Carnuntum war eine der Entdeckungen dieses Sommers. Habe Rubin Carnuntum kennen- und schätzen gelernt. Habe großartige Rotweine von Ersten Lagen sowie tolle Weiße getrunken, auch Gerhard Pimpel interviewt. Dann war da auch noch das Thema Frauen-Power. 

Fast die Hälfte der Weine von Frauen 

Denn immerhin fast die Hälfte der Weine im Carnuntum werden von Frauen gemacht, diese Frauen-Power dürfte beispiellos sein. Neben der weit über die Grenzen des Gebietes bekannten Dorli Muhr gibt es im Gebiet tatsächlich eine Reihe junger, höchst ambitionierter Winzerinnen: Michaela Riedmüller, Christina Netzl, Karoline Taferner, Hanna Glatzer, Stefanie Böheim. Die Liste ist nicht vollständig. 

Aber: Gibt es überhaupt Unterschiede in der Wein-Herstellung zwischen den Geschlechtern? Was die Arbeit im Betrieb angehe ja, glaubt Dorli Muhr. „Frauen arbeiten eher im Team, Männer eher in einer Hierarchie“, sagt sie. Aber gibt es bei den Weinen auch stilistische Unterschiede? Kann man erkennen, ob ein Wein das Werk einer Frau ist? Dorli Muhr: „Das zu behaupten wäre vermessen. Das ist wohl eher ein Prozess über Generationen.“

Jeder Wein eine Persönlichkeit  

Nun aber sollen die Frauen mal zeigen, was Frauen-Power kann. Das haben sie, mit – wie könnte es anders sein – zum Teil extravaganten Weinen abseits des Mainstreams. Jeder Wein als eine Persönlichkeit.  

Stefanie Böheim: Ried Sixbergen Weißburgunder 2021. Erst Ganztraubenpressung, dann ist der Weißburgunder in gebrauchten Barriques gereift. Es gibt nur 1000 Flaschen. Viel Charisma, angenehme Säure. Auch satte 13,5% Alkohol, doch das passt, denn alles ist gut balanciert. Orangen und Grapefruit-Aromen fallen auf. 

Karoline Taferner: Ried Altenburg Weißburgunder 2021. 36 Stunden Mazeration auf der Schale, spontan vergoren. Danach 12 Monate Lagerung auf der Vollhefe. Reife zur Hälfte im großen Holzfass, die andere Hälfte im Edelstahltank. Das Holz ist irgendwie noch spürbar, aber angenehm. Quitte und Melone werden entdeckt, auch ein salziger Ton, insgesamt sehr vielschichtig.

Michaela Riedmüller: From Down to Earth 2020. Ein spannender Orange mit 60 Prozent Welschriesling und 40 Prozent Neuburger. Beide Sorten wurden separat ausgebaut. Maischestandzeit 8 Tage, spontan vergoren, gereift in gebrauchten Holzfässern, unfiltriert abgefüllt. Hier gibt es ganz viel zu entdecken, exotische Früchte, auch Honig. Ein Naturwein aus dem oberen Regal. 

Christina Netzl: Wilde Liebe 2021. Eine Cuvée aus Chardonnay, Sauvignon blanc und Welschriesling. Offene Vergärung auf der Maische, danach Reife in gebrauchte Fässern. „Diesen Wein habe ich voll und ganz seiner Bestimmung überlassen – kein Plan, keine Vorgaben“, erklärt die Winzerin. Kein Wunder, dass der Wein geradezu ein Temperamentbolzen ist, Kräuter, Gewürze, Exotik – alles da und noch viel mehr. Nur 1 Gramm Restzucker – großartig. 

Hanna Glatzer: Pinot Noir 2020. Die Tochter von Star-Winzer Walter Glatzer verantwortet unter dem Label „Hannas Bunte Weine“ eine eigene Linie. Feine Idee! Dieser präzise Pinot Noir ist ausgesprochen gut gelungen – elegant und kraftvoll zugleich. Ganztraubenpressung und kurze Maischestandzeit sind die Stichworte zur Herstellung. Die feine Würze, zarte Frucht, frische Säure und eine Prise Tannin ergeben einen tollen Wein.

Dorli Muhr: Blaufränkisch Ried Kobeln Liebkind  2016. Der Wein kommt vom Pilotprojekt Bio am Spitzerberg. Kobeln heißt dort der höchster Punkt. Die 1,2 Hektar große Parzelle lag 15 Jahre brach und wurde 2008 gekauft. Der wegen der Trockenheit dort extrem geringe Ertrag sorgt für konzentrierte Weine. Die Trauben wurden mit den Füßen gestampft und teils mit den Stielen in offenen Gärbottichen mazeriert. Spontane Gärung, Abpressung nach 20 Tagen, anschließend 20 Monate Reife im großen Holzfass. Unfiltriert abgefüllt. Großer Wein! Sanfte, seidige Tannine, dunkle Beeren, Kräuter, Tabak, viel Blaufränkisch. 


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