Weine von zwei VdP-Weingütern, das Menü vom Küchenchef eines Fünf-Sterne-Hauses, live gekocht in einem hochmodernen Küchenstudio – viel schiefgehen konnte mit dieser Konstellation bei der „Genussreich-Tour“ des österreichischen Weinmagazins Falstaff nicht. Apropos Falstaff: Nicht alle wissen, dass es seit reichlich zwei Jahren auch eine Deutschland-Ausgabe gibt. Die „Tour“ machte Station im von Mario Portius engagiert geführtem SieMatic-Küchenstudio im Herzen von Leipzig. Thomas Linke, Küchenchef im „Steigenberger“, zauberte ein Drei-Gänge-Menü zu den Weinen der Weingüter Pawis (Saale-Unstrut) und Meyer-Näkel (Ahr).

Dörte Näkel, Thomas Linke und Bernard Pawis

Dörte Näkel, Thomas Linke und Bernard Pawis

Bernard Pawis, der vielleicht bekannteste Name der Saale-Unstrut-Winzer, brachte den Müller-Thurgau (2012), den Riesling Buntsandstein (2012), den Grauburgunder Großes Gewächs (2011) sowie eine Weißburgunder-Auslese (2011) mit. Eine feine Selektion. Der Müller, seit Jahren eine sichere Bank der Pawisschen Weine, hat einen schönen Hauch Exotik, Passionsfrucht!, präsentiert sich geradezu beschwingt mit erfreulich niedrigem Alkoholgehalt (11,5%), bei der Hitze ein Segen. Schöner Sommerwein, ich hätte noch mehr Säure gut gefunden, doch da gingen die Meinungen auseinander. Der Riesling hat Charakter, Pfirsich und Zitrus-Aromen, überhaupt eine schöne Frucht-Säure-Harmonie. Der Grauburgunder von der Terrassenlage Edelacker ist was für große Abende. Ein Drittel hat im Barrique gelegen, „Kussversuch vom Holz“ nennt Bernard Pawis das. Der Kuss ist in dem Fall gelungen, durchaus glaubhaft auch, dass er den Wein „fast gestreichelt hat“, wie er versichert. Auch die Auslese hat Spaß gemacht,   war perfekt zum Dessert.

Die Weine von Meyer-Näkel wurden von Dörte Näkel präsentiert, die mit Vater Werner und ihrer Schwester Meike das berühmte Gut führt. Das gilt als Spezialist für Spätburgunder in Deutschland. Logisch, dass genau der auf den Tisch kam, und zwar in einigen Spielarten: Als Sekt Blanc de Noir, als weißer Wein aus roten Trauben und natürlich auch klassisch als Rotwein. Ergänzt wurde das „Portfolio“ mit einer Riesling-Auslese. Der Winzersekt „Illusion“ (2010) gleich zum Auftakt war eine Wucht, einige Gäste kürten ihn spontan zum besten Winzersekt Deutschlands. Als Weißwein (2012), Markenname ebenfalls „Illusion“, war der Spätburgunder mehr als solide, mit unverkennbarer Burgunder-Aromatik, vielen Rosés gewiss vorzuziehen. Der rote Spätburgunder „S“ (2008) offenbarte sich als das erwartete Highlight, eine Traumhochzeit mit dem Hauptgang: Pochierter Rehrücken mit Süßkartoffel-Polenta und Pfifferlingen. Für den „S“ würden die „Filetstückchen aus unseren Lagen“ verwendet, erzählte Dörte Näkel. Finale schließlich mit der Riesling-Auslese (2011). Gut zum Dessert, auch hier hätte ich eine Spur mehr Säure gut gefunden.

Schön waren neben den Weinen auch die Geschichten der Winzer. So erzählte Bernard Pawis (beachtliche Entertainer-Qualitäten!), dass er sich mit dem Riesling besonders viel Mühe gebe müsse. „Meine Frau trinkt gerne Riesling. Und ich tue alles, um meine Frau glücklich zu machen.“ Auch bei den neu gestalteten Etiketten seiner Ortswein-Linie waren Frauen im Spiel:  „Die brauchen auch immer neue Kleider, das gilt genau so für unsere Weine.“ Interessant die Erklärung von Dörte Näkel, wie es zum Markennamen „Illusion“ für die Blanc de Noirs kam. Ihr Vater sei in den 80er Jahren einer der ersten Winzer in Deutschland gewesen, der weißen Wein aus roten Trauben gekeltert hat. Das deutsche Weingesetz sah das aber nicht vor, Spätburgunder oder Blanc de Noir durften nicht auf dem Etikett stehen. „Da hat er eben Illusion draufgeschrieben. So ist es bis heute geblieben.“ Das Wein und Speisen dem Versprechen „genussreich“ alle Ehre gemacht haben, war freilich keine Illusion…


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