Der Bericht über Weine aus Usbekistan hat eine erstaunliche Dynamik erzeugt. Denn daraufhin meldeten sich Freunde mit Weinen aus Ländern, die man nicht unbedingt mit Weinbau in Verbindung bringt. Weine aus kaum bekannten Weinländern wie Belgien, Albanien oder Peru, spannende Außenseiter der Weinwelt. Wichtigste (und wenig überraschende) Erkenntnis: Auch von den Außenseitern kommen spannende und ja, auch gute Weine.
Belgien
891 Hektar Rebfläche (Stand 2023) und 290 registrierte Winzer. Belgien profitiert vom Klimawandel, sowohl die Rebfläche als auch die Zahl der Winzer wachsen ständig. Zur Einordnung: Im Jahr 2006 waren es nur etwa 72 ha Rebfläche, bis 2018 stieg die Fläche auf 383 ha und heute sind es knapp 900 ha. Bei den Rebsorten herrscht große Auswahl. Die Burgundersorten einschließlich Chardonnay und Auxerrois bringen die besten Weine. Fast die Hälfte des Weines in Belgien wird zu Sekt verarbeitet.

Wir haben probiert:
🍷 2019 Chardonnay, Domein Entre-deux-Monts, Flandern: Hat Eindruck hinterlassen. trocken und doch sehr aromatisch. Im Holz gereift, das ist gut eingebunden.Zarte, sehr angenehme Schärfe. Spannender Wein!
🍷 2018 Pinot Gris, Wijndomein Aldeneyck, Maasvallei Limburg: Hat einiges an Zucker. Gefällig, reif und rund, aber auch irgendwie beliebig. Von dem Weintyp gibt es hunderte Vertreter.
Albanien
Rebfläche rund 11.000 Hektar (2022), 2600 Bauern produzieren Wein; 70 Weingüter sind lizenziert, darunter 20 Großkellereien. Ein Großteil der Ernte sind Tafeltrauben. Die wichtigste Rebsorte ist die Shesh-Traube (35%). Verbreitet sind auch Sorten wie Pules, Debina und Serina.

Wir haben Weine der Kantine Kalmeti probiert, ein überaus ambitionierter Betrieb im Weindorf Kallmet bei Lezhë.
🍷 2022 Kallmet Weiß, Kantina Kalmeti: Eine Cuvée der drei Sorten Weißer Kallmet, Esplanade und Schwarzer Kallmet (in dem Fall Blanc de Noir). Erstaunliche Frische, Aromen von Limone und Grapefruit. Viel Charisma!
🍷 2019 Kallmet Prestigj, Kantina Kalmeti: Von der autochthonen Sorte Roter Kallmet. Auf 800 Metern Höhe gewachsen, zwei Jahre Reife im Holz. Satte 15% Alkohol, aber der dominiert nicht. Rund, geschnmeidig, harmonisch – autochthon in Bestform.
Peru
Die Rebfläche beträgt rund 10.000 Hektar, doch nur 7 Prozent werden zur Weinproduktion verwendet, aus den restlichen 93 Prozent wird Pisco (Traubenschnaps) hergestellt. Angeblich gibt es rund 2500 Weingüter, andere Quellen nennen nur 100.
In Peru hat Weinbau eine lange Tradition. Unmittelbar nach der Eroberung von den Spaniern wurden dort die ersten Reben in Südamerika gepflanzt. Die wichtigsten Trauben sind Alicante Bouschet, Torontel, Sauvignon Blanc, Albillo, Barbera, Malbec und Muskat.

Wir haben Weine des Weinguts Intipalka probiert. Das liegt im Ica-Tal am Fuße der Anden und gehört zu den bekanntesten Weingütern Perus.
🍷 2022 Sauvignon Blanc, Intipalka, Santiago Queirolo: Exzellenter Sauvignon Blanc, im Stil Neuseeland. Reichlich exotische Aromatik, Kaki-Frucht und ähnliches. Die Reben wachsen unter extremen Bedingungen. Pro Jahr fallen weniger als 20 mm Niederschlag, deshalb Tröpfchenbewässerung. An 300 Tagen scheint die Sonne. Die Trauben werden von Hand gelesen. Das gibt’s in Neuseeland wohl kaum.
🍷 2021 Syrah, Intipalka, Santiago Queirolo: Shiraz/Syrah der bessere Art. Intensiv mit feinem Körper, Geschmack nach dunklen Beeren, Schokolade und Kakao.
🍷 2021 Malbec, Intipalka, Santiago Queirolo: Harmonisch, würzig, Stichwort easy drinking. Tut nicht weh, aber es bringt auch niemand in Jubel aus. Ex gibt Interessanteres von DER Rebsorte Südamerikas.

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