Kurz vor Weihnachten ist das Unglück passiert: Beim Absturz eines Helikopters starben der alte und der neue Besitzer des renommierten Château de La Rivière im Pomerol, ein AOC-Gebiet im Bordelais. Ich hatte das Vergnügen, James Grégoire (†66) kennengelernt zu haben, war auf Château de La Rivière, wo Monsieur Grégoire seine Weine persönlich vorstellte. Deshalb hat die Nachricht vom tragischen Tod des freundlichen Schlossherren besonders bewegt.
Was ist passiert? Am 13. Dezember hatte der chinesische Milliardär Lam Kok (†46) den Kaufvertrag für das Château de La Rivière, ein renommiertes Weingut aus dem 16. Jahrhundert, unterschrieben, von einem 30 Millionen-Euro-Deal ist die Rede. Wenige Tage später hoben der bisherige Besitzer James Grégoire mit Lam Kok und dessen Sohn Shun Yu Kok (†12) mit dem Helikopter ab, um das Château und das 59 Hektar große Gut aus der Luft zu betrachten. Koks Ehefrau Lau Sheng-Wan (44) blieb am Boden, sie soll Flugangst haben. Kurz nach dem Start stürzte der Helikopter in den Fluss Dordogne. Tags darauf wurde die Leiche des Kindes in sieben Metern Tiefe geborgen, die beiden Schlossbesitzer wurden noch nicht gefunden.
Die Witwe Lau Sheng-Wan will das Schloss trotzdem behalten und zu einem Luxushotel umbauen, sagte sie der französischen Zeitung «Sud Ouest», aus der auch die Informationen über das Unglück stammen. Die Buddhistin glaubt aber, dass ein Fluch auf dem Weingut liegt. Drei buddhistische Meister sollen demnächst drei Tage lang das Schloss mit einer Reinigungszeremonie vom Bösen befreien. Denn es ist wirklich unheimlich: Bereits 2002 kam der damalige Besitzer des Weinguts, Jean Leprince, bei einem Absturz seiner Cessna ums Leben.
Danach hatte James Grégoire das Gut erworben. Der Besitzer präsentierte sein Anwesen stolz, erzählte, dass Karl der Große schon mal dagewesen sei. Erinnere mich an ein prächtiges Schloss, idyllisch umgeben von Rebflächen, manche Reben waren über 100 Jahre alt. Der Weinkeller mit 8 Kilometer Galerien war früher mal ein Bergwerk. Sagenhafte 2 Hektar groß war das Barrique-Lager. Der Keller sei mehrfach Kulisse für Filmaufnahmen gewesen. James Grégoire berichtete von Plänen, den Tourismus ausbauen zu wollen. Auf dem Château gibt es nur 5 Gästezimmer, den Besuchern wurden aber schon immer Helikopter-Ausflüge angeboten.
Bei den Weinen, die auch in den Regalen der deutschen Globus-Märkte standen (noch stehen?), ragte der „Aria“ heraus, ein reinsortiger Merlot von wunderbarer Komplexität. Kostete allerdings über 40 Euro. Der Name Aria sei eine Hommage an Johann Sebastian Bach, erzählte Monsieur Grégoire, ein großer Bewunderer des Komponisten.
Bei einer Vergleichsverkostung mehrerer Jahrgänge zeigten sich die klassischen Bordeaux-Cuvees (Merlot+Cabernet Sauvignon+Cabernet Franc) alle solide bis gut, die Qualitätsschwankungen der einzelnen Jahrgänge waren jedoch erstaunlich. Generell scheinen die Weine viel Zeit der Reife zu brauchen, doch die Erkenntnis ist ja weiß Gott keine Überraschung.
Die Fotos vom Besuch auf Château de La Rivière zeigen James Grégoire, die Dame an seiner Seite ist nicht seine Frau, sondern die Verwalterin des Gutes, eine Deutsche.
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