Der bevorstehende Jahreswechsel ist Schaumwein-Zeit. Da kommt ein Test der Crémants von Bouvet Ladubay gerade recht. Dazu gibt es eine Vorgeschichte. Eine spannende Blindverkostung von Schaumweinen vor einiger Zeit hatte einen Sieger: Ladubay, Crémant de Loire. Nun wollten wir (der nicht Sekt-affine Weinbeobachter und fünf Schaumwein-Freunde) wissen, was es vom Sieger Bouvet Ladubay noch Prickelndes gibt. Nach sieben verkosteten Crémants von Bouvet Ladubay waren wir sehr zufrieden: Schaumweine ohne Schnickschnack, aber mit viel Raffinesse und einem eigenen Stil. Die Daumen zeigten ausnahmslos nach oben. Auch erfreulich: Alle Crémants kosteten zwischen 10 und 20 Euro .  

Ein Schatz im Gewölbe?

Zunächst ein Blick auf die fast märchenhafte Geschichte des Hauses Bouvet Ladubay. Das Fundament legte Etienne Bouvet, der das Unternehmen 1851 im Dorf Saint-Hilaire-Florent, nahe Saumur, gemeinsam mit seiner Frau Celestine Ladubay gründete. Er erwarb ein mehrere kilometerlanges Kellergewölbe, welches früher einmal Mönche hatten graben lassen und begann mit der Schaumweinproduktion.  Innerhalb von 50 Jahren baute Etienne Bouvet die Marke Bouvet Ladubay zum größten Schaumweinproduzenten weltweit auf. Diese Leistung ließ Neid entstehen, weshalb die Legende entstand, er habe dort den Schatz der reichen Mönche von St. Florent gefunden, die diesen während der Revolution in jenen Kellergewölben versteckt haben sollen. 

Märchenhafte Story

1932 wurde das Unternehmen an Justin-Marcel Monmousseau verkauft. Dessen Enkel Patrice Monmousseau führte Bouvet Ladubay in den 1970er Jahren wieder zur Weltklasse. Nach dem Tod des Großvaters 1974 verkaufte die Familie das Schaumweinhaus an Taittinger. Patrice Monmousseau blieb jedoch weiterhin Generaldirektor von Bouvet Ladubay. 2005 wurde Bouvet Ladubay an einen amerikanischen Investmentfonds verkauft. 2015 wiederum kaufte die Familie Monmousseau das Schaumweinhaus Bouvet Ladubay nach 41 Jahren wieder vollständig zurück. Heute liegt die Jahresproduktion liegt bei über 6 Millionen Flaschen, die in mehr als 45 Ländern vermarktet werden. Neben Wein ist die Kunst eine Leidenschaft von Patrice Monmousseau. So eröffnete er 1991 das Zentrum für zeitgenössische Kunst Bouvet Ladubay in Saumur. Auch betreibt Bouvet Ladubay ein privates Theater.

Puristen und Excellencen

Nun aber zu unserer Verkostung. Der Zéro Extra Brut ist die Cuvée für Puristen! Im Augenblick seiner Degorgierung wird dem Wein – Chenin Blanc und Chardonnay – nichts beigemischt. Also kein Gramm Zucker, wie der Name schon verrät. Genau das richtige für mich. Notiert sind: Erfrischende Spitzigkeit, feine Fruchtaromen, Limette, Quitte und Mirabelle etwa, frisch und knackig, feine Perlage. Ganz klar eine perfekte Begleitung zu Fisch und Meeresfrüchten. 

„Excellence“ heißt bei Bouvet Ladubay die Basislinie. Der Bouvet Excellence Brut ist eine Cuvée von Chenin blanc, der großen Weißweinrebe des Loiretals, und Chardonnay. Die Trauben werden zu einer Cuvée vereint und reifen nach der Flaschengärung für einige Zeit auf der Hefe. Obwohl Brut Restzucker bedeutet ist er doch deutlich trocken. Der Excellence ist feinperlig, fruchtig und  leicht würzig, dazu schöner Blütenduft. Leicht trinkbar! Ähnlicher Stil beim Bouvet Saphir 2020, der aber mehr Muskeln hat. Auch eine Cuvée mit Chenin blanc und Chardonnay, aber eben ein Jahrgangs-Crémant. Das Bukett ist komplex, Frucht-, Honig-, Blüten-Aromen, dazu ein strammer Körper. Toller Begleiter zu weißem Fleisch. 
Beim Bouvet Excellence Rosé hat uns die zarte Zwiebelschalenfarbe imponiert. Gemacht aus Cabernet Franc, feine Frucht in der Nase, am Gaumen die Frucht noch deutlicher, vor allem Himbeere. Scheint uns ideal zu Desserts, bei dem Beeren im Spiel sind.   

Der Trésor-Schatz

Die Trésor-Linie von Bouvet Ladubay trägt den Stempel AOP Saumur Brut. Also eine Art „Grand Cru“ für die Schaumweine des Loire-Tals. Trésor spielt auf den Schatz an, den Gründer Etienne Bouvet einst in den Kellergewölben der Abtei St. Florent entdeckt haben soll. Patrice Monmousseau kreierte 1987 diese besondere Cuvée, die in Barriques ausgebaut wird und deren Name an die Legende erinnern soll. Viel Vorschusslorbeeren also für den Bouvet Trésor 2018. Der konnte die hohen Erwartungen erfüllen. Der Crémant hat einfach viel zu bieten. Opulenz und Charme, zarte Tannine und feines Holz, ewiges Finale. Ferner notiert: Kräftig, würzig, frisch, cremig, Milchbrötchen, ein Hauch Rosen oder Sahlab. Dem Trésor trauen wir zu, ein ganzes Menü zu begleiten. Der Bouvet Tresor Rosé ist zu 100 Prozent Cabernet Franc, lag mehrere Monate im Eichenholzfass. Die Farbe (Lachs) gefällt uns ebenso wie Nase (Rosen, Vanille) und Geschmack (rote Beeren, Anis). Weiter im Notizbuch: Kräftig mit Ausdruck, herzhaft, ehrlich. Bei den meisten der Gewinner des Tastings. 

Feiner Instinct

Der Bouvet Ladubay Instinct hat auch eine Geschichte. Die Cuvée entstand im Jahr 2000 und trägt daher den Titel Millenium-Cuvée. Auch da sind Chenin blanc und Chardonnay im Spiel, hier jedoch im Eichenfass gereift. das schmeckt man. Ansonsten: Sehr feiner Schaum, cremig und feinperlig. Rassige Frucht. Im Geschmack sehr erfrischend, harmonisch und von schöner Intensität. Bleