Besuch bei Klaus Böhme in Kirchscheidungen/Saale-Unstrut. Das Weingut ist seit Jahren eine Bank im Gebiet und  absolut VdP-würdig. Seit 1990 bewirtschaftet dasWinzer-Ehepaar Klaus Böhme/Ina Paris den Hof im Haupterwerb, seit dem 94er Jahrgang werden alle Weine auch selbst ausgebaut. Aktuell bewirtschaften Böhmes 12,5 Hektar Rebfläche in den Lagen Lagen Dorndorfer Rappental, Großjenaer Blütengrund, Burgscheidunger Veitsgrube, Freiburger Schweigenberg sowie der Großlage Schloss Neuenburg. Die Qualitätspyramide ist so strukturiert: Den Gutsweinen (meist QbA’s) folgen die Prädikatsweine und als Spitze die „Bergsterne“, meist Auslesen, aber nicht zwingend.

Klaus Böhme hat sich einen Ruf als Weißburgunder-Spezialist erworben. Zurecht. Doch zunächst ein Blick auf die so gebannten „Basis-Sorten“, da gibt es gleich mal eine Überraschung. Nach solidem Gutedel und Müller-Thurgau ein spannender Silvaner-Vergleich: Ein Silvaner Schloss Neuenburg von einer jungen Lage (wie man ihn erwartet: jung, frisch, klar mit schöner Säure) und ein Silvaner Alte Reben, die in der Lage Dorndorfer Rappental 1934 gepflanzt wurden. Letzterer ist eine Wucht, er wirkt erwachsener, reifer, runder, mit präsenter Mineralik. Erinnert im Stil an schöne Silvaner aus Franken, nicht nur für Freunde der Rebsorte ein ganz heißer Tipp.

Weingut Klaus BöhmeNun aber zu den Weißburgundern. Hier drei Qualitätsstufen: Der QbA „Schloss Neuenburg“ klassisch, zuverlässig, schon erstaunlich fertig; die trockene Spätlese ist schon von ganz anderer Intensität, mit einer spitzen Frucht, wuchtig, kräftig, von großer Präsenz, nahe an der Auslese. Und als Highlight der Weißburgunder „Bergstern“ (ab April im Verkauf), eine Auslese von großer Dichte und Opulenz.

Beim Riesling ist es ebenso. Da macht ein Lagen-Vergleich Spaß:  Riesling vom Dorndorfer Rappental und vom Freyburger Schweigenberg: Gleiches Jahr, gleiche Rebsorte, gleicher Ausbau, aber unterschiedlich im Glas. Klaus Böhme erklärt das so: „Die beiden Rieslinge aus dem Schweigenberg und dem Rappental wachsen auf Muschelkalkverwitterungsböden. Beim Rappental handelt es sich um Muschelkalk mit einigen Toneinschlüssen und Gipskeuperschichten. Die Lage ist recht tiefgründig, was in trockenen Jahren durchaus ein Vorteil ist. Beim Schweigenberg finden wir aufliegenden Muschelkalk, der oftmals schon nach 50 Zentimetern auf gewachsenen Kalkstein trifft. In trockenen Jahren kann das zu Trockenstress führen. Tatsächlich schmeckt der Riesling vom Schweigenberg deutlich mineralischer. Wer den Einfluss des Terroirs schmecken will – das ist ein anschauliches „Experiment“.
Der Spätlese folgt als Krönung der Bergstern, auch hier eine Auslese, die 2012er sehr schön, sehr lebendig und schon sehr erwachsen.

Silvaner, Weißburgunder Riesling – alles auf gutem bis sehr gutem Niveau, doch nun kommen noch zwei Entdeckungen: Die 2013er Traminer Spätlese: filigrane Nase, Honig, Trockenfrüchte,  feine Süße, aber noch trocken – ein großer Wurf. Schließlich ein Rotwein, bei denen ich im Saale-Unstrut grundsätzlich skeptisch bin. Aber Böhmes haben sich dem Frühburgunder verschrieben, die rare Sorte 2003 angepflanzt und nach der Sortenzulassung 2005 den ersten Frühburgunder auf den Markt gebracht. Des Ergebnis wird von Jahr zu Jahr besser. Der (fast ausverkaufte) 2012er – lag über 6 Monate im 600-Liter-Holzfass – hat viel Charisma, mit Aromen nach Nelken, Lebkuchen etc. eigentlich ein klassischer Winter-Weihnachtswein. Auf jeden Fall viel Charakter, mehr kann man sich von Wein eigentlich nicht wünschen.


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