Bei der spannenden Weintour durchs Carnuntum – bis dato eher ein weißer Fleck – gab es eine Menge interessante Begegnungen mit den Winzerinnen und Winzern vor Ort. Darunter auch mit Gerhard Pimpel, dessen Chardonnay Ried Rosenberg 2020 sowie der 2013er Merlot Optime mich schwer beeindruckt haben. „Ich bin ein bisschen wie meine Weine. Ich brauche ein wenig Zeit, bis ich mich öffne“, schreibt Gerhard Pimpel auf der Homepage seines 12-Hektar-Betriebes, den er 1987 von seinen Eltern übernahm. Das zwingt geradezu zu einem Wein-Gespräch. Und der Begriff Zeit ist ja relativ… 

Woher kommt die Liebe zum Wein?
Die wurde mir in die Wiege gelegt. Ich bin damit groß geworden und meine Kinder sind damit aufgewachsen. Wir sind mit Herz und Seele Winzer Familie und diese Leidenschaft habe ich übernommen und weitergegeben.

Hatten Sie eine andere Wahl? Oder überhaupt den Wunsch, etwas anderes  als Winzer zu werden?
Ich wusste in der Volksschule schon, dass ich Winzer werden möchte und hab diesen Entschluss noch nie bereut. 

Können Sie sich noch an den ersten Wein erinnern, den Sie bewusst getrunken haben? Welches Erlebnis war das?
Ja, sehr genau noch. Es war ein reinsortiger Zweigelt 1983 – ein vollreifer Rotwein, der bei uns im Betrieb vinifiziert wurde.  

Wie charakterisieren Sie in wenigen Worten Weine aus dem Carnuntum?
Zweigelt, Blaufränkisch, Chardonnay, Weißburgunder und Grüner Veltliner bilden die Grundlage für charaktervolle, herkunftstypische Weine unter der geschützten Bezeichnung „Carnuntum DAC“. Strukturierte, kraftvolle Weißweine, und die Rotweine haben eine sehr intensive Farbe, dunkle, kirschige Frucht, viel Saftigkeit und ein eher sanftes Tannin-Kleid. 

Welches Alleinstellungsmerkmal haben die Weine aus dem Carnuntum?
Der Vergleich zeigt den stilistischen Unterschied zwischen den Regionen im Gebiet

Eine Devise im Gebiet heißt: Herkunft schlägt Sorte. Ist das auch ihr Prinzip? 
Die große Kunst ist es, für jede Sorte die richtige Lage, den richtigen Boden, das richtige Klima, zu finden – einfach gesagt, die perfekten Bedingungen. Das sind die Voraussetzungen für die bestmögliche Qualität der Trauben, und Weine. Aus diesem Grund sind unsere Lagen und die dort vorherrschenden Bedingungen ein zentrales Thema für das gesamte Weingut. Vor jeder Neusetzung werden intensiv Lagen und mögliche Sorten diskutiert, bevor nach genauer Analyse der vorherrschenden Bedingungen, und mit Erfahrungen aus vielen Jahren Weinbau eben jene Sorte auf eben jene Lage gepflanzt wird. Einzellagen werden in Zukunft verstärkt ausgearbeitet. Und ja, Herkunft schlägt Sorte.

Manche Winzer lassen Weine mit Musikbegleitung reifen, andere setzen auf die Lese bei Vollmond. Was halten Sie von solchen Ideen, praktizieren Sie selbst etwas Außergewöhnliches?
Wir produzieren außergewöhnliche Weine durch respektvollen Umgang mit der Natur und fokussieren uns auf die Physiologische Reife.

Sie sind 36 Jahren im Geschäft. Welcher Wandel hat sich im Weinbau in dieser Zeit vollzogen?
Überall im Land haben die Winzer damit begonnen, die Erträge zu reduzieren und genau zu schauen, welche Rebsorten wo am besten wachsen. Bis dahin wurde überall in Österreich im Grunde das gepflanzt, was nachgefragt wurde, und nicht das, was in ein bestimmtes Gebiet auch passt. Das hat sich geändert.

Welche Trends für die Zukunft sehen Sie?
Es gibt interessante Trends, wie zum Beispiel reinsortige Einzellagenweine oder Ortsweine. Da schauen wir uns an, wie diese Weine vom Markt aufgenommen werden. Dennoch möchten wir, dass man bei unseren Weinen erkennt, woher sie kommen. Sie sollen charakteristisch für das Weingut sein aber dennoch typisch Carnuntum.

Der Klimawandel beschäftigt die Weinwelt. Welche Auswirkungen sehen Sie? Müssen besondere Maßnahmen ergriffen werden?
Wasser-Management wird wichtig werden, und die Laubarbeit werden wir an die Trockenheit anpassen Jedoch würden die Erhöhung der Durchschnittstemperatur in Österreich die Trauben unbeschadet überstehen. Wir können von der Klimaerwärmung sogar profitieren, zumindest was den Anbau von Sorten angeht, die Wärme lieben. Wegen der höheren Temperaturen steigt aber auch der Zuckergehalt der Trauben und somit der Alkoholgehalt im Wein.

Gerhard Pimpel

Welchen Wein öffnen Sie gern, wenn Sie nach Hause kommen?
Das ist situationsabhängig. Ich mag Weißwein generell sehr gerne, und am Abend ein Glas Rotwein ist herrlich. Es kommt auf die Stimmung an, auf die Wettersituation, da müssen einige Faktoren zusammenpassen.

Und was wird zu besonderen Anlässen entkorkt?
Natürlich unsere Lagenweine wie Ried Rosenberg 1ÖTW oder Ried Bärnreiser 1ÖTW in verschiedenen Jahrgängen

Ihr persönlicher Lieblingswein?
Ried Rosenberg 1ÖTW – ist bei uns 80% Zweigelt und 20% Merlot

Ihre Meinung: Kork, Glas oder Schraubverschluss?
Wir haben entschieden, beim Kork zu bleiben. Der Vorteil von Naturkork liegt im Material. Er dichtet gut ab und schützt den Wein vor äußeren Einflüssen, und lässt auch kleinste Mengen an Sauerstoff durch. Der Wein könne durch den Korkverschluss besser atmen.

Mit wem würden Sie gerne mal ein Glas Wein trinken?
Mit meinem Lieblingssänger, der allerdings schon verstorben ist: Luciano Pavarotti

Lassen Sie sich bei der Weinbereitung von einer bestimmten Philosophie leiten?
Weniger ist mehr – die höchste Kunst entsteht in der Natur, die wir durch minimalistisches Eingreifen umrahmen. Das heißt, Geduld, Vertrauen, Respekt, Verbundenheit zu den Weinstöcken zu haben, und unseren Wein Zeit zur Reife zu geben. Wir produzieren Weine möglichst ohne Zusätze und ohne aufwendige önologische Verfahren, und bringen so das Naturprodukt Traube in die Flasche.

Gibt es den perfekten Wein?
Annähernd – wir arbeiten daran 😉


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