Geheimtipps im Osten: Spannendes Thema, spannende Verkostung. Perfekt organisiert von Jörg Erdmann, Geschäftsführer des Landesweinguts Kloster Pforta. Nun ist das Weingut Kloster Pforta kein Geheimtipp, aber Jörg Erdmann, beweist nur, dass er über den Gartenzaun blickt und hellwach ist, was sich in den dynamischen Regionen Saale-Unstrut und Sachsen, also quasi vor seiner Haustür, so tut.
Viel Experimentierfreude
Wir verkosteten zu sechst 22 Weine von kleinen Betrieben, Nebenerwerbs- und Hobby-Winzern. Weiß, Rosé, Rot, Barrique, Naturwein – alles war dabei, vernehmlich von klassischen Rebsorten. Viel Experimentierfreude! Höhepunkt an Exotik sicher der „Hauswand-Rosé“, dazu später mehr. Um es vorweg zu sagen: Nicht alle Weine haben überzeugt, von einigen mochte man auch nicht einen dritten schluck. Aber es waren echte Entdeckungen dabei, und einige Weine waren verdammt gut.
Diese Weine der Geheimtipps im Osten haben überzeugt:
Weingut Gurks Vinum

Das Weingut Gurks Vinum ist ein 2 Hektar großer Betrieb. Martin Gurks und seine Partnerin Sophie haben das Weingut 2021 nach einer gelungenen Crowdfounding-Aktion gegründet. Der Silvaner hat mit seiner betonten Mineralität gefallen, ein klassischer Vertreter seiner Art. Viel mehr noch hat der Weißburgunder beeindruckt, mit Wildhefen vergoren und langer Maischestandzeit. Interessante Aromatik, Wir haben Bananen und überreife gelbe Früchte entdeckt. Sehr gut!
Konni & Evi

Konrad Buddrus führt mit seiner Frau Evi das Weingut Buddrus Konni & Evi in Laucha. 4 Hektar Rebfläche werden bewirtschaftet und es werden ausschließlich Naturweine hergestellt. Ein so spannendes wie streitbares Thema. Die beiden Silvaner (Silvaner Trias 2022 und Silvaner Hahnenberg 2022) haben polarisiert. Der Trias hatte sicher mehr Substanz, der Hahnenberg wirkte leichter, zugänglicher. Die Rebsorte hätten wir in einer Blindverkostung sicher nicht erkannt. Klar ist, mit den Weinen muss man sich beschäftigen. Einigkeit herrschte beim 2022 Grauburgunder von Konni & Evi. Helles Orange, schöne Frische, originell gemacht, so machen Naturweine Spaß. Auch denen, die mit der Machart noch fremdeln. Muss Konrad Buddrus unbedingt besuchen.
Veltliner aus Sachsen

Vom Weingut Stefan Bönsch aus Sachsen kommt ein Grüner Veltliner. Wir staunen und entdecken ein Produkt großer Experimentierfreude. Das lässt schon die in Ostdeutschland kaum angebaute Rebsorte erahnen, und dann erst dieser Wein: spontan vergoren, unfiltriert, im Kastanienholz-Barrique gereift. Der Veltiner ist fett, massig, intensiv, als Sorte aber nicht erkennbar.
Ähnlich erging es uns mit dem 2021er Riesling der Cambium Compagnie, einem von Martin Biedermann in Käbschütztal bei Meißen 2019 gegründeten Weingut. Rätsel über Rätsel, aber schon spannend. Jörg Erdmann kennt Martin Biedermann und weiß: „Martin liebt die Provokation“.
Steinauer Berg

Hinter dem Weingut Steinauer Berg steht ein Leipziger Unternehmer. Die Rebfläche beträgt rund 2,5 Hektar. Es gab viel Beifall für den klaren, charismatischen, sauber ausgebauten Riesling Sonnenkuss 2022 Steinauer Berg. Der hat etwas Holz gesehen, was ihn sehr charmant macht. Ein toller Wein! Der im Barrique ausgebaute Chardonnay 2022 ist was für Fans von üppig. Der Wein ächzt noch unter der Holzlast, aber das wird sich mit den Jahren geben. Dennoch ein schöner Trinkfluss! Ein Mitverkoster fasste es originell zusammen: „Ein Hooligan, der nachher wegläuft.“
Klang & Sohn

Klang & Sohn ist ein Vater-Sohn-Projekt in Freyburg/Saale-Unstrut. Wir sind jetzt bei Hobbywinzern. Chris Klang und sein Filius haben 2010 im Schweigenberg Blauen Zweigelt und Weißburgunder gepflanzt und sind zunächst als Traubenerzeuger gestartet. Seit kurzem erst gibt es eigene Weine. Wir probierten den im Barrique gereiften Weißburgunder von 2022 und waren begeistert. Das Holz kommt sehr elegant daher, sorgt für angenehme Vanilletöne. Trotz des Holzes ist der Chardonnay der Star im Glas. Chris Klang ist Verwaltungsangestellter. Bei diesem Händchen für Wein schient der Mann in einem Büro unterfordert.
Hauswand-Rosé

Nun zum bereits erwähnten „Hauswand-Rosé“ des geschätzten Kollegen Frank Nowak, bei dem 27 Rebsorten im Spiel sind plus den Piwis Cabernet Cortis und Regent. Die Trauben wachsen auf Nowaks Grundstück, ausgebaut wird der Wein im VDP-Weingut Böhme & Töchter. Sicher wird der Wein keine Preise gewinnen. Aber wir waren doch erstaunt, was da aus der Falsche kam und haben uns auf das Urteil „süffig“ geeinigt. Für analoge Weine muss man mitunter schon 7 bis 10 Euro bezahlen…
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