Axel Probst, exzellenter Kenner portugiesischer Weine und speziell der Portweine, hat es schön formuliert: „Der Douro ist die Mosel in Portugal, nur ohne Straßen.“ Dort herrsche „komplette Stille wie in einem Schweigekloster – nur mit Wein“. Axel Probst nennt das Douro-Tal „die schönste Weinregion der Welt“.
Steile These, die es noch zu überprüfen gilt. Mit den Weinen vom Douro ist es einfacher, die sind mit mehr oder weniger Mühe zu erahlten. Dass Portwein von dort kommt, ist wohl bekannt. Dass auch tolle Rotweine von dort kommen vielleicht weniger. Denn die haben erst seit 10, 15 Jahren Aufmerksamkeit erregt – Ergebnis einer erstaunlichen Entwicklung. Auf einer Deutschland-Tour von Douro-Winzern unter dem Motto „Soul Wines“ gab es Gelegenheit, Weine und Weingüter kennenzulernen. Was soll sich sagen: Es war großartig.
Neun Monate Winter, drei Monate Hölle
Zunächst ein paar Fakten. Rund 45 000 Hektar Rebfläche gibt es, klimatisch geht es im Norden Portugals extrem zu. Es kursiert der Joke: „Neun Monate haben wir Winter und drei Monate die Hölle.“ Die Hölle sind Temperaturen im Sommer nicht selten bis 45 Grad. Der Douro ist eine alte Weinregion, mit 300 Jahren Weinwissen und Markenbewusstsein (Port!) schon seit dem frühen 19. Jahrhundert. Das Douro-Tal hat ein Alleinstellungsmerkmal – die Konzentration auf autochthone Reben. Cabernet Sauvignon, Merlot oder Sangiovese werden nicht angebaut. Registriert sind 44 Weißwein- und 66 Rotwein-Sorten. In Zeiten eines „Weltweingeschmacks“ ist das ein wahrer Schatz. Und wer sich nicht auf die klassischen Rebsorten ausschließlich festgelegt ist, hat mit Touriga Nacional, Touriga Franca, Tinta Roriz oder Tinta Barroca viel Freude.
Crashkurs Port
Vor allem macht der Portwein natürlich Freude – es ist DIE Marke des Douro.
Crashkurs für Port-Novizen: Portwein wird während der Gärung Alkohol zugefügt, in der Regel 77-prozentiger Branntwein. Damit wird der Alkoholgehalt des Weines auf ca. 20 Prozent erhöht und der Gärungsvorgang gestoppt. Somit verbleibt eine gewisse Restsüße in der Traube. Alle Portweine lagern zunächst mindestens 2 Jahre in sehr großen Fässern, um dann entweder direkt in Flaschen abgefüllt zu werden (Ruby) oder in kleinere Fässer umgefüllt zu werden (Tawny), um weiter zu reifen. Manche 10, 20 bis 40 Jahre lang. Sowohl bei den Rubies als auch bei den Tawnies gibt es mehrere Qualitätsstufen. Im Begriffsdschungel auch wichtig: Vintage Ports reifen grundsätzlich in der Flasche. Populär sind inzwischen auch Weiße Ports (sollten gut gekühlt getrunken werden), seit 2007 gibt es auch Rosé-Ports. Für Portwein-Puristen gilt der alte Spruch: „Die erste Pflicht des Portweins ist es, rot zu sein. Die zweite Pflicht ist es, ihn zu trinken.“ Apropos trinken und weil es da schon schlimme Erlebnisse gab: Die besten Trinktemperaturen sind beim White 8 Grad, bei einem Tawny 12-14 Grad und bei einem Ruby 16-18 Grad.
Unbedingt zu empfehlen ist die sehr informative Website von Axel Probst.
Wie bei den Tastings gewohnt, noch die persönlichen Favoriten. Rein subjektiv, die Reihenfolge ist kein Ranking.
Quinta de Barca
Kleines Weingut, großartige Entdeckung, alle Weine mit dickem Ausrufezeichen. Es geht los mit dem tadellosen Einstiegswein Busto Tinto (2013), 3 Monate Fassreife + 3 Jahre Edelstahl. Dann Busto Grande Escolha Touriga Nacional, 100 Prozent portugiesische Nationalrebe, 9 Monate im Eichenfass, danach auf die Flasche, noch reichlich Tannine, reichlich Aromen, ein tolles Finish und noch ein ganz, ganz langes Leben. Busto Reserve (2013) ist die Cuvée aus Touriga Nacional + Tinta Roriz + Tinto Cão + Touriga Franca, herrlich, Portugal rot konzentriert. Krönung ist die Gusto Reserve Touriga Nacional (2011) – einfach Klasse.
