Aktuell im Fokus: Sachsen, eines der kleinsten deutschen Anbaugebiete. Das Sächsische Staatsweingut Schloss Wackerbarth feierte kürzlich Jubiläum und den Abschied der langjährigen Geschäftsführerin Sonja Schilg. Ein feiner Zug war dabei die Einladung von neun Gastwinzern aus Sachsen, die haben zwei bis fünf Weine mitgebracht haben. 

Starke Gastwinzer

Frédéric Fourré

Aufgefallen sind ohne Rang- und Reihenfolge: der im großen Holzfass gereifte, blitzsaubere, filigrane 2019er Riesling Kapitelberg von Martin Schwarz. Mindestens ebenbürtig auch dessen 2017er Cuvée Spätburgunder+Portugieser – reif, würzig, elegant. Insgesamt hohes Niveau! Karl Friedrich Aust präsentierte zwei viel versprechende Tankproben vom Goldenen Wagen. Da war der schon sehr fertige 21er Riesling, der nach Abfüllung und weiterer Reife eine gute Zukunft hat. Schließlich die Scheurebe, erst 2018 gepflanzt, die im aktuellen Jahrgang ihre Premiere hat. Verheißt auch viel.
Frédéric Fourré macht mit einem frischen und intensiven Müller-Thurgau Eindruck, da gingen die Meinungen im kleinen Weinbeobachter-Team allerdings auseinander. Mir hat er gefallen. Klasse auch die intensive und schön balancierte Scheurebe. Und mit dem 2016er (!) Tu Le Merites – eine Cuvée aus Grauburgunder, Riesling, Scheurebe und Spätburgunder Blanc de Noir – will der 1998 „eingewanderte“ Franzose zeigen, was in Sachsen so alles möglich ist. Es ist viel möglich. 

Das Goldriesling-Jahr 

Steffen Loose

Steffen Loose brachte einen großartigen Goldriesling mit. Die ursächsische Sorte hat es im Klimawandel nicht leicht. Aber 2021 war ein Goldriesling-Jahr und Loose zeigt ihn von seiner besten Seite. Auch die Cuvée Weißer Stoff aus Müller-Thurgau, Chardonnay und Riesling überzeugt. „Das hat kein anderer“ sagt Loose, da hat er wohl recht.
Schloss Proschwitz zeigte einen Riesling feinherb mit sagenhaften 11,3 Gramm Säure (bei 12,5 Gramm Zucker). Das gibt’s nicht oft und ist extrem spannend. Der Weißburgunder von der Ersten Lage Heilig Kreuz ist seit Jahren eine sichere Bank und enttäuscht auch in der 2021er Ausführung nicht. Alles in den Schatten stellte freilich der 2013er Spätburgunder, der im Geschmack keinerlei Altersspuren zeigte.
Auf keinen Fall vergessen werden sollen die Winzer Meißen. So nennt sich die örtliche Genossenschaft, die einen soliden Goldriesling und einen in jeder Hinsicht unkompliziertem und leicht trinkbaren Müller-Thurgau vorgestellt hat.

Neue Betriebe 

Relativ neue Akteure in Sachsen sind die Weinbaugesellschaft Meißen, die satte 47 Hektar bewirtschaftet und ebenfalls einen mehr als passablen Goldriesling mitbrachte. Auch der 21er Grauburgunder hat mit Charisma und schöner Aromatik überzeugt. Für beide Weine gilt: Weniger als ein Gramm Restzucker pro Liter! Fast neu ist auch Ines Fehrmann, die den Betrieb ihres Vaters vor zwei Jahren übernommen hat. Hier verdient der Weißburgunder Beachtung, die Reben wurden 1950 gepflanzt!  Nicht mehr ganz neu, weil „schon“ 2005 gegründet, ist das in Meißen beheimatete Weingut Ricco Hänsch. Neben dem geradlinigen 2021er Riesling ist der Weißburgunder aufgefallen, wo die Restsüße (mehr als 15 Gramm Restzucker) von 9 Gramm Säure schön abgepuffert wird. 

Ein überaus gelungener Streifzug durch das Weinland Sachsen – macht Lust auf mehr.


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