Unlängst bei einem Musikfestival: Ich betreute einen kleinen Weinstand, schöne Sachen im Angebot: Riesling von der Mosel, Sauvignon Blanc von der Loire, Blaufränkisch aus Österreich, Shiraz aus der neuen Welt, Rosé aus Frankreich. Und Pink Pony, heißt wirklich so. Im Gegensatz zu den anderen Weinen war der nicht trocken, dafür sehr, sehr fruchtig, ja, halbtrocken. Viele Gäste wunderten sich, das gibt’s bei mir sonst nicht. Pink Pony ist ein Rosé vom Weingut Born, Saale-Unstrut. Habe ich mich gewundert, weil dort nicht erwartet.
Nun, der Pink Pony war beim Festival zuerst ausgetrunken… 

Sichere Bank und neue Ideen

Die Weine vom Weingut Born in Höhnstedt, im nördlichen Teil Saale-Unstruts, haben seit Jahren einen festen Platz in meinem Keller. Günter Born war nach 1990 einer der ersten privaten Weinbaubetriebe im Gebiet. Seiner Linie blieb er (nach Anlaufschwierigkeiten) in all den Jahren treu: Blitzsaubere Weine, bei denen die Rebsorte immer Mittelpunkt steht, keine Schnörkel, immer trocken, mit schöner Mineralität und starkem Charakter. Eine sichere Bank über viele Jahre. 

Am 1. September 2017 hat Günter Born seiner Tochter Elisabeth den Betrieb übergeben. Sie führt ihn nun gemeinsam mit ihrem langjährigen Partner Jochen, der bald Born heiß, weil demnächst geheiratet wird. Elisabeth Born war Gebietsweinkönigin, deutsche Weinprinzessin, studierte in Geisenheim und sammelte u.a. in Neuseeland Erfahrung. Das Weingut würde in gute Hände gehen, so viel war klar. Klar war aber auch: Eine neue Generation hat eigene Vorstellungen, Pläne und Ideen. Zum Beispiel Weine wie den Pink Pony. 

Rebflächen bei Höhnstedt

Höchste Zeit also, sich vor Ort umzusehen und zu probieren, was sich getan hat bzw. tut. Einige Fakten vorweg: 9 Hektar Rebflächen werden bewirtschaftet, davon 1 Hektar Terrassenlage. 70 % der Sorten sind weiß, 30 % rot. Aktuell laufen große Umbauarbeiten, ein größerer, moderner Verkostungsraum entsteht, beim Wein die Serie „Born to be Wine“. Da hat im Marketing-Seminar jemand aufgepasst. 

Wir probieren mal durch. 

Shooting-Star Pink Pony?

Auftakt mit dem Allerhand 2017 – eine Cuvée aus Bacchus, Müller-Thurgau, Elbling, Weißburgunder, Johanniter, Cabernet blanc und Gutedel. Also fast alles, was außer Riesling im Gebiet an Weißweinen noch wächst. Der Allerhand ist ein gemeinsames Projekt der Breitengrad-Gruppe, zu denen die Borns gehören, ein Teil des Erlöses geht an soziale Projekte. Nun, der Allerhand erfüllt alle Kriterien eines klassischen Sommerweines: frisch, lebendig, mit charmanter Frucht. Für die Terrasse oder die Gartenparty. Und klar, das ist ein Breitengrad-Wein, kein Born-Wein.

Weiter geht’s mit den Rosés. Zuerst der trockene, eine Cuvée aus Portugieser und Regent, weniger als 4 Gramm Restzucker. So mag ich es.  Dann Pink Pony, halbtrocken,  da mischen viele mit: Portugieser, Regent, Spätburgunder, Zweigelt. Überbordende (rote) Frucht, nicht richtig süß, aber ein bisschen schon. Nicht ganz meine Welt – aber extrem erfolgreich. Einer der meistverkauften Weine des Betriebes, viele Fans -siehe Festival. Ein echter Shooting-Star!

Es wird spannend

Gutedel 2017 – aus der (zu unrecht) verkannten Rebsorte hat Günter Born immer viel rausgeholt. Seine Nachfolger tun es ihm gleich.  Den Restzucker spürt man nicht, nur 10,5 % Alkohol machen den Wein leicht trinkbar. Das ist einer für den Sommer oder zur Vesper.  Dann der Weißburgunder 2016. Auch hier wird das Niveau gehalten, schnörkellos, solide, er kann ein sommerliches Menü fein begleiten. Nichts falsch gemacht. 

Riesling 2016 – jetzt wird’s spannend.  Gilt für die Gesichte: Ein Großteil ist spontan vergoren, keine Schönung, 12 % Alkohol. Eigentlich ist das eine Riesling-Cuvee, weil von drei Riesling-Lagen, in zwei Etappen gelesen und alles eigens ausgebaut. Gilt für den Wein: Weil der Riesling in keine Schublade passt, jeder Schluck eine Entdeckung ist und ganz viel Charisma hat. Definitiv keiner von der Stange, und das ist großartig.  

Spannend geht’s weiter mit dem Silvaner 2016. Der hat auch eine hübsche Geschichte. 102 Grad Oechsle (!),  der Wein lag fast ein Jahr auf der Hefe, super-langsame Gärung,  komplett trocken ausgebaut. Das Ergebnis ist natürlich kein 08/15-Silvaner. Der Wein hat einen schönen Schmelz, ist etwas rauchig, zeigt erstaunlich viele Facetten. Demnächst ist unbedingt eine Vergleichsprobe mit ein paar schönen Silvanern aus Franken angesagt. Blind natürlich. Kann sein, dass es da Überraschungen gibt. 

Liebe oder Ablehnung?

Noch kein Ende der Katagorie spannend, ungewöhnlich. Der Gewürztraminer (2016) würde die Kundschaft spalten, erzählte Jochen. „Entweder man liebt ihn oder man mag ihn gar nicht.“ Weil das eben kein Gewürztraminer ist, der die Klischees  würzig, leicht süßlich, etc. bedient. Dieser hier ist knochentrocken, dennoch aromatisch, kräutrig, Obst scheint im Spiel, die Nase rosig. Er riecht süß, ist es aber nicht. 14 % Alkohol sind eine ordentliche Basis, auch hier das Urteil: extrem spannend. Zu Ausgangsfrage (man liebt ihn oder man mag ihn gar nicht): Ich gehöre zur ersten Kategorie.

Das rote Finale. Das Vorurteil, dass es im Gebiet keine vernünftigen Rotweine gibt, ist längst widerlegt, dafür steht nicht nur das Flaggschiff André Gussek. Auch Borns können mithalten. Der 2015-er Portugieser hat Saft, hat Power,  erinnert an den Geschmack von Trockenpflaumen. Macht auch Spaß, aber in Erinnerung bleiben die spannenden Weißen.

Auf der Homepage des Weinguts heißt es: Günter Born, der Patron des Hauses, blickt wohlwollend auf die jetzt im Weingut eingestiegene nächste Generation.  Das geht nicht nur dem Patron so. 

Im Keller


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