Was am 8. und 9. März 1991 mit einer kleinen Weinpräsentation von vier Weinbaubetrieben aus Meißen, Radebeul, Bad Kösen und Freyburg (Unstrut) im Landesweingut Kloster Pforta begann, hat sich zu einer der größten Fachverkostung von jungen Weinen in Ostdeutschland entwickelt, die jährlich im Wechsel in den Anbaugebieten Sachsen und Saale-Unstrut stattfindet. Kürzlich zum 25. Mal. Für den Weinbeobachter war Wolf-Dietrich Balzereit vor Ort. 

Die Silberhochzeit haben die beiden ostdeutschen Weinanbaugebiete stilvoll gefeiert. Zum 25. Mal trafen sich Winzer von Elbe, Saale und Unstrut gegenseitig und gemeinsam ihre Weine zu verkosten. Die „Hallos“ im Dresdener Messegelände nahmen kein Ende und zeigten, dass hier zusammen verkostet, was zusammen gehört. Im Rebsortenspiegel ähnlich aufgestellt, vergleichbar in den klimatischen Gegebenheiten und eben auch Anfälligkeiten. Selbst die relative Hochpreisigkeit im deutschen Vergleich unterscheidet sie nur marginal.

190 Weine

190 Weine und Sekte standen im Erlweinpalais des Ostraparks. Die Saale-Unstrut-Weine zeigten sich bei den früh gelesenen Sorten ähnlich, wie bei der regionalen Jungweinprobe vor gut einem Monat in Freyburg. In der Masse okay, aber nicht umwerfend, häufig leichtes Trinkvergnügen. Die sächsischen Weine waren da einen Hauch voran.

Beim Goldriesling wusste Neuling Wolfgang Winn zu gefallen, ebenso der vom Rothen Gut Meissen, von Steffen Loose und von Wackerbarth.

Bei den allein von Saale-Unstrut gestellten Gutedeln stach erneut der „Chasselas“ vom Thüringer Weingut Bad Sulza (TWBS) heraus. Der einzige sächsische Silvaner, von Jan Ulrich, zeigte sich rund und würzig. Die beiden besten von Saale-Unstrut, Bobbe und Lützkendorf, wussten auch in Dresden zu gefallen.

Der einzige Helios von Tim Strassers Rothem Gut zeigte sich noch verschlossen. Der teilweise Ausbau im kleinen Holzfass tat dem Johanniter von Jan Ulrich sehr gut. Äußerst gelungen.

Beim Müller-Thurgau gefiel erneut Winn, aber auch Matyas. Sonst viele Weine, die für MT eigentümlich schmeckten (Fourré, Drei Herren, Proschwitz, Hänsch). Zur Ehrenrettung sei aber erwähnt, dass einige Weine nicht nur schlecht gekühlt waren (der Spediteur lieferte die Saale-Unstrut-Weine erst am Morgen der Verkostung früh statt wie abgesprochen am Abend davor) und zudem in jenem Bereich standen, wo das Oberlicht ungefiltert Sonneneinstrahlung zuließ, was zu einer zusätzlichen schnellen Erwärmung der Weine führte.

Der mit nur 68 Oechsle gelesene Elbling von Proschwitz war entsprechend schwachbrüstig. Da konnte das Cuvee Clemens des gleichen Hauses eher gefallen. Beim Bacchus bestätigte Saale-Unstrut den durchgehend guten Eindruck. Schabehorns sehr grün interpretierte, eher in Richtung Sauvignon Blanc gehende Variante wird Freunde finden. Ihr ähnelte der von Aust. Sehr interessant, weil auch völlig anders gemacht, der von Wackerbarth. Die Brandenburger „Sachsen“ aus Schlieben in bewährter Manier. Sehr schön auch Pesterwitz und Matyas.

Dass Pesterwitz auch Piwis kann – pilzwiderstandsfähige Neuzüchtungen – zeigt der Solaris. Warum Fourres Scheurebe nun ausgerechnet von roten Grapefruit-Tönen dominiert wurde – keine Ahnung. In den Verkauf kommt die Mini-Menge ehedem nicht. Lindickes Sauvignon Blanc stand dem von dort bekannten Feld nicht nach. Etwas abweichend der der Meißener Genossen. Die Lese mit 96 Oechsle brachte hier einen eher an Cabernet Blanc-Auslesen erinnernden Tropfen.

