Konsequenz der anhaltenden Trockenheit und Hitze: Die Weinlese begann so früh wie nie. Am 6. August wurde  in Deutschland die Traubenlese für den 2018-er Jahrgang offiziell gestartet. Nach Angaben des Deutschen Weininstituts ist das der bisher früheste Lesebeginn hierzulande. Gelesen wurde in einem Weinberg in Lörzweiler bei Mainz (dazu gab es einen Bericht im ZDF) und auf Schloss Wackerbarth in Radebeul/Sachsen – in beiden Fällen die Rebsorte Solaris. Im vergangenen Jahr begann die Lese am 16. August, damals in einem Weingut in der Pfalz. Das Foto (Quelle Schloss Wackerbarth) zeigt die Lese von Solaris-Trauben am 6. August auf Rebflächen des Staatsweingutes Schloss Wackerbarth.  

Reifevorsprung drei Wochen

Laut Wackerbarths Weinbauleiter Till Neumeister hätten die Trauben einen Reifevorsprung von rund drei Wochen. Im April zählte Sachsen mit über 250 Sonnenstunden zu den wärmsten und sonnenreichsten Regionen Deutschlands. Der Mai war im Elbtal ebenfalls sehr warm und trocken. Dadurch fand die Blüte der Reben bereits Ende Mai und damit rund drei Wochen früher als üblich statt. Diesen Vorsprung konnten die Reben dank des warmen und sonnigen Sommers bis jetzt halten.  „Die Trauben sind gesund und präsentieren sich in einem guten Zustand“, erklärte  Neumeister. Er gehe „von einem qualitativ und quantitativ ausgewogenen Jahrgang“ aus.  

20 Prozent weniger Ertrag?

Hatte diese Woche bei einem Termin in Freyburg Gelegenheit, mit einigen Saale-Unstrut-Winzern zu sprechen. Dort hat die Lese noch nicht begonnen, die meisten Winzer werden aber noch im August damit anfangen, zunächst mit Müller-Thurgau- und Frühburgunder-Trauben.  Später reifende Sorten wie Riesling oder Spätburgunder dürften in diesem Jahr bereits Mitte September statt Anfang Oktober lesereif sein.
Für konkrete Aussagen zu Erntemenge und Qualität sei es noch zu früh. Weil die meisten Winzer ihre Rebflächen nicht bewässern, werden Ertragseinbußen von rund 20 Prozent erwartet. Zugleich wird aber darauf hingewiesen, dass wegen der Trockenheit deutlich weniger Aufwand an Pflanzenschutz nötig war. 

„Historisches Jahr“

Hier einige Statements:
Klaus Böhme, Weingut Böhme, Kirchscheidungen: Wir werden mit der Lese wohl schon im August beginnen. Auf alle Fälle wird es eine flinke Lese geben. Auf alle Fälle wird es ein historisches Jahr. Meine Mutter hat gesagt, Sache Bedingungen habe es zuletzt 1947 gegeben.  

Hans Albrecht Zieger, Geschäftsführer der Winzervereinigung Freyburg: Da wir nur etwas 2 Prozent unserer Rebflächen bewässern, rechnen wir mit rund 30 Prozent Ertragsausfall. Das Problem sind die tropischen Nächte mit Temperaturen von über 20 Grad. Das forciert den Säureabbau. Wir, und sicher andere Betriebe auch, werden einen Antrag auf Nachsäuerung stellen.

Sandra Hake, Weingut Frölich-Hake, Roßbach: Wir bewässern  nicht, es wird sicher Einbußen geben. Eigentlich wollen wir nicht im August schon mit der Lese beginnen. Mal sehen, was die nächsten Tage bringen. Zur Panik besteht aber kein Grund.  

Elisabeth Born, Weingut Born, Höhnstedt: Wir werden wohl nächste Woche beginnen. Das ist vier Wochen früher als gewöhnlich, so früh wie noch nie. Der Solaris ist schon reif, der Rote Gutedel richtig rot und der Sauvignon Blanc hat schon eine erstaunliche Süße. 


1 Kommentar

Wein Tante · 23/08/2018 um 15:02

Ich bin schon sehr gespannt, dann einen Rotwein oder Weisswein aus diesem historischen Jahr zu trinken. Mal sehen, ob man einen Unterschied schmeckt …

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