Zwei Dinge haben auf diesen Wein besonders neugierig gemacht: „Entdeckung der Langsamkeit“ steht auf dem Etikett, das ist per se schon mal ungewöhnlich. Den Trend, Weinen  jenseits von Rebsorte oder Herkunft einen Markennamen zu verpassen, kann man gut finden oder nicht – er ist da. Und dann ist da noch das Jahr 2009. Bin der festen Überzeugung, dass Weine generell zu jung getrunken werden. Sieben Jahre scheinen für einen Südfranzosen (Corbières) indes ein angemessenes Alter. Auch in der Praxis?

Langsamkeit also. Auf dem Etikett noch zu erfahren: Ein Rotwein vom Weingut Château Montfin in der AOC Corbières im südfranzösischen Languedoc, mit stolzen 14 Volumenprozent Alkohol im Blut. Und: ein Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Axel Wulfken und des Winzers Jérome Estève von Château Montfin.

Typisch Languedoc

Zunächst: Der Wein schmeckt, sehr gut sogar. In der Cuvée sind die klassischen Trauben Südfrankreichs vertreten – 32 Prozent Syrah, 25 Prozent Mouvèdre, 23 Prozent Grenache, 20 Prozent Carignan. Die sorgen auch für die typischen Languedoc-Aromen von dunklen Früchten in Nase und Gaumen. Brombeeren, Kirschen und Pflaumen etwa, ergänzt von Schoko- oder Tabak-Noten. Alles nicht vordergründig, sondern ausgewogen und in sich rund. Irgendwie ein kuscheliger Wein, mit viel Charakter. Sieben Jahre sind seit der Lese vergangen – aktuell (2016) scheint der ideale Trink-Zeitpunkt. Doch Potenzial ist da, könnte also in drei, vier fünf Jahren immer noch der Fall sein.

Der Name ist Programm

Aber was hat es nun mit der Langsamkeit auf sich? Die Erzeuger informieren: Der Name ist Programm und wird in dem Wein in allen Phasen verwirklicht – von Anbau bis Ausbau. Die Trauben stammen von fast hundert Jahre alten Weinstöcken (sehr langes Wachstum), gelesen wird von Hand (auch das dauert), die biologische Bewirtschaftung versteht sich fast von selbst. Der aufwändigen wie schonenden Lese folgt der langsame Ausbau, viel Zeit zur Reife ist jetzt selbstverständlich.

Ein Roman war Vorbild

„Für uns ist die Langsamkeit ein entscheidender Faktor zur Erzeugung eines hochkarätigen Weines“, teilen Jérome Estève und Axel Wulfken mit. Namensgeber sei der Roman „Die Entdeckung der Langsamkeit“ von Sten Nadolny gewesen. Auf etwas legen die „Macher“ noch wert: Diesen Wein bitte nicht einfach nur trinken sondern richtig genießen. Schön langsam natürlich. Genau so gemacht, aber irgendwann war die Flasche halt auch leer.

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