Die Portweinmesse 2022 war ein voller Erfolg. 151 Portweine konnten verkostet werden, darunter einige Raritäten. Zahlreiche Winzer vom Douro waren in Leverkusen vor Ort. Auch nicht ganz unwichtig: Die Organisation unter Federführung von „Mister Portwein“ Axel Probst sowie seines Mitstreiters Christopher Pfaff war wie schon bei meinen letzten Besuchen 2019 und 2018 tadellos. Kurzum – Port präsentierte sich in Bestform.

Klassiker …

Habe die Ports wieder gemeinsam mit Portwein-Freund und -Experten Robert Nößler probiert. Als Fans der Tawnys konnten wir einige schon hinlänglich bekannte Klassiker natürlich nicht auslassen. Der 20y Tawny von Churchills zeigte gewohnt guten Standard. Denn, nicht vergessen: Weil jährlich neue Abfüllungen für den Markt kreiert werden, ist ein 20y (oder 30y, 40y etc.) aus dem gleichen Haus nie das gleiche Produkt wie aus anderen Abfüllungen. Auch die Tawnys des großen Portweinhauses Taylor’s – 20y, 30y, 40y und 50y zeigten gewohnt gutes Niveau.

Carlos Flores dos Santos,

In einer außergewöhnlichen Vertikale präsentierte Andresen sieben Colheitas (Jahrgangs-Tawnys) zwischen 1980 und 2003. Geradezu fantastisch der 1997er Colheita mit viel Power und einer außergewöhnlichen Frische. Da wirkte der 1998er um einiges  älter und weniger spannend. Groß auch der 1980er, nicht zu fett, eher elegant mit einer zarten Nougat-Note. Die detaillierten Erläuterungen des charismatischen Andresen-Chefs Carlos Flores dos Santos haben den Weinen ich zusätzlichen Schwung gegeben.
Quinta do Mourão gehört zu den absoluten Favoriten am Douro. Boss Miguel Braga schickte diesmal seine charmante Nichte Rita Braga nach Leverkusen, die die Kollektion präsentierte. Beim 20y Tawny gab es nichts zu kritisieren, der 50y Tawny war schlichtweg großartig. Rund, harmonisch und von erstaunlicher Leichtigkeit – wir haben die Höchstnote vergeben.

und starke Weiße …

Rita Braga de Carvalho

Die Quinta do Mourão kann auch als Spezialist für weiße Ports gelten. Ob der großartige 20y White Port, der fast zarte 40y White oder der überaus komplexe und facettenreiche 50y White – alle Erwartungen wurden erfüllt. Eine sichere Bank. Ein feiner Vintage 2019 war auch zu probieren. Interessant das Statement auf die Frage, warum Quinta do Mourão keinen Vintage von 2020 macht. Das sei bewusst so, erklärte Rita Braga. Ein Vintage solle etwas Besonderes sein, mittlerweile gebe es aber jedes Jahr welche. Das verwässere das Produkt. Unbedingt zu loben ist auch ein 30y White von Kopke mit einem Potpourri aus Orangen, gelben Früchten und Vanille in Nase und Gaumen. Zu Kopke später mehr.
Ein ganzes Paket gealterter White Ports brachte das Haus Agri-Roncão mit. Der 20y White mag noch etwas zu viel Süße haben, der 50y White war dafür ein echtes Ereignis. Extrem dicht mit charmanter Süße, auf keinen Fall klebrig, konzentrierte Orange und einiges mehr ist zu entdecken. Einfach großartig.

und Kuriositäten …

Dirk Niepoort

Der bei den Themen Innovationen und neuer Ideen nimmermüde Dirk Niepoort hatte einen Nat’Cool Trudy dabei. Ganz Niepoort-Like erklärte der Schöpfer: „Ganz naturbelassen, ganz ohne Regeln gemacht.“ Vor allem fein gemacht! Vor Naturwein-Port muss bei diesem Stil niemand Angst haben, an dem Wein dürften auch Einsteiger ihre Freude haben. Aber was bedeutet eigentlich Trudy? „True Ruby“, antwortete Dirk Niepoort.
Unspektakulär Dry White heißt ein trockener Port (ja, so was gibt’s auch!) von Churchills. Doch was heißt hier trocken? Der Port hat immer noch 40 Gramm Restzucker, was eigentlich Süße verheißt. Hier versteckt sich die Süße jedoch fein im Hintergrund, Kräuter-Aromen dominieren. Spannender Tropfen!
Dass nicht jede Innovation ein großer Wurf sein muss, zeigte uns der White Port Chip Dry von Taylor’s. Da schien nicht ganz klar, wohin der Wein stilistisch will. Da wollten wir keinen zweiten Schluck. Bei den meisten anderen schon.

und Raritäten

Eine echte Rarität ist der 1985er Vintage von Fonseca. Der präsentierte sich wunderbar harmonisch. Süße, Säure, Tannine, alles war perfekt balanciert. Klasse!

Elisabete Almeida

Wenn wir schon bei Raritäten sind: Der 70y Tawny von Agri-Roncão hat uns begeistert – Honig, Trockenfrüchte, eine unglaubliche Dichte. Elisabete Almeida von Agri-Romao erklärte auch, was es mit den Buchstaben DR auf dem Etikett auf sich hat. Das seien die Initialen des Gründers Domingos Ribeiro.
Unbedingt zu würdigen ist auch der 50y Tawny von Messias. Da haben uns die klassischen Aromen von Trockenobst und Nussigkeit im Gaumen gegrüßt, auch die Süße-Alkohol-Balance stimmt.
Der Gipfel beim Thema Rarität war ein Colheita 1937 von Kopke. Ein Ereignis und bester Beweis, was Portweine im Alter hervorbringen können. Notiert: Farbe dunkler Bernstein; hohe Dichte und Intensität, keine Altersspuren, ein Teppich aus Trockenfrüchten und Nüssen, unfiltriert abgefüllt, direkt aus dem Fass. Ein neuer Aggregatszustand. Daneben sah der Colheita 1966 von Kopke, bei aller Begeisterung, fast wie ein Schuljunge aus.

Feine Selektion von Kopke mit dem Colheita 1937 als Highlight

Mini-Kurs Portwein

Wer im Begriffsdschungel der Portweine nicht ganz fit ist, hier noch einmal ein Mini-Kurs.
Ruby heißen die Ports, die nach mindestens zweijähriger Fassreife direkt in die Flaschen gefüllt werden. In guten Jahren gibt es Vintage-Port, also Jahrgangs-Port. Die können im Alter zu ganz großer Form auflaufen.
Tawnys werden nach zwei Jahren in kleinere Fässer umgefüllt und reifen dort weiter, manche  50, 60 Jahre lang und noch länger. Allerdings: Ein „Tawny 20 years“ muss nicht 20 Jahre gereift sein. Die Zahl ist der Durchschnitt, kann also der Mix eines 10 mit einem 30 Jahre gereiften sein. Taucht der Begriff Colheita auf, handelt es sich um einen Jahrgangs-Tawny. Es gibt auch weiße (auch da Tawnys) und neuerdings auch Rosé-Ports.
Man kann es nicht oft genug sagen: Portwein darf nicht zu warm getrunken werden. Die besten Trinktemperaturen sind beim White 8 Grad, bei einem Tawny 12-14 Grad und bei einem Ruby 16-18 Grad. Wer es ganz genau wissen will – die sehr informative Website von Axel Probst beantwortet alle Fragen.

Portweinmesse 2022 im Kasino Leverkusen.                                                                  Foto: Sonja Hoffmann


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