Sommer, Sonne, Rosé – eine Erfolgsgeschichte. Kein anderer Weintyp hat in den letzten Jahren eine so steile Popularitäts-Karriere hingelegt wie die Rosés. Die deutschen Winzer haben diese Entwicklung kräftig mitbestimmt. Dominierten noch vor wenigen Jahren extrem fruchtige Rosés der Kategorie Erdbeerbowle, sind aktuell überaus feine Tropfen unterschiedlichster Machart auf dem Markt. Und die finden immer mehr Fans.
Viele Gründe für eine kleine, umso feinere Rosé-Party. Die Mischung hätte bunter nicht sein können. Acht Teilnehmer – von erfahrenen Weinfreaks bis selbst ernannte „Super-Laien“ – haben acht Weine und zwei Sekte verkostet, die sich stilistisch extrem verschieden präsentierten. Kein Wunder, dass fast jeder der Teilnehmer einen anderen Favoriten hatte.

Die Rosés

Habe jeden Party-Gast gebeten, zu jedem Wein/Sekt ein kurzes Statement zu notieren. Hier Auszüge aus den Notizen – ohne Rang und Reihenfolge und in Stichworten:
Pinot Noir Großes Gewächs 2018,  Divino  (Franken) – Farbe antik, Lachs, wirkt leicht / Nase super / ausbalanciert, Anklang Vanille / perfekt zum Lachs / trocken, dennoch Restsüße, passt gut zu Fisch
Lambertus Spätburgunder 2018, Margarethenhof, Weingut Weber (Mosel) – relativ dunkel, klare Restsüße, Himbeeren / Süßkirschen / „Weiberwein“ / süffig, gefällt mir gut, blumig? / ein Blender?
Grünstädter Spätburgunder 2018, Schenk-Siebert  (Pfalz) – spritzig, am Anfang leichte Schärfe / Buttertoast, eher Durchschnitt / macht Eindruck / Toast, erinnert an Chablis / schöne Reife, Aprikose / würzig, leichte Schärfe / gut zu würzigem Essen
Rosé Flickwerk 2019, Alexander Flick  (Rheinhessen) – blass-rosa, Aprikosen / schöne Nase / aromatisch, Rosenblätter / interessant, aber nicht anstrengend / schöne Säure, gefällt mir / schöner Trinkfluss, aber nicht sehr spannend


Spätburgunder Rosé Pride 2018, Meine Freiheit (Rheingau)  – hellrosa, Restsüße spürbar / knackig, fruchtig, Himbeeren / Kategorie gefällig / muss man nicht viel sinnieren / Himbeere! / riecht erst nach Hefe, dann Aprikose / schmeckt gut, aber bald anstrengend
der Rosé 2018, Braunewell-Dinter (Rheinhessen) – charakterstark,  Marille, nicht süß / leicht, frisch, charismatisch / Nase: Rosenseife , überraschend, gefällt mir, obwohl schwer fassbar / pfeffrig, muskatig / leichte Bittertöne, gewöhnungsbedürftig / rosig, blumig
Elbterrassen Rosé, Schloss Wackerbarth (Sachsen) – wirkt trocken, Kirschkerne? / vom Typ eher Spanien oder Südeuropa / knallrot, Himbeerbrausefarbe, knackig / nix besonderes, aber auch nicht schlecht / Geschmack weich, fast vanillig / bei Erwärmung fast Rotwein
Rosé Fumé 2018 – Dr. Heger (Baden) – bräunlich-orang / kaum Frucht, kein spürbarer Restzucker / wirkt nicht ganz leicht, obwohl nur 12,5 % Alkohol / sehr schön, nicht unbedingt Terrassenwein, eher ein Speisebegleiter

Zwei Sekte

Le Grand Rosé extra Brut 2015, Schloss Sommerhausen (Franken)  – super! schöne Reife, charmant / charakterstark, mit Eleganz / ein Hauch von Walderdbeeren / knackig würzig
Sekt Muskat-Trollinger Rosé 2016, Bernhard Ellwanger (Württemberg) – schöne Perlage, kräutrig / Pfirsich, Pfefferminze, Aprikose / süffig, wenig Säure / erste Nase Pfefferminze , Kräuter, Aprikose /  Minzöl, Aprikose / riecht nach Rosen

Bei den beiden Sekten gab es ein 4:4 bei der Frage nach dem „Gewinner“.

Ein Ranking?

Bewertung macht Spaß. Um das Ganze aber nicht in Arbeit ausarten zu lassen, haben wir auf weintechnisch korrektes Punkten verzichtet. Jeder sollte jedem Wein/Sekt lediglich eine Schulnote geben. Bei den acht Testern gab es sechs (!) verschiedene Sieger.  Natürlich wurde auch ein „Notendurchschnitt“ ermittelt. Zwischen Rang eins (2,00) und Rang zehn (3,15) lag gerade mal etwas mehr eine Schulnote. Beweis auch für ein extrem hohes Niveau trotz der so verschiedenen Stilistik der deutschen Rosés.
Fürs Protokoll: „Gesamtsieger“ unserer Party wurde der Rosé Pride „Meine Freiheit“ aus dem Rheingau vor dem Rosé Fumé 2018 von Dr. Heger (Baden) und dem Rosé Flickwerk von Alexander Flick (Rheinhessen). Der vom Deutsche Weininstitut (DWI) zu „Deutschlands beste Roséwein 2020“ gekürte Rosé von Braunewell-Dinter  landete auf Rang vier.
Auf meinem Zettel erhielten der Rosé Fumé von Dr. Heger sowie der Sekt von Schloss Sommerhausen die besten Noten.

Was ist eigentlich ein Rosé?

Zum Schluss noch etwas Bildung. Für einen Rosé werden die roten Beeren zunächst nur leicht angequetscht. Diese so genannte Maische lässt man dann ein wenig ruhen, um den Farbpigmenten Zeit zu geben, aus der Beerenhaut in den Saft überzugehen. Hat der Traubensaft die gewünschte Farbintensität erreicht, wird die Maische gepresst und der roséfarbene Most zu Wein vergoren.
Doch nicht jeder roséfarbene Wein wird auch als „Rosé“ bezeichnet. Man findet ebenso die Bezeichnung „Weißherbst“ auf dem Etikett. Da Weißherbst im Gegensatz zu Rosé immer reinsortig gekeltert wird, muss auf dem Etikett immer die Rebsorte mit angegeben werden.
Ebenfalls in der Reihe roséfarbener Weine ist der Rotling zu nennen. Dieser entsteht durch die gemeinsame Kelterung von Rot- und Weißweintrauben und ist somit ein besonderer Roséwein.
Der „Schillerwein“ ist ein traditioneller Rotling aus dem Anbaugebiet Württemberg. Für seine Herstellung sind keine besonderen Rebsorten vorgeschrieben.

 


1 Kommentar

Hubert Maier · 22/07/2020 um 16:51

Danke für diesen sehr informativen Beitrag über Rosé-Weine, weiter so!

Mit bestem Gruß
Hubert

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