In Zeiten des Klimawandels wird er mehr und mehr zu einer Rarität – Eiswein. Mitte Januar war es in Ostdeutschland kalt genug, sodass die Winzer für ihr Risiko belohnt wurden, im Herbst Trauben für die Eiswein-Lese stehenzulassen.  In Sachsen freute sich vor allem die Sächsische Winzergenossenschaft Meißen, die zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder Trauben für Eiswein lesen konnte.  

Lese bei 9 Grad minus

Kostbares Lesegut

In der Nacht vom 17. auf den 18. Januar hat das Team der Sächsischen Winzergenossenschaft Cabernet-Blanc-Trauben gelesen. Aus diesen Trauben soll nun der erste Eiswein seit fast 20 Jahren entstehen. „Wir haben in den letzten Jahren immer Trauben hängen lassen, jedoch hat es mit dem gewünschten Eiswein nie geklappt, da sich die dafür notwendigen frostigen Temperaturen nicht eingestellt haben. Auch in diesem Jahr hatten wir eine Fläche von rund 3000 Quadratmetern für Eiswein vorgesehen“, informiert Lutz Krüger, Geschäftsführer der Sächsischen Winzergenossenschaft Meißen. Die ist mit 1500 Winzern Sachsens größter Weinerzeuger. „Unser letzter Eiswein ist viele Jahre her: Anfang der 2000er hatten wir Eiswein aus Riesling, kurz darauf aus Dornfelder. Das ist schon etwas Besonderes und daher freuen wir uns, dass es nun geklappt hat und wir bei -9 Grad Celsius die Lese durchführen konnten.“

Prominente Helfer

Weinprinzessin Ann-Kathrin Schatzl

Mit dabei waren auch Sachsens Weinhoheiten, die kräftig mit anpackten. „Wir sind hier nicht nur für schöne Fotos vor Ort“, sagt die Sächsische Weinkönigin Katja Böhme, „nein, für uns ist es schon eine Besonderheit, bei so einem seltenen Ereignis live dabei zu sein.“ Die Winzergenossenschaft hatte die Rebstöcke eingenetzt, um diese auch vor Vögeln und Waschbären zu schützen. „So müssen wir nun zuerst die Netze abnehmen, um dann die Trauben ernten zu können. Bei fast zehn Minusgraden muss man da schon aufpassen, dass einem nicht die Finger abfrieren“, erzählt Sachsens Weinprinzessin Ann-Kathrin Schatzl.

350 Liter Most Ertrag 

Lutz Krüger ist sichtlich zufrieden

Ein Team von 20 Winzern traf sich in der Nacht von Sonntag auf Montag im Weinberg am Zscheilaer Berg in Meißen, um die Cabernet-Blanc-Trauben zu ernten. Die Arbeit dauerte bis in den frühen Morgen an. Anschließend ging es für die gefrosteten Trauben direkt in die Presse der Winzergenossenschaft. „Aus den Trauben der Eisweinlese konnten rund 350 Liter Most gewonnen worden. Nun liegt es an Kellermeisterin Natalie Weich, aus dem gewonnenen Most den Eiswein zu keltern. Dafür haben wir mit ihr eine Expertin, die das Können und das richtige Händchen dafür hat“, ist sich Krüger sicher.
Der Eiswein der Winzergenossenschaft ist freilich nicht der erste Eiswein in Sachsen seit 20 Jahren. Bekannt ist Eiswein von Vinzenz Richter von 2017 und Eiswein von Prinz zu Lippe von 2012.

Eiswein-Lese auch in Saale-Unstrut

Am frühen Morgen des 17. Januar 2021 wurden auch im Weingut Herzer an Saale-Unstrut, dem zweiten Anbaugebiet in Ostdeutschland, Weißburgunder-Trauben für Eiswein gelesen. Minus neun Grad herrschten da an der Lage Steinmeister.  Es ist das einzige Weingut an  Saale-Unstrut, das Reben für Eiswein hatte stehen lassen.  150 Liter Most soll die Ausbeute betragen haben. Zuletzt hatten in dem Gebiet im Januar 2019 mehrere Betriebe Trauben für Eiswein lesen können. 

Fotos: meeco Communication Services


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