Bekomme immer mal wieder Tipps zu mir noch unbekannten Weingütern. Typische Frage „Kennst du…?“ Unlängst schwärmte eine Freundin von Rocim, sie war dort. Das Weingut kannte ich nicht, obwohl mir der Weinbau in Portugal nicht ganz fremd ist. Logische Konsequenz: ein kleiner Weingut-Test Rocim. 

Start im Alentejo

Offiziell heißt das Weingut Herdade do Rocim. Die Herkunft ist unschwer zu erkennen: Portugal. Herdade do Rocim ist die Geschichte von Catarina Vieira und Pedro Ribeiro, die das Weingut Rocim zu einem der aktuell erfolgreichsten Projekte Portugals gemacht haben. Das Ehepaar startete im Jahr 2000 mit hohem technischem Aufwand im Alentejo, ist mittlerweile auch in den Regionen Vinho Verde, Douro, Dao, Bairrada, Madeira und auf den Azoren aktiv. Hut ab!  

Leichte Weine trotz großer Hitze

Catarina Vieira und Pedro Ribeiro

Catarina ist ausgebildete Winzerin und arbeitete zunächst mit ihrem Vater, bevor ihr Ehemann Pedro Ribeiro, ein aus Porto stammender Önologe mit internationaler Erfahrung, in das Unternehmen einstieg. Die perfekten Bedingungen für ihre Weine fand das Paar im Vale do Rocim. Obwohl das kleine Tal im südlichen Alentejo liegt – eine der wärmsten Regionen Portugals – vinifizieren Catarina und Pedro dort leichte, lebendige Weine, die teilweise mit nur 12% Alkohol ausgestattet sind.  
Wie geht das? Eine entscheidende Rolle spielt die Lage der Weinberge, die sich an die Hügel der Serra do Mendro schmiegen. Die Bergkette wirkt wie eine natürliche Barriere für die Winde und Nebelströme, die vom Atlantik bis hierher ins Landesinnere ziehen. Die kühlenden Meeresbrisen sorgen für die Frische in Luft, Boden und Reben.  

70 Hektar Rebfläche 

Die Weinberge erstrecken sich über 70 Hektar. Davon entfallen 53 Hektar auf rote Rebsorten und 17 Hektar auf weiße. 20 Hektar bestehen aus alten Rebstöcken, vor allem Aragonez, Trincadeira, Moreto and Tinta Grossa. Aber auch hierzulande kaum bekannte Sorten wie  Rabo de Ovelha, Perrum, Roupeiro, Manteúdo werden angebaut. Die gesamte Weinbergsarbeit erfolgt von Hand.
Das waren die Basics, nun wird probiert.

Ein Fest der autochthonen Sorten

Fresh from Amphora 2023, Alentejano. Die Sorten Moreto, Tinta Grossa und Trincadeira sind im Spiel, extrem spannend. Hergestellt in Ton-Amphoren und ohne Temperaturkontrolle. Die Gärung erfolgte mit einheimischen Hefen und ohne Most-Zugabe. Zwei Monate Maischestandzeit in der Amphore. Helles rubinrot, erdige und pflanzliche Aromen. Nur 12% Alkohol! Leicht und samtig, jeder Schluck bringt neue Entdeckungen. Exzellenter Begleiter zu portugiesischen Vorspeisen. Unbedingt leicht gekühlt (12–14 °C) trinken.

Olho de Mocho Reserva 2023, DOC Alentejo. Ein Weißwein der seltenen autochthonen Rebsorte Antão Vaz (nur 500 ha im Anbau) vom ältesten Weinberg der Herdade do Rocim. Die Gärung erfolgte in 500-l-Eichenholz-Fässern und Betontanks für 15 Tage bei kontrollierter Temperatur. Danach neun Monate Reife in Betontanks und französischen Eichenfässern. 12,5% Alkohol und 0,8 Gramm Restzucker. Ein großer Wurf, ein charismatischer Weißwein und unser „Tagessieger“! Das Holz kommt charmant daher, einer der Mitverkoster hat eine Spur Torf entdeckt. Ganz dezent sind die Aromen exotischer Früchte, auffälliger sind Kräuter- und Würz-Aromen. Ewig lange Präsenz. 

Mariana Rosé 2024, Alentejano. Ein junger und frischer Wein aus den Rebsorten Touriga Nacional und Aragonez. 12,5% Alkohol. Die Gärung erfolgte 17 Tage lang in kleinen Stahltanks bei 14,5°C, dann Flaschenreifung für einen Monat. Sehr blasses Rosa, wir finden reichlich Aromatik bei erfreulich nur 3 Gramm Restzucker:  Stachelbeeren, Drops, Weiße Johannisbeeren, die weiße Haut der Grapefruit, vor allem angenehme Frische.

Dr. Bruno 2023, DOC Bairrada. Der in Aluminiumfässern ausgebauten Rotwein mit dem Hauptanteil der alten autochthonen Sorte Baga in der Cuvèe hat einige Rätsel aufgegeben. Das fängt beim schrägen Etikett (der Bär im Anzug) an. Baga ist mir als ausgesprochen tanninreiche Rebsorte bekannt. Doch davon ist im Dr. Bruno kaum etwas zu spüren. 12% Alkohol sind gar nicht verwerflich, aber uns fehlte doch etwas Power und Intensität. Für Fans von autochthonen Rebsorten aber auf jeden Fall ein guter Tipp. 


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