Seit kurzem werden im Saale-Unstrut-Gebiet Weine unter der Marke „Breitengrad 51“ vermarktet. Was dahinter steckt, wer mitmacht und wie sich die Idee entwickelt, ist in diesem Gastbeitrag zu lesen.

Breitengrad 51Als sich im letzten Jahr, in Ansätzen auch schon 2010 und 2011, Winzer André Gussek sich mit einigen Mitstreitern nicht im Weinbauverband Saale-Unstrut mit seiner Vorstellung durchsetzen konnte, eine Qualitätspyramide durchzusetzen, gab es erste zarte Kontakte zwischen dem inneren Zirkel der späteren Gründer des Vereins „Breitengrad 51“. Ob das ursächlich mit der damaligen Nichtaufnahme Gusseks in den in Gründung befindlichen VdP-Ost zusammenhängt – muss Spekulation bleiben.

Das Scheitern im Weinbauverband hatte seine Ursachen zuerst in der Forderung, keine Großlagen mehr zuzulassen. Gutsweine als Basis der Pyramide, Orts-und Lagen-Weine als Überbau und als Sahnehäubchen Weine, die den Titel „Breitengrad 51“ verdienen.

So die Idee, der sich im letzten Jahr dann acht Weingüter verpflichteten. Überraschend dabei das Landesweingut Kloster Pforta oder das VdP-Gut von Uwe Lützkendorf, die den Kern aus den Gütern Gussek, Matthias Hey oder Born aus Höhnstedt flankierten, ebenso wie Frölich-Hake aus Roßbach und Frank Böhme aus Gleina. Fast schon ein Exot in der Runde, der an keinem Scherz vorbeikommenden Rene Schwalbe mit seinem Weingut Rollsdorfer Mühle. So war das Vorpremieren-Feld imVorjahr denn auch noch sehr different, als es sich in Leipzig präsentierte.   Schöne Ansätze, auch schon tolle Weine – aber noch mitten im Findungsprozess. In dem ersten richtigen Jahr vom Rebschnitt bis zur Abfüllung den strengen selbst auferlegten Kriterien unterworfen, gab es erstaunliche Qualitätssprünge. Wie bei der ersten „richtigen“ Premiere in Naumburg zu erleben war.

So brachten die noch sieben Mitgliedsgüter – Lützkendorf hat sich zurückgezogen und konzentriert sich auf seine Top-Weine für den Verband der Qualitätsweingüter (VdP) – sieben neue rote und weiße Breitengrad-Weine an den Start. Wobei zwei Betriebe jeweils einen weißen und roten durch die strengen Prüfungen brachten. Die beiden „Nordlichter“ Weingut Born aus Höhnstedt und das Weingut Rollsdorfer Mühle schafften es nicht. Aber wohl eher noch nicht. Schon das spricht für die selbst auferlegten Maßstäbe. Sich dabei zu den Prüfungen auch Experten von außen einzuladen, macht die Ergebnisse wertvoller und spricht fürs Selbstbewußtsein der Breitengradler.

Zu den Weinen:

Das Landesweingut überrascht nach dem 11er „gerade so Breitengrad-Weißburgunder“ mit einem kräftigen 12er Nachfolger, der klar signalisiert, hier man seine Hausaufgaben gemacht. Und das trifft auch für den 11er Zweigelt ohne Abstriche zu.

Auch das neuerdings als Böhme und Töchter firmierende ehemalige Gleinaer Weingut Böhme brachte gleich zwei Vertreter in die Elite-Klasse. Der Spätburgunder kann als zur Gebietsspitze gehörig gewertet werden. Der Traminer ist ein Klasse-Wein. Aber kein klassischer Traminer. Der Ausbau im Barrique fügte ihm interessante Noten hinzu, dabei blieben aber typische, wie Rosenduft auf der Strecke.

André Gussek schickt einen Blauen Zweigelt ins Elite-Feld. Ein ähnlich, wie der des Landesweinguts, herausragender Vertreter all dessen, wofür man Zweigelt hierzulande mag. Kirschen satt, sensibeler Holzeinsatz. Kraft und Spritzigkeit spielen gekonnt miteinander.

Matthias Hey stellte einen ebenso tollen Zweigelt vor, den er aber nicht zur Breitengrad-Prüfung einreichte. „Ich will da noch mehr“, lässt der Vereins-Chef sich tief in die Anspruchs-Seele schauen. Sein Cuvee aus Riesling, Weiß- und Graburgunder, der erneut sein Breitengrad-Wein ist, deutet an, was ihm das vorschwebt. Ein kraftvoll wuchtiges Kunstwerk, das Filigranität, präsente Frucht mit klar definiertem Holzeinsatz kombiniert. Ein Vorzeige-Cuvee.

Absolut vorzeigefähig ist Volker Frölichs Breitengrad-Riesling. Was sich da in Roßbach im Fahrtwind der Vereinsmitgliedsschaft entwickelt hat, ist famos.

Die Rollsdorfer Mühle hatte einen Silvaner als Breitengrad-Kandidaten geplant. Da Winzer Rene Schwalbe aber alles andere als ein Schnellstarter ist, seinen Weinen extrem viel Zeit gibt, hat er seinen Wein nicht rechtzeitig fertig bekommen. Den ungeprüften Silvaner, den er in Naumburg vorstellte, war eigenständig und markant genug, sich berechtigte Hoffnungen zu machen.


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