Argentinien gehört zu den wichtigsten Weinbau-Ländern der Welt. Doch hierzulande liegen argentinische Weine noch immer etwas unter dem Radar. Irgendwie schade, denn Weine aus Argentinien haben bisher kaum enttäuscht. Da kam die Gelegenheit zu einem Test argentinischer Weine gerade recht. Jorge Rubio vorm Weingut Jorge Rubio aus Argentinien besuchte Deutschland und brachte natürlich auch Weine mit. Den  Kontakt hat Importeur Juan M. Höfferle hergestellt, vielen Dank dafür.  

Weingut Jorge Rubio 

Das Weingut Jorge Rubio liegt in General Alvear, im äußersten Süden der Provinz Mendoza. Das Weingut selbst ist noch relativ jung, wurde erst 2003 gegründet. Da war der Winzer 44 Jahre alt. Er habe schon immer den Traum von einem eigenen Weingut gehabt, erzählt Jorge Rubio, studierter Önologe. Aktuell werden 82 Hektar Rebfläche bewirtschaftet, über 90 Prozent sind rote Reben. Die Reben wachsen auf 400 bis 500 Metern Höhe. Das Weingut produziert derzeit jährlich rund 1,5 Millionen Liter. Zehn Prozent gehen in den Export.  

Die Bodega Rubio in General Alvear.


Nun aber zu den Weinen:

Weiß, Orange und Rosé

Naranjo, Moscatel. Nicht zu verwechseln mit dem in Europa bekannten Muscat oder Moscatel, es geht hier um einen heimische autochthone Sorte. Lag 5 Tage auf der Maische, hat weniger als 3 Gramm Restzucker und nur 12% Alkohol, schmeckt nach mehr. Präsentiert sich frisch und fruchtig, mit floralen Noten, Aprikose, Zitrus und Honig. Gefällt mir ausgesprochen gut, ein feiner Orange-Wein. 
Rosé Malbec Finca Gabriel 2022. Lag 6 Stunden auf der Maische, vinifiziert wie Weißwein. Also fast ein Blanc de Noir. Ausdrucksstarke Frucht, sowohl in Nase als auch im Gaumen. Kirschen und Erdbeeren dominieren, aber weniger als 4 Gramm Restzucker. Dazu eine feine Säue – das passt. 
Chardonnay Privado 2020. 3 Monate im Barrique gereift, danach im großen Holzfass plus 9 Monate Flaschenreife. Leuchtendes gelb, und dann: Vanille, Vanille, Vanille. Das Holz ist noch sehr präsent, also der Chardonnay braucht noch Zeit. Nach mindestens drei Jahren bringt der Wein richtig viel Freude. Erfreulich nur 13% Alkohol, hatte deutlich mehr getippt. 
Rosé Syrah Finca Gabriel 2022. Das kräftige rostbraun-rot ist schon mal ein Ansage, die 50 Gramm Restzucker erst recht. Wir reden über einen süßen Rosé. Der hat wirklich alles, was Fans von süßen Rosés lieben: Erdbeeraromen satt, Veilchen, Kirschen etc. Nicht mein Lieblingsstil. Aber  ich kenne viele, die genau das lieben.  

Eine Malbec-Gala 

Malbec Finca Gabriel 2021. Malbec ist das Flaggschiff der Rebsorten in Argentinien. Und das ist die klassische Variante. Sofort kommt die Pflaume ins Spiel, ganz typisch für Malbec. Dazu Trockenfrüchte und ein Hauch Schokolade. 
Malbec Finca Gabriel Edition Special 2021. Leichte Steigerung. Hat sechs Monate Reife im Barrique hinter sich. Rund, weich, aromatisch, aber nicht aufdringlich. Ein Wein zum kuscheln. Toller Malbec und Sieger bei einigen Mitverkostern. Auch bei mir ganz weit vorn, aber da kommt noch was. 
Malbec Privado 2020. Die Privado-Serie trägt Etiketten aus Leder. Eine Erfindung von Jorge Rubio. Steht für hochwertige Weine und erweist sich auch im Marketing als sehr erfolgreich. Dieser Malbec erfüllt das Versprechen. 12 Monate Reife im Holz geben ihm viel Kraft, die weichen Tannine machen ihn saftig und geschmeidig. Im Gaumen eine sehr lange Präsenz. 
Malbec Contramano 2021. Noch so ein Einfall Jorge Rubios. Contramano bedeutet Gegenverkehr, heißt in Weinsprech: Es geht in eine andere Richtung. Bedeutet konkret Ausbau im Glasfaser-Tank, Etikett wieder Papier. Und die Erkenntnis, dass auch Gegenverkehr Spaß machen kann. Grundsolider Malbec mit den typischen Aromen von Pflaume, Kirschen und Brombeeren, runde Tannine.  Fruchtiger als die im Holz gereiften Malbec. 

Die Raritäten 

Bonarda Privado 2020. Jetzt wird es spannend. Bonarda ist eine autochthone Rebsorte, die zweitwichtigste in Argentinien. Wer hätte das gedacht, und als Fan autochthoner Rebsorten genau das richtige für mich. Es ist mein erster Bonarda und er gefällt mir. Farbe purpurrot, meine Begleiterin sieht bläuliche Reflexe. 12 Monate im Holz gereift, kaum noch Tannine, dafür reichlich Aromen. Wir entdecken Cassis, Brombeeren, Zimt!, Gewürze, Vanille, Kirschen. 
Pinot Noir Privado 2023. Innovativ ist Jorge Rubio ja, und so pflanzte er auch Pinot Noir an, in Argentinien noch wenig verbreitet. Der 2023er ist der erst vierte Jahrgang. Die 12 monatige Reife im Barrique bringt viele Intensität und Fülle, 13,5% Alkohol. Im Stil eher satter deutscher Spätburgunder als zarter burgundischer Pinot Noir. 
Gran Reserva 2019. Eine Cuvée aus 70% Malbec und 30% Merlot. Lag 18 Monate im Barrique. Das große Finale – und das zurecht. Die Gran Reserva hat viel zu bieten, nicht nur die klassische Malbec-Frucht, sondern auch Aromen von Paprika, und allerlei anderen Gewürzen. Verdient das Prädikat „großer Wein“. 

Winzer Jorge Rubio präsentiert seine Weine.

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