wein als ein Rosé. Ich entdecke Limonen-Sorbet, Minze und Passionsfrucht. Herrlich erfrischend, lebendig und viel Charisma. Fein, fein!


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