So war er auch schwer vom Cabernet Blanc des Hauses zu unterscheiden. Eher konservativ grün der von der Hoflößnitz. Sehr gelungen der Souvignier Gris des selben Erzeugers. Ausgesprochen gut der 13er „Unaussprechliche“ (Auxerrois) der Weimarer Proschwitz-Filiale.

Dem sehr guten Weißburgunder-Schnitt der Saale-Unstrut-Winzer passten sich die Sachsen an. Haus Steinbach sehr würzig, Hanke aus Jessen hat es einfach drauf, Fourré das klassische Eisbonbon. Loose sehr schön, auch Kastler/Friedland. Erstmals dabei Roland Nüssler mit seinem Küfer Stefan Bönsch, die ihre Tanks  mangels geeigneten eigenen Räumlichkeiten noch bei einem Kollegen stehen haben, interpretierten den Weißburgunder recht kräftig. Jan Ulrich, Andreas Henke  – alles sehr ordentlich. Noch mal einen Schritt weiter entwickelt haben sich die schon in Freyburg brillierenden Tropfen von Siegmund/Kielstein, Winter aber eben auch nochmals Gussek, Hey, Lützkendorf und Klaus Böhme, dessen 14er Auslese alles erneut toppt.

Beim Grauburgunder ein ähnliches Bild. Der vom Mariaberg schön rund und fast schon weich (BSA?), der von Ricco Hänsch vielleicht einen Hauch zu zitronig.

Die Wackerbarth-Cuvee aus Grau- und Weißburgunder ist sehr gelungen. Aber klar getoppt vom vielleicht besten Wein des Tages, Matthias Heys Breitengrad-Cuvee (Weiß- und Grauburgunder mit Silvaner) 2013. Durchaus interessant die Chimäre de Saxe (Grauburgunder und Spätburgunder blanc de noir) sowie der Kerner & Gutedel, beide von Frederic Fourre. Beim Kernling Zahn wie gehabt sehr schön, auch Dr. Lindicke. Sehr schöne Kerner vom Haus Steinbach und Hanke. Kräftig, würzig die von Henke und Jan Ulrich. Gute Noten auch für Wackerbarth und Hänsch.

Beim Riesling zeigten einige in Freyburg noch ruppige Vertreter deutliche Entwicklung. Lützkendorf, Hey, Gussek machen jetzt Spaß und werden sicher noch besser. Born stabil Klasse. Aus Sachsen Vincenz Richter Drei Herren, Proschwitz sehr gut dabei. Auch Hänsch und Kastler/Friedland. Aus der Riege der Cuvees wagt Wackerbarth mit Riesling & Scheurebe eine interessante Kombination, die ebenso gelungen ist wie die traditionelle Vermählung von Riesling und Traminer. Die Weinmanufaktur am Mariaberg schickt einmal Müller, Riesling und Weißburgunder als „Der kleine Schwarze“ (Proschwitz‘ einstiger Kellermeister Martin Schwarz ist hier jetzt mit Anja Fritz tätig) an den Start und Müller, Riesling und Traminer als „Marias Glück“. Ersterer etwas mehr gelungen. Die Traminer präsentierten sich durchweg stark. Dr. Hage, natürlich TWBS, Lützkendorf aber eben auch Fourre und Rothes Gut.

Rosé und Co. sind mittlerweile Selbstläufer, da kann man beruhigt zugreifen, ohne Ansehen des Namens. Neuling Nüssler war hier gut dabei. Und bei den Sekten gefiel am besten der 2007er Pinot Brut Nature von Wackerbarth.

Zum Finale Rotwein: Nur ein 14er wurde angestellt. Im Vergleich zu Freyburg hat sich der Blaue Zweigelt der Winzergenossenschaft Freyburg weiter entwickelt, braucht aber noch immer viel Zeit. Das kleine Feld der 13er wird getoppt von Gusseks Zweigelt vom Dachsberg, der schon sehr schön ist aber noch immer eine lange Entwicklung vor sich hat und dem ähnlich guten vom Landesweingut Kloster Pforta. Erneut gelungen der Dunkelfelder von Schuh.  Gilt auch für die Spätburgunder Spätlese von Schabehorn.


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