Anruf eines Freundes: „Ich öffne morgen einen Opus One von 1993. Interesse?“ Aber Hallo, da lass ich mich nicht zweimal bitten. Schließlich ist Opus One einer der berühmtesten (und teuersten) Weine der Welt. Habe spontan zugesagt – und das natürlich nicht bereut. 

Enttäuschungen und Begeisterung

Opus One, das ist eine besondere Geschichte – was den Wein selbst betrifft, und was ich mit ihm bisher erlebt hatte. Dreimal hatte ich bisher Gelegenheit, Opus One zu trinken. Im August 1998 mit Freunden im August 1998 den 1990er: Eher enttäuschend, flach. Euphorie kam nicht auf und wir stritten darüber, der Wein zu jung oder zu alt sei. In Februar 2004 bei einer Veranstaltung den 1997er: Fand ihn sehr gut, war aber mit diversen Gesprächen stark abgelenkt und als ich ein zweites Glas probieren wollte, gab’s nichts mehr. Und dann im August 2011 beim Besuch der Opus One Winery im Napa Valley die Jahrgänge  2006 und 2010: Beim 2006er Begeisterung, fast Euphorie, der 2010er war eindeutig zu jung. Die Begeisterung muss nicht verwundern. Auf der Terrasse der futuristischen Kathedrale, von Architekt Scott Johnson eigens für Opus One im Napa Valley erbaut, wird jeder Wein zu einem Ereignis, auch wenn das Glas 40 Dollar (wie der 2006er) kostet. Aber wie steht es nun um den Opus One 1993?

Starkes Vorprogramm

Es gibt ein „Vorprogramm“. Doch was heißt hier Vorprogramm. Jeder der vier Weine zur Einstimmung auf den Star des Abends war eine Klasse für sich. Es beginnt mit einem Riesling 2013 vom Zeller Petersborn-Kabertchen, ein Aktionärswein der Mosel Weinberg AG. Der ist spürbar reif, dicht, erwachsen, die leichte Petrolnote ist nicht unangenehm. Es folgt der Orange-Wein „Freigeist“ vom Weingut Högl in der Wachau. Ein Frühroter Veltliner von 2018, spontane Maischegärung im Eichenfass, nach 60 Tagen Schalenkontakt abgepresst und danach 11 Monate auf der Vollhefe gereift. Finden alle gut, sogar die Nicht-Orange-Liebhaber.  Originell geht’s weiter mit dem Qvevri Bouquet  2015. Ein georgischer Wein der Rebsorte Kisi, in der Amphore (Qvevri) gereift.  Genau was für mich, bin großer Freund der georgischen WeineDie Brücke zum Opus One ist schließlich der Château d’Armailhac 2002 aus Pauillac. Alle sind begeistert. Toller Wein, elegant, kraftvoll, harmonisch. Entdeckt werden Zedernholz, Tabak, Cassis- und Brombeer-Aromen.

Nun der Opus One 1993 

Jetzt aber der Opus One 1993. Dekantiert wird er ca. 90 Minuten vorher. In diversen Portalen checken wir den aktuellen Preis, die Angaben schwanken zwischen 500 und 900 Euro.  Wir bemühen uns auch, die Cuvée des Jahrgangs 1993 zu erfahren, kommen zu keinem endgültigen Ergebnis. Fakt ist: Opus One hat fünf traditionelle Bordeaux-Rebsorten,  Cabernet Sauvignon hat den größten Anteil  (80 bis 97%). Merlot, Cabernet Franc, Petit Verdot und Malbec sind Nebenrollen zugedacht. Nun wird probiert – dann herrscht einen Minute Schweigen. Danach gehen diese Eindrücke ins Protokoll: Samtiges Rot mit einem Hauch von Violett, kaum wahrnehmbarer brauner Rand. Tolle Nase, leicht morbid, was charmant ist. Im Geschmack Aromen dunkler, reifer Früchte, Pflaumen, Pflaumenmus. Auffällig ist, wie rasant sich der Wein im Glas entwickelt. Alle zwei Minuten neue Geschmackseindrücke, und immer bessere.
Fazit: Toller Wein, auch nach fast 30 Jahren noch sehr gut in Form. Muss allerdings auch sagen, dass mir der  Chateau d’Armailhac 2002 fast noch besser geschmeckt hat. 

Über Opus One

Das Weingut wurde 1978 vom Besitzer des Château Mouton Rothschild im Bordeaux – Baron Philippe de Rothschild (1902-1988) – und der kalifornischen Winzer-Legende Robert Mondavi (1913-2008) im Napa Valley gegründet. Der Legende nach existierte die Idee des gemeinsamen Weinguts bereits seit einem Treffen der Beiden 1970 auf Hawaii. Das Etikett zeigt die Konterfeis der Gründer. Von Beginn an war es erklärtes Ziel, eine traditionelle Bordeaux-Cuvée zu kreieren, die auf einem Cabernet Sauvignon aus dem Napa Valley basiert. Durch Ankäufe wurde die Rebfläche des Unternehmens kontinuierlich vergrößert bis auf 110 Hektar (2005). 

 

Nachdem der Wein zunächst in der Kellerei der Robert Mondavi Winery produziert wurde, fassten Mondavi und Rothschild 1989 den Entschluss, eine eigene Kellerei für Opus One zu bauen. Die Kellerei ist an einem Hang gebaut; alle Operationen am Wein sollen ohne Einsatz von Pumpen geschehen können. Die neue Kellerei wurde 1991 in Betrieb genommen.
Auch wenn die beiden legendären Gründer bereits verstorben sind und die Opus One Winery  2004 an den US-Multi Constallation Brands verkauft wurde, wacht Château Mouton Rothschild angeblich immer noch über die Qualität des Weines. Übrigens: Erst 1982 wurde der Wein Opus One getauft, vorher trug er den Namen Napamedoc.


0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Avatar-Platzhalter

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.