Der sehenswerte Rioja-Film „Das Land der tausend Weine“ so richtig Appetit gemacht und auch mal wieder die Sinne geschärft. Rioja in drei Farben? Gibt’s wirklich. Denn die Rioja bring nicht nur – wie oft angenommen – mittelschwere bis kräftige Rotweine hervor. Rioja gibt’s auch in Weiß und Rosé. Zeit für eine kleine Verkostung von Rioja-Weinen in drei Farben. 

Sieben Rioja im Test

Wir haben uns zu sechst sieben Weine der DAC Rioja vorgenommen: Zwei Weißweine, einen Rosé und vier Rotweine. Es ging von einem jungen, frischen Blanco bis zu eine fast 20 Jahre alten Gran Reserva. Keine Überraschung: die Roten waren die Stars des Abends, allen voran der a Mano von der Bodegas LAN. Ebenfalls Daumen hoch bei der Ogga Reserva der Bodegas Santalba sowie der Reserva der Bodegas Valenciso, auf diesem Blog schon gewürdigt. Bei der Gran Reserva von Fernandez de Piérola gingen die Meinungen schon auseinander, kein Wunder. Ich fand seine Alterung beeindruckend, andere weniger. 

Weiße polarisieren

Durchaus widersprüchlich die Meinungen auch bei den Weißweinen. Von „extrem spannend“ bis „brauch ich  nicht“ war alles dabei. Es ist halt ein anderer Stil als die fruchtbetonten Weißweine aus Deutschland oder Rieslinge mit Säure satt. Als Begleiter zu Tapas haben mir die weißen Riojas gut gefallen. Mit dem extrem dunklen Rosé hatte ich jedoch so meine Probleme, der war mir zu fett und marmeladig. Andere wiederum fanden das gut. Gut so. 

Die verkosteten Weine

2021 La Vicalanda, Bodegas Bilbainas. Ein Tempranillo Bianco. Weißer Tempranillo war mir gar nicht bekannt, die Recherche ergab: Aus einem einzigen Trieb eines Tempranillos entstand Ende der 1980er Jahre durch eine Laune der Natur die Sorte Tempranillo Blanco, eine Traube mit früher Reife. Eine Mutation also. Hat mit rotem Tempranillo natürlich nichts gemein. Der weiße hat eine frische, würzige Nase, auf der Zunge eine markante Schärfe, Zitrusaromen satt. Solo schon schwierig, aber zu den Tapas ein perfekter Begleiter. 

2022  El Pacto Blanco, Hacienda Lopez de Haro. Zum großen Teil aus der Rebsorte Viura Riojana. Mit 13,5% Alkohol schon sehr präsent. Kräftige florale Nase, kaum Frucht. Im Geschmack intensiv Pomelo, aber auch Grapefruit und andere Bittertöne. Auch eine Spur Holz, der Wein dürfte ein paar Wochen im Holzfass gelegen haben. Angenehm weich im Abgang.

2020 Alma Tobia Unico,  Bodegas Tobia. Extrem dunkler Rosé aus 73% Tempraníllo und 27% Maturano Tinto. Satte 14,0% Alkohol. Reichlich Aromatik, Erdbeermarmelade oder eingekochte Erdbeeren, Granatapfel, Jogurette, rote und schwarze Beeren. Noch leicht prickelnd. Untypischer Rosé und nicht mein Fall. 

2017 LAN a Mano, Bodegas LAN. Ein wunderbarer Wein aus 96% Tempranillo, 2% Graciano- und 2% Mazuelo-Trauben. Die Rebstöcke sind älter als 60 Jahre. Lag 4 Monate in neuen französischen Eichenfässern, danach 7 Monate in neuer kaukasischer Eiche. Granatrote Farbe, leuchtend. Aromen von sehr reifen schwarzen Früchten, Pflaumen, Brombeeren, Johannisbeeren, dazu würzige Noten wie Nelke oder Zimt. Auch Lakritz und sogar Holzkohle werden entdeckt. Rioja von seiner besten Seite!  

2015 Valenciso Reserva, Bodegas Valenciso. Stammgast in meinem Keller, darf an einem Rioja-Abend nicht fehlen. Luis Valentin und Carmen Enciso produzieren nur diesen einen Wein. Und zwar ganz klassisch, das Wort altmodisch ist in dem Fall ein Lob. Hundert Prozent Tempranillo.  Gärung in Betontanks. Dann 17 Monate Reife in Barriques und weitere 19 Monate auf der Flasche. Wir entdecken neben Aromen von roten Früchten angenehme weiche Schokoladentöne, Marzipan und Vanille. Rund, fertig, reif. Ein Bilderbuch-Rioja, stimmig und charismatisch.

2015 Ogga Reserva,  Bodegas Santalba. 90% Tempranillo plus 10% lokale Trauben. 20-monatige Reifung in französischen Eichenfässern. Während dieses Prozesses wurde der Wein keiner Filtration unterzogen. Sehr tiefe und intensive schwarze Farbe. Erstaunlicherweise noch ziemlich verschlossen. Aber der Wein entwickelt sich im Glas geradezu minütlich, bedeutet ein Feuerwerk an Aromen: schwarze Früchte, Kohlerauch, Paprika, Blaubeeren, Nelken, Walnuss, verbranntes Holz und Tabak. Großes Alterungspotenzial.

2005 Fernandez de Piérola  – Gran Reserva. Ausschließlich Tempranillo. Ist 60 Monate gereift, davon 18 Monate im Holzfass. Tiefes ziegelrot mit leicht orangem Rand, das Alter auch in der Nase schon (für mich angenehm!) spürbar. Ganz klar ein old school Rioja. Entwickelte und würzige Note von Trockenfrüchten, Waldboden, Kaffee und Leder,  Fass und Vanille. Etwas sprittig? Auf jeden Fall nicht zu üppig, fast schlank. Viel Würde. Wir einigen uns auf Mon Cheri-Pralinen. 


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