Alves de Sousa
Ein berühmter Name vom Douro, Familie de Sousa ist seit fünf Generationen im Geschäft. Generell schöne Weine. Caldas Reserva Touriga Nacional (2013) , von dunklen Pflaumen über schwarzen Pfeffer bis schwarzen Kirschen alles dabei was an dunkel erinnert. Caldas ist der Name des Weinbergs. Mindestens ebenbürtig der Gaivosa os Anos (2013), eine Cuvée der Touriga-Sorten plus Sousa, acht Monate im Eichenfass gereift, cremig, schokoladig. Quinta da Gaivosa (2013) schließlich, aus alten Reben, 15 Monaten in neuer Eiche plus weitere 2 Jahre in großen Eichenfässern gelegen, schönes Charisma. Der Gipfel schließlich Abondonado (2013), das ist Quinta de Gaivosa vom besten Stück. Gibt’s nur in den besten Jahren. Und Port natürlich, die ganze Bandbreite. Großartig der sehr schöne Quinta da Gaivosa White 10 years und Alves de Sousa Vintage Port 2007 schließlich – überwältigend.
Aneto
Kleines Familiengut, 2001 gegründet. Überraschend inspirierte Aneto White Reserve (2014), aus Semillon und Verdelho. Die Hälfte ist 8 Monate im Barrique gereift, die andere im Edelstahl. Dann ein schöner Aneto Pinot Noir (2015), selten am Douro, kein Blockbuster, kräftig und elegant zugleich. Der Aneto Tinto (2012) vereint sechs Rebsorten, sozusagen Portugal rot konzentriert in einer Flasche. Würzig, wuchtig, viel Power. Die Aneto Reserve (2013) ist mit dem Aromenspiel schwarze Früchte/Vanille interessant, noch eindrucksvoller ist der Aneto Tinto Grande Reserva (2013). Ein Jahr in neuen Barriques, dann noch zwei im großen Holzfass gelegen, kraftvoll, unendlich lange Präsenz. Ein besonderes Schmankerl mit Mut zum Süßen abseits des Ports ist der Aneto Late Harvest (2010), ein Süßwein von Semillon auf Botrytis-Basis, feiner Tropfen, nach Orangen und Aprikosen und vielem mehr.
Parceiros na Criação
Ein Zungenbrechername, PNC, so der Vorschlag von Besitzer João Napoles, macht es einfacher. Das Gut ist erst seit 2013 auf dem Markt, die Weine werden unter h’OUR vermarktet. Auch hier ein hübscher Weißwein Branco (2016) aus einem dutzend Sorten, mit schöner Frische und Würze. Der Rosé aus 50 Prozent Touriga Nacional und sieben weiteren autochthonen Sorten ist sehr intensiv, würde mancherorts gewiss als Rotwein durchgehen. Dann aber ein echter Rotwein h’OUR Tinto (2010), aus alten Rebflächen mit 18 verschiedenen Sorten (!), gemischter Satz hoch zehn also. Lag12 Monate im Barrique und weitere 12 Moante im Edelstahl. Das Holz harmoniert perfekt, ein toller und charismatischer Wein. Toll ist auch der Preis: 10 Euro!
Monte S. Sebastião
Familiengut seit 1950. Der Weißwein fällt auch hier auf, wofür Douro eigentlich nicht unbedingt berühmt ist. Der Douro S. Sebastião (2016) ist eine Cuvée der autochthonen Rebsorten Rabigato, Viosinho und Bodega do Larinho, hat ein spezielles Profil, schöne Würze, Maracuja und Sonne sind die ersten Gedanken. Da ist nicht weit bis zum schönen Rosé, in dem die klassischen roten Rebsorten mitmischen und der von Reben direkt neben der namensgebenden Kapelle San Sebastiao gemacht wird. Generell eine schöne Frische, wie auch beim weißen, das kommt von der Höhenlage (550 m). Die bemerkenswerte rote Monte S. Sebastião Grande Reserva (2010), 12 Monate im Eichenfass gereift, hat auch diese charakteristische Frische.
D’Origem
Kleiner Betrieb, gegründet 2001, produziert auch Olivenöl und Säfte. Aufgefallen ist der Velha Geração Reserva Branco (2013), ein würziger Weißwein mit interessanter Schärfe. Malvasia und drei weiteren autochthone Sorten sind im Spiel. Dann natürlich auch hier das Prunkstück, die Velha Geração Grande Reserva (2011). Auch hier vereinen sich alle klassischen roten Rebsorten vom Douro in einer Cuvée. Die hat 18 Monate in neuen amerikanischen und französischen Eichenholzfässern gelegen, ergibt eine tolle Struktur, einen Wein mit viel Power und noch satt Tanninen, sicheres Zeichen für sein langes Leben.
Quinta do Mourão
Großes Gut, sehr modern, aber mit sehr alten Rebflächen. Beachtliche Rio Vom Tinto Reserva, aus den klassischen portugiesischen roten Sorten. Aber bei Quinta do Mourão müssen wir über Portwein (Markenname Porto S. Leonardo) reden, das sind die Flaggschiffe der Winery. Es gibt nur Tawnies. Aber was für welche! Die 30, 40 Jähre gereiften sind Engelstropfen, verdienen das Prädikat Weltklasse. Beim Porto S. Leonardo 40y stammt der Mutterwein aus dem Jahr 1948! Noch mehr Portwein-Himmel!
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