Unterwegs im Südburgenland, am Eisenberg: Besuch bei Reinhold Krutzler, einer der Top-Winzer dort. Der gemeinsam mit seinem Vater Hermann und seinem Bruder Erich in den 1990er-Jahren kreierte Blaufränkisch „Perwolff“ macht(e) Furore und gilt als Wegbereiter für den weltweiten Erfolg österreichischer Rotweine.
Habe Reinhold Krutzler vor drei Jahren kennengelernt und interviewt. Höchste Zeit, das 12 Hektar Weingut persönlich  in Augenschein zu nehmen. 6 Hektar Rebfläche liegen in  Deutsch Schützen. 6 weitere Hektar liegen am Eisenberg, wie der Name schon ahnen lässt, mit sehr eisenhaltigen Böden. 

Das Weingut Krutzler erstreckt sich in den Hügel

Der Winzer

Reinhold Krutzler

„Immer wieder werde ich gefragt, was denn meine Philosophie als Winzer ist. Dazu kann ich nur sagen: Das Wichtigste beim Weinmachen ist, sich selbst nicht am wichtigsten zu nehmen.“ Sagt Reinhold Krutzler. Understatement gehört offenbar zur Philosophie des Hauses. Denn vor Ort: Keine topmoderne, stylische Vinothek erwartet den Besucher, sondern ein kleiner, einfacher Kostraum direkt am Keller. Der gräbt sich tief in den Hang, doch das sieht man zunächst gar nicht. Reinhold Krutzler, der den Familienbetrieb in nunmehr fünfter Generation führt, erzählt erst einmal Familiengeschichte. Die Krutzlers hatten einst einen gemischten Landwirtschaftsbetrieb. In den 1980-er Jahren erfolgte die Umstellung komplett auf Weinbau. 1992 kam der erste Perwolff auf dem Markt – und der Aufstieg zu einem der Top-Weingüter Österreichs begann. Seither wurde der Betrieb immer wieder erweitert, der Keller in den Berg hinein“gegraben“. Also ab in den Keller. 

Im Keller

Der Keller

Im Keller liegen 2500- , 1500- , 500-Liter-Fässer, dazu etliche Barriques.  Ganz vorne stehen Stahltanks, doch nur der Welschriesling wird ausschließlich im Stahltank ausgebaut. Der Blaufränkisch bleibt einige Zeit im Stahltank und wird dann ins große Holzfass abgezogen. Je nach Ausbaustufe geht es dann weiter: Die Eisenberg DAC Reserve reift 16 Monate lang in kleinen gebrauchten Eichenfässern. Der Merlot wird 17 Monate in kleinen Holzfässern ausgebaut. Und der Perwolff reift 18 Monate in kleinen Holzfässern. Generell ist Zeit ein wichtiger Faktor für Krutzlers Rotweine, die sollen eine „eigenständige Persönlichkeit“ bekommen. 

Reinhold Krutzler – der bei Willi Bründlmayer im Kamptal gelernt und in Frankreich, Italien und Südafrika Erfahrungen gesammelt hat – erzählt auch von Moden und Trends der letzten Jahre, auch von Irrungen. „Früher zum Beispiel waren extreme Röstarmen gefragt, das ist jetzt nicht mehr so. Das Holz soll den Wein möglichst wenig beeinflussen. Es ist wichtiger, die Sorte zu erkennen und das Terroir, als das Holz.“ Bestes Beispiel der Entwicklung: Sein Paradewein Perwolff reift jetzt im 500-Liter-Fass und ist 100 Prozent Blaufränkisch. Früher wurde der Wein im Barrique ausgebaut und hatte 10 Prozent Anteil Cabernet Sauvignon. 

Die Weine

Verkostung

Nach der Kellerführung geht es ans Verkosten. Start mit dem Eisenberg DAC 2018 – eine Mischung von den Lagen in Deutsch Schützen und am Eisenberg. Schön würzig, Kirschen!, hat  Gerbstoffe satt, braucht noch Zeit. Beim Eisenberg DAC 2016 schmeck man, wohin die Reise geht. Würze und Frucht sind präsent, der Wein ist weich und zugleich intensiv. Die Eisenberg DAC Reserve 2018 lag 18 Monate im 500-Liter Fass und in gebrauchten Barriques. Schön saftig, weil er wenig Säure hat, ist er schon jetzt leichter trinkbar als der „einfache“ DAC. Er hat natürlich auch mehr Power, deshalb noch ein langes Leben. Dann Alter Weingarten 2018 von der Ried Weinberg, die direkt vor der Haustür liegt. Eine Cuvée  90% Blaufränkisch und 10 Prozent Zweigelt. 45 Jahre alte Reben! Gärung in Bottichen mit verschiedenen Gärzeitpunkte und Presszeiten. Fast ein Kunstwerk. Toller Wein, charismatisch, wir entdecken Rote Beeren und Zwetschgen. Schließlich der Merlot 2018, hat 17 Monate in neuen Barriques gelegen. Sehr dunkel, mit noch reichlich Gerbstoffen, trotzdem gewisse Eleganz. Großes Potenzial!  

Zu loben sind noch zwei an anderer Stelle getrunkene Krutzler-Weine. Der Welschriesling 2019 zeigt sich erfrischend und für die Rebsorte außergewöhnlich fruchtig. Säure-Frucht-Würze sind klasse balanciert. Und dann war da noch der Merlot Rosé 2016 – famos!
Und der berühmte Perwolff? Bin zu zeitig da – noch nicht abgefüllt.    

Blick in die Zukunft

Reinhold Krutzler kann sich glücklich schätzen, dass sich sein Sohn Clemens für die Winzerei interessiert. Es gibt ein erstes Projekt „2 Generationen am Eisenberg – 100% Blaufränkisch“ entwickelt von Clemens und Reinhold Krutzler gemeinsam. Letzterer erklärt: „Gemacht aus 10 verschiedenen Chargen, von beiden herausgekostet, vom Eisenberg DAC bis hin zu Perwolff-Extrakten, ohne Merlot. Deshalb auch der Name 100% Blaufränkisch. 24 Monate ausgebaut im großen, traditionellen 600—Liter-Fass.“ Reift noch – wird 2022 auf den Markt kommen.  

Schlusswort Reinhold Krutzler, der doch eine Philosophie hat: „Den perfekten Mittelweg zwischen Puristik und Kellertechnik finden, der Natur im Weingarten ihr Freiheiten lassen, aber dann im richtigen Moment zu Stelle sein.“  

Die Ried Weinberg – direkt vor der Haustür


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