Gemeinsame Jungweinprobe der Winzer von Saale-Unstrut und Sachsen   – zum 28. Mal nun schon. 54 Betriebe (33 Saale-Unstrut, 21 Sachsen) stellten 244 Weine an, ein sattes Programm. Hatte nach 2015 endlich mal wieder Zeit und Gelegenheit, dabei zu sein. Habe mit zwei Kollegen verkostet. „Tolle Weine, toller Jahrgang“, fasste Michael Thomas, der neue Vorstandsvorsitzende des Weinbauverbandes Sachsen, zusammen. Nun ja, ganz so einfach war es natürlich nicht.

Allgemeine Beobachtungen

Die beiden östlichen Posten des deutschen Weinbaus hatten im Jahr  2017 Glück, blieben sie doch von den Spätfrösten verschont, die anderswo große Ausfälle verursachten.  55671 Hektoliter (74 hl/ha) produzierten die Saale-Unstrut-Winzer, 26192 (53 hl/ha) die aus Sachsen.  

Die Formel „tolle Weine, toller Jahrgang“ scheint etwas zu euphorisch. Wir registrierten generell ordentliche Weine mit Überraschungen und Enttäuschungen. Persönlich fand ich die angestellten Rieslinge durch die Bank wenig bemerkenswert. Die Gewinner waren für mich die Burgundersorten und die Silvaner. 

Bei den Winzern war auf bewährte Namen wieder Verlass: Gussek, Böhme, Hey, Proschwitz, Fourré oder Aust zum Beispiel. Schade, dass einige bekannte Winzer nicht dabei waren, Weingut Born etwa oder Martin Schwarz und Klaus Zimmerling. Spannende Neuentdeckungen gab es diesmal kaum. 

Innovationen dagegen gab es schon. Die Piwi-Sorten sind weiter auf dem Vormarsch und haben überzeugt. Der Grauburgunder Orange vom Weingut Schuh wurde natürlich viel und kontrovers diskutiert (und war auch beizeiten ausgetrunken). Habe bei Orange-Weinen schon Himmel und Hölle besucht – diesen  fand ich gelungen, ziemlich  gut sogar. 

Zu dritt haben wir bei dieser Jungweinprobe tatsächlich alle Weine geschafft. Es gab auch einige Weine die jeder probiert hat, da herrschte jedoch selten eine Meinung. Habe die Notizen einfach mal zusammengetragen.
Alles sehr subjektiv, sehr diskussionswürdig, sehr verknappt. Aber auch sehr ehrlich. Und ja: Es hat wieder Spaß gemacht. 

Die Weißen

Goldriesling – generell ein gutes Feld, die Favoriten: Jan Ulrich, danach Tim Strasser, Schloss Proschwitz, Wackerbarth, eigentlich kein Ausfall
Elbling – nur der von Proschwitz angestellt, vielleicht einen Touch zu herb, toller Sektgrundwein, nicht ohne Perlen trinken
Gutedel – Grober-Feetz mit drei sehr verschiedenen tollen Weinen, die alle für sich überzeugen; schön cremig der von Dr. Hage; Frédéric Fourré leicht phenolisch, Gaudig unauffällig
Silvaner – generell ein gutes Feld;  sehr schön Klaus Böhme; toll Kastler-Friedland; auch schön Lützkendorf und Hages Blauer Silvaner; richtig toll der von Bobbe; die vielleicht größte Überraschung war der sehr ordentliche von der Naumburger Weinbaugesellschaft
Rivaner und Solaris – jeweils nur ein Wein angestellt (Rivaner von Winter, Solaris von Gut Pestewitz), beide fand der Kollege aber sehr gelungen
Müller-Thurgau – Wackerbarth sehr stimmig; schön würzig der von der Alten Zuckerfabrik;  Ricco Hänsch ein Hauch zu viel Grapefruit; auch Zahn schön harmonisch; Thürkind sehr gelungen; Altmann überraschend rund; Fourré sehr eigenständig; Werkstück Weimar von der Winzervereinigung solide, Steffen Schabehorn auffällig würzig
Muscaris – der von Thürkind schön würzig und stimmig; auch toll Zahn; Dr. Lindicke war Eisbonbon pur
Bacchus – nicht meine Rebsorte, hat aber Fans; Favorit: Thüringer Weingut Bad Sulza; sehr schön auch Waschfeld und Herzer
Scheurebe –  siehe Bacchus, aber auch hier kein Kneifen: gut Drei Herren und Winzervereinigung; auch Kastler hat überzeugt
Kerner – für mich auch anstrengend, beim Kollegen haben gepunktet: Goldschmidt und Mariaberg
Traminer – lohnen sich in der Gegend oft; Drei Herren sehr schön; Lützkendorf deutlich weiter als im Vorjahr (der wird!); lohnenswert auch Wackerbarth, Klaus Böhme und Karl Friedrich Aus; Bähler bekam das Prädikat „irgendwie ulkig“
Weiße Cuvées – toll der Quadrat vom Thüringer Weingut Bad Sulza, die süße Auslese Traminer & Riesling von Proschwitz wird Freunde finden
Riesling – Tja; manche okay, aber nicht mehr; die Tankprobe von Kloster Pforta ist aufgefallen, und zwar positiv; gilt auch für Pawis
Auxerrois – beide angestellten (Thüringer Weingut Bad Sulza und Winzervereinigung) haben ein Plus gekriegt, Vorsprung Bad Sulza
Chardonnay – eigentlich nicht die Rebsorte fürs Gebiet, die von Böhme & Töchter sowie Steffen Loose haben aber gut gefallen
Weißburgunder – haben Spaß gemacht, viele gute dabei; ganz vorne: Gussek (noch als Tankprobe), Roland Bähler, Bobbe, Pawis, Böhme & Töchter und vor allem der Breitengrad von Hey
Grauburgunder – auch hier viel Freude; topp waren Gussek, Schuh, Pawis und Zahn 

Die Roten

Rosé – muss wohl auch sein
Frühburgunder – die Sorte ist im Kommen, Wackerbarth gelungen, Klaus Böhme noch einen Tick besser
Spätburgunder – Proschwitz noch mit grüner Nase, doch der wird was; Karl Friedrich Aust sehr hübsch; Steffen Schabehorn sauber; der im Barrique gereifte 2015er von Gussek war ein Hammer
Zweigelt – sehr hübsch und sehr eigenständig Lehmann; Hey und Gussek sind beim Zweigelt eine sichere Bank und haben erneut nicht enttäuscht
Rote Cuvées – Friederike vom Prinz zu Lippe gewohnt hübsch; Steffen Looses LoRo im Plus, wenn auch etwas dünn; Altmanns „schöne Aussicht“ ambitioniert und gelungen; Hoflößnitz sehr dunkel, kräftig und fett und damit richtig schön
Cabernet Franc – nur von den Drei Herren, aber der war toll
Cabertin – vom Thüringer Weingut Bad Salza = sehr gelungen 

Puuuuh, irgendwie sind jetzt alle doch erschöpft. Ein Bier bitte. 

Winzer und Wein-Majestäten


0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Avatar-Platzhalter

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.