Bordeaux kennt jeder Wein-Fan, für nicht wenige ist es Bacchus‘ heilige Stadt, Ziel aller Träume. Bordeaux ist das Tor zu berühmten Orten wie Pauillac, Margaux oder Saint-Estephe, wo Chateaus a la  Mouton Rothschild,  Margaux oder  Cos d‘Estournel zu Hause sind, aus denen so tolle wie teure Weine kommen. Doch ein paar Kilometer östlich der Bordelaiser Glamour-Schlösser gibt‘s auch nette Orte und hübsche Weine. Viele sind kaum bekannt, weil halt alle zu den berühmten Weinschlössern strömen.

Also ein Abstecher ins Hinterland, in die verträumte Kleinstadt Duras, 80 Kilometer stramm östlich von Bordeaux gelegen und  in der französischen Wein-Geografie offiziell der Region Südwest zugeordnet. Duras hat eine eigene Appellation, die AOC „Côtes de Duras“, die in Deutschland kaum bis nicht bekannt ist. Zum Leidwesen der örtlichen Winzer (Standardspruch: „Die gleiche Sonne, die gleichen Trauben und den gleichen Boden wie im Bordelais“). Die Rotweine werden im Stil der Bordeaux aus den Rebsorten Merlot (60 % der Anbaufläche), Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc (zusammen 35 %) verschnitten, manchmal  ist etwas Malbec im Spiel, der hier Côt genannt wird.

Rein sortentechnisch hat man also einen Bordeaux im Glas. Doch die Côtes de Duras erzielen nur einen Bruchteil deren Preise. Okay, den Gipfel eins Mouton, Lafitte oder Margaux schaffen die Duras-Weine nicht,  aber mit dem vielfach überteuerten Bordeaux-Mittelmaß können sie mehr als nur mithalten. Schnäppchen sind also möglich.  Die zu finden, ist das „Maisen de Vin“ (Haus des Weines) der beste Ort, eine wunderbare Einrichtung vieler französischer Weinorte, in der alle Weine des Gebietes probiert, verglichen und gekauft werden können.

Das Resümee der Degustation in Duras: Die Tropfen der örtlichen Genossenschaft, die unter dem Label „Berticot“ firmiert, sind unkompliziert und preiswert (5-Euro-Bereich). Platzhirsch ist Chateau La Grave Béchade, altes Adelsgeschlecht, aber mittlerweile im Besitz einer marokkanischen Familie. Nette Barrique-Weine, insgesamt aber wenig erinnerungswüdig.

Spannender sind die Produkte einiger Privatwinzer. Einer ist Alain Lescaut, der sich seit 1997 dem biologischen Anbau verschrieben hat und mit ambitionierten Tropfen Erfolge in den USA und den Benelux-Ländern feiert. Seine Weine werden mit dem Label „Domaine du Petit Malromé“ gehandelt. Insgesamt ein sehr gutes Niveau, der Merlot „Cuvée Sarah“ war großartig: geringe Erntemenge, lange im Barrique, würzig, Pfeffer, Zimt, langes Leben, 13 Euro. Hübsch auch der Süßwein „Soleil de Malromé“: buttrig, Aprikosen, Orangen, schöne Eleganz,  nimmt es mit vielen Sauternes auf, kostet etwa 15 Euro, soll aber schon ausverkauft sein.

Marie-José & Pierre Bireaud

Marie-José & Pierre Bireaud

Auch aufgefallen: Marie-José und Pierre Bireaud, die in dem Flecken Baleyssagues das kleine, aber feine Weingut Domaine Les Hauts de Riquets führen.  Die Bireauds waren jahrelang Mitglied der Kooperative und kreieren erst seit wenigen Jahren eigenen Wein. Aber was für einen! Der „Le Mignon“ (70 % Merlot, 30 % Cabernet Franc) ging in einer Blindverkostung als 50-Euro Bordeaux durch, hat gerade mal 10 Euro gekostet.

Erkenntnis, wieder: Bei aller Begeisterung für Berühmtes immer wieder auch ins Hinterland schauen.  Lohnt sich meistens, in Frankreich garantiert.


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