Unterwegs an der Nahe, Besuch im Weingut Korrell in Bosenheim, ein Teil von Bad Kreuznach. Gerade erledigen Drohnen den Pflanzenschutz (Kupfer+Schwefel+Backpulver), aktuell schwer im Trend.
Bio und Schafe
Martin Korrell hat das Weingut 1995 übernommen, da war er gerade 20 Jahre alt. Damals war vom Klimawandel noch nicht viel die Rede, jetzt muss auch er sich Gedanken machen. Macht er, zum Beispiel mit Reberziehung. „Die Blätter bleiben auf Sonnen-zugewandten Seite dran. Wegen der Schatten auf der anderen Seite, da kommen sie ab“, erklärt er eine Maßnahme. Der 35-Hektar-Betrieb ist im vierten Jahr Bio-zertifiziert, und – wie passend – weiden auch gelegentlich Schafe zwischen den Reben.
Thema Terroir
Aber ich bin nicht wegen der Drohne oder wegen der Schafe hier. Die verschiedenen Lagen des Weinguts haben verschiedene Böden, und das ist die extrem spannende Geschichte. Stichwort Terroir. Es soll Leute geben, die den Einfluss des Terroirs auf den Wein für Blödsinn oder in gemäßigter Form für „überbewertet“ halten. Da sollten die Skeptiker mal bei Martin Korrell vorbeischauen. Bei ihm gibt es Rieslinge von verschiedenen Lagen, die sehr unterschiedliche Böden haben. Der Einfluss des Terroirs wird schmeckbar.
Die Rieslinge von unterschiedlichen Terroirs präsentiert Korrell in einer so genannten Löwenkiste. Die enthält 6 Weine aus unterschiedlichen Lagen, alle Rieslinge, alle Jahrgang 2023. Jede Lage hat ihren speziellen Charakter, d.h. ihren eigenen Boden. Der Vergleich ist eine extrem spannende und genussvolle Riesling-Reise.
Die Lagen-Rieslinge
Riesling Norheimer Kirschheck. Bodentyp im Kirschheck ist Schiefer-Porphyr-Lehm, die Reben sind 25 bis 30 Jahre alt. Der Riesling präsentiert sich schlank und doch sehr aromatisch. Daumen hoch.
Riesling Norheimer Dellchen. Das ist eine kühlere Lage mit steinigem Boden. Die Riesling zeigt sich noch ziemlich verschlossen, braucht garantiert noch einige Zeit. Wegen des steinigen Bodens?
Riesling Niederhäuser Klamm. Die Reben wurden 1952 gepflanzt, verdienen also wirklich das Prädikat alte Reben. Die Niederhäuser Klamm ist eine Steillage mit Schiefer, konkret Grünschiefer. Ein sehr karger Boden. Schmeckt man, denn der Riesling ist sehr schlank, dafür extrem konzentriert. Dafür sorgen die alten Reben!
Riesling Böckelheimer Felsenberg. Der Felsberg ist Porphyrgestein, rote Schlacke. Da kommt natürlich ein ganz anderer Riesling ins Glas als die vorherigen Beispiele. Der Felsenberger Riesling ist würzig, salzig (jaja, das neue Modewort), auch metallisch, stahlig. Hat im Finale eine kleine Schärfe, ist intensiv, manche sagen fett. Schon klar, eine extrem spannende Geschichte.
Riesling Kreuznacher Paradies. Beim Paradies reden wir von Muschelkalk und Tonmergel, die Gegend war schließlich mal ein Urmeer. Muschelkalk bringt runde, geschmeidige Weine hervor. Das trifft hier voll zu. Dann haben wir noch gelbe Frucht (Pfirsich!) und im Vergleich zu den anderen Rieslingen einen schwer zu erklärenden Reife-Vorsprung. Terrroir?
Riesling im Honigberg. Der Honigberg ist eine Extraparzelle im Paradies, das „Stück“ ganz oben. Also auch Muschelkalk und Tonmergel. Der Riesling Honigberg wurde im Halbstück ausgebaut, das bringt schmeckbare Fülle und noch mehr Geschmeidigkeit. Ein toll balancierter Riesling, mein Liebling.
Spektakuläre Zugabe
Also, wer noch am Einfluss des Terroirs Zweifel hegt – einfach eine Rebsorte des gleichen Jahrgangs aus verschiedenen Lagen durchprobieren. Ist natürlich in ähnlicher Form auch bei anderen Weingütern möglich, einfach fragen. Martin Korrell stellte als „Zugabe“ noch seinen Étape Riesling XXV vor, den er zum 20. Jubiläum kreiert hatte. Eine sehr spezielle Kreation: Drei Trauben pro Stock bleiben in einer Parzelle im Paradies hängen, nach der Lese dann ein Tag Maische, ein Jahr Vollhefe, Ausbau im Halbstück. Großer Wein! Geschmeidig, elegant, Honig, ewige Präsenz. 7,5 Gramm Restzucker treffen auf 8,5 Gram Säure, das ist eine Traumhochzeit. Preis auf Anfrage…
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