Die Erwartungen sind hoch beim Wein-Test Montes. Denn Wein aus Chile hat schon einmal überrascht. Der Pinot Noir Chocalan 2012 war Sieger in einer Pinot Noir-Blindverkostung. Nun ergab sich die Gelegenheit, Bekanntschaft mit Weinen von Montes zu machen. Dem Weingut, das maßgeblich verantwortlich für den Erfolg des Weinlandes Chile in den letzten 25 Jahren ist. 

Die Weine

Die mit Freunden Anfang der 1990er Jahre getrunkene Flasche Montes Alpha ist unvergessen. Der Wein hat uns damals genau so überrascht wie begeistert. Denn Chile hatten wir seinerzeit überhaupt nicht auf dem (Wein-)Zettel. Habe mittlerweile neben dem großartigen Pinot Noir von Chocolan noch einige passable Cabernet Sauvignons aus Chile kennengelernt. Nun also Test der Spitze von Montes. Wie haben zu fünft probiert. Hinterher sind alle beeindruckt.

Der Herr am Kamin

Mit dem Montes Alpha Carmenére 2020 beginnt der kleine Montes-Test. Diese Stichworte sind gefallen: Schmeckbare Restsüße, Karamell, Pflaume, Vanille, Milchschokolade, Vanille, Nougat, After Eight? Aber auch ein kühler Hauch, Minze. Wir machen uns wie bei der kleinen Bordeaux-Verkostung letztens wieder den Spaß und ordnen den Wein einem Personentyp zu. Hier sind wir uns schnell einig: Der Herr am Kamin, Aktionär. Einig sind wir uns auch, dass der Montes Alpha ein eindrucksvoller Beweis ist, welche Qualitäten die Rebsorte Carmenére hervorbringen kann.

Body-Builder im Anzug

Das gilt erst recht für den Montes Wings Carmenére 2019. Notiert ist: Sattes lila, dick, fett, saftig, wuchtig. Holunder? Wie ein argentinisches Steak – außen fast verbrannt, innen zart rosa. Auch die Stichworte Eierpflaume und rote Mirabellen fallen, dazu eine Spur grüner Paprika. Leder auch? Am treffendsten diese Assoziation: ungarisches edelsüßes Paprikapulver. Auf jeden Fall ein Wein mit reichlich Muskeln. Der Typ ist nicht schwer zu erraten:  Fitness-Center-Besucher, oder besser noch: ein Body-Builder im Anzug. 

Selbstbewusster Jüngling 

Der Montes Cabernet Sauvignon + Carmenére Limited Edition 2021 ist überraschend ein fast schon fertiger Wein. Ja, er ist noch jung und hat noch eine gewisse Frische. Auf jeden Fall ist er komplexer als die reinen Carmenére,  aber nicht oder noch nicht so rund wie die anderen. Auf alle Fälle süffig, lecker, mit einer schönen Dichte. Wir entdecken Cassis, im Abgang Myrrhe. Schon jetzt stimmig, aber da kommt garantiert noch was. Ein selbstbewusster Jüngling mit beachtlichem Karriere-Potential. 

Chef eines Weltkonzerns in spe

Höhepunkt des Montes-Tastings ist der Purple Angel 2020. Der limitierte Super-Montes ist eine Cuvée aus 92% Carmenére und 8% Petit Verdot. Ein großartiger Wein – kraftvoll, saftig, sinnlich. Wir entdecken die Aromen dunkler Früchte, Kirschen, Pflaumen, Brombeeren plus diverse  Gewürze. Rest-Tannine sind noch da. Ja, er ist eindeutig zu jung probiert. Großartiges Potenzial – der wird mal charmanter Chef eines Weltkonzerns. 

Fazit: Die ohnehin hohen Erwartungen sind voll erfüllt. Da wirkt es fast eine Fügung des Schicksals, als uns Freunde unlängst besuchten und zur Begrüßung sagten: „Wir haben eine Flasche unseres aktuellen Lieblingsweins mitgebracht.“ Es war eine Flasche Montes Wings Carmenére 2019.

Das Weingut

Montes bewirtschaftet 800 Hektar Weinberge in mehreren Weinbaugebieten. Insgesamt 400 Mitarbeiter produzieren 650.000 Kisten Wein pro Jahr. 95 Prozent der Produktion werden in 110 Länder exportiert. Hergestellt wird in zwei Produktionsstätten: Eine Kellerei liegt in Chimbarango, die andere in Apalta, wo auch Besucher willkommen sind. Seit 2009 ist das Weingut auch „offiziell“ naturnah, zertifiziert vom niederländischen Institut „Global Reporting Initiative“ (GRI).

Die Montes-Kellerei in Apalta

Die Montes-Anfänge

Nach Ende der Pinochet-Diktatur wagte Aurelio Montes (Jahrgang 1948) 1988 gemeinsam mit drei Partnern (Douglas Murray, Alfredo Vidaurre und Pedro Grand) in Chile den Aufbruch in neue Zeiten. Das Ziel: Chilenische Weine, die mit den großen Europäern konkurrieren können. Schon mit den ersten Jahrgängen war dieses Ziel erreicht. Der Montes Alpha, als der beste Cabernet Chiles gefeiert, trat seinen Siegeszug um die Welt an.  Habe es selbst in 1990er Jahren gemerkt, besser gesagt, geschmeckt. 
Die vier Partner  nannten das Weingut zunächst  „Discover Wines“. Aurelio Montes sollte die Weine kreieren, Pedro Grand seine Kellerei zur Verfügung stellen, Douglas Murray das Marketing leiten und Alfredo Vidaurre Herr über die Finanzen sein. Es wurde eine Erfolgsstory. Nach nur zehn Jahren zählte „Discover Wines“ zu den vier größten exportierenden Weingütern Chiles. 

Dem Flop sei Dank

Einem Flop der besonderen Art verdankt das Weingut seinen heutigen Namen. 1991 nahm das Quartett an der Weinmesse VinExpo in Bordeaux teil. Der Stand wurde errichtet, alle internationalen Händler wurden kontaktiert. Doch niemand kam. 
Zurück in Chile setzten sich die gescheiterten Messe-Aussteller ans Telefon und hörten immer wieder dieselbe Antwort: „Wir haben überall nach Montes gesucht, aber euch nicht gefunden!“ Der Name „Discover Wines“ war selbst vertrauen Geschäftspartnern kein Begriff gewesen. Konsequenz: Seither heißt das Weingut Montes.  

So ging es weiter

Pedro Grand verkaufte seine Anteile und stieg aus dem Unternehmen aus. Alfredo Vidaurre starb mit nur 66 Jahren im Jahr 2008. Douglas Murray folgte seinem Freund und Kollegen nur wenig später. Er starb im Jahr 2010 im Alter von 67 Jahren. Heute ist Aurelio Montes Sr. nach wie vor Head Winemaker und Vorstandsvorsitzender des Familienunternehmens. Er ist mit Bernadette verheiratet, hat fünf Kinder und 18 Enkel. Aurelio lebt in Santiago de Chile. 
Sein Sohn, Aurelio Montes Jr., ist Technical Director von Viña Montes und Viña Kaiken. Er wurde 1975 in Chile geboren und hat nach diversen Stationen und Praktika im Ausland von 2010 bis 2016 Viña Kaiken in Mendoza (Argentinien) geleitet.  

Rebflächen von Montes. Fotos (2): Viña Montes

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