Frühchen 2013Stand jetzt – Mitte Dezember – sind  bereits mehr als 50 13er Weine von Saale und Unstrut in der Flasche und auf dem Markt. Rekordverdächtig und diskutabel und nicht jedermanns Sache. Auch nicht unbedingt die des Weinbeobachters. Fakt ist jedoch: Auch für diese „Frühchen“ gibt es einen Markt und die meisten Winzer wollen/können/dürfen sich das Weihnachtsgeschäft nicht entgehen lassen. Denn die Keller sind leer, erst recht nach der quantitativen schwachen Ernte 2012. Ein Gastbeitrag gibt einen Überblick, wie die Weinbabys anno 2013 aus dem nördlichsten Anbaugebiet Deutschlands im ersten Test abgeschnitten haben.

Mit wenigen Ausnahmen stellte ein Team aus Winzern und Journalisten alle verfügbaren trockenen Weine auf den Verkostungstisch im Höhnstedter Weingut Born. Die hohen Säurewerte vor allem der früh gelesenen Trauben stellte die Kellermeister vor große Aufgaben. Das Spiel mit der dezent und meist ausbalanciert eingesetzten Restsüße ist aufgegangen. So traf das Verkostungsteam, so viel sei vorweggenommen, auf ein tolles Feld mit einer sehr hohen Leistungsdichte trotz aller unterschiedlichen Handschriften. Doch im Einzelnen:

Rotwein. Der einzige rote 2013er machte den Auftakt und zeigte sich noch etwas verschlossen. Doch der sehr frisch gefüllte Regent von Bernard Pawis deutet an, was da auch im Rotwein-Bereich vom Jahrgang zu erwarten ist.

Rosé. Ein geradezu traumhaftes Feld stellten die rosé- und lachsfarbenen Tropfen. Pawis hat einen sehr frischen Rosalie genannten Tropfen aus Blauem Zweigelt und Portugieser. Knackig, bissig – das geht auch beim „Apres Ski“ sehr gut. André Gussek schickt eine fruchtige Cuvée aus Portugieser und Zweigelt mit einem Hauch Spätburgunder. Der fordert geradezu zum Nachschenken auf. Satte Frucht, Frische. Fast schon fleischig die Cuvée „Alles Rosa“ von Klaus Böhme aus Portugieser, Frühburgunder und Dornfelder. Erstaunlich würzig wird die satte Frucht begleitet. Klasse! 70 Prozent Regent geben dem Rosé von Borns Struktur, 20 Prozent Zweigelt, der Rest Portugieser, knüpfen die Höhnstedter wieder an ihre tollen 11er an. Einen anderen Weg, farbliche Lachstöne ins Glas zu zaubern, ging Johannes Beyer. Er hat Portugieser und Bacchus zusammengekeltert. Die Cremigkeit erhöht den Trinkgenuss noch einmal. Der Rotling ist eine willkommene Spielfarbe.

Gutedel. Auch die fünf Gutedel haben wenig mit dem einst oft neutral daher kommenden Wein früherer Jahre gemein. Böhme & Töchter aus Gleina interpretieren ihren frisch und cremig zugleich. Einen grundsoliden, jede Menge Trinkfreude erzeugenden Gutedel bietet Herzer. Borns knüpfen an den starken des Jahrgangs 2011 an. Schöne Frucht, animierend. Noch einen drauf in Sachen Fruchtbombe setzt Klaus Böhme. Rund und sehr gelungen auch der vom Thüringer Weingut Bad Sulza.

Müller-Thurgau. Ein differenziertes Feld dagegen beim Müller-Thurgau. Pawis‘ und Klaus Böhmes sind fast Zwillinge. Überbordende Frucht – Aprikose, Weinbergspfirsich – die bei jungen Weinen von dessen Liebhabern gern gesehenen Gäraromen. Etwas dezenter kommen die Müller von Wölbling, Born, der Winzervereinigung, von Herzer oder Johannes Beyer daher. Sie bieten dadurch aber eine größere Aromenvielfalt mit weniger Power, was aber durchaus seinen Reiz hat. Interessant die fast schon grazilen Müller von Deckert und vom Harzer Weingut Kirmann, die den einst als unabdingbar geltenden Muskattöne herauskitzeln, begleitet von dezenterer Frucht.

Bacchus. Beim Bacchus entschieden sich drei der vier schon abfüllenden Erzeuger für die fruchtige Variante. Das Thüringer Weingut Bad Sulza kann da mit seinem bei Jena gewachsenen Grafenberg ebenso überzeugen – cremig, dezente aber spürbare Frucht von Aprikose, Pfirsich, aber auch Anklängen von Banane. Den haustypischen Schuss mehr Frucht liefert Pawis. Der etwas helle Bacchus von Wölbling ist geschmacklich richtig lecker. Nur das Landesweingut tendiert seinen Bacchus eher in Richtung Sauvignon Blanc.

Silvaner. Drei Silvaner gibt es. Klaus Böhme bewährt, routiniert, mit der seinen jungen Weinen typischen Strahlkraft. André Gussek erliegt ebenfalls den Gäraromen und so duftet und schmeckt sein Silvaner ebenfalls nach frischen Äpfeln, Birnen und Quitten und einem Hauch Eisbonbon. Schnelles Trinkvergnügen bis zum Frühjahr garantiert. Und Borns verführerisch duftendes Exemplar kann sowohl den guten Silvaner Eindruck, wie den des Guts-Eindrucks bestätigen.

Weißburgunder. Bei den Weißburgundern sind alle fünf sortentypisch. Bad Sulza schickt einen runden, stimmigen Vertreter. Herzer einen Nasenwein, der mit exotischen Düften verführt. Klaus Böhmes steht harmonisch in einer Reihe mit seinen anderen frischen Weinen, da ist einer wie der andere ein typischer Böhme. Einen auf den ersten Schluck extrem frischen, knackigen Wein hat Florian Deckert gemacht, der sich spätestens beim zweiten Versuch aber überraschend harmonisch entwickelt. Und Borns Weißburgunder zeigt sich schon erstaunlich weit und reif.

Riesling. Den bis dahin einzigen Riesling konnten wir von Klaus Böhme probieren. Auch der kommt frisch und fruchtbetont daher. Hier ist es aber durchaus sinnvoll, dem Wein noch Zeit zu geben.

Scheurebe. Und die Winzervereinigung stellte eine Scheurebe auf den Tisch, die im Unterschied zu ihrem Jahrgangsvorgänger schon unglaublich süffig ist.

Fazit: Wenn erst die Spätlesen kommen, kann man sich schon jetzt auf einen feinen Jahrgang freuen. Allen Unkenrufen zum Trotz.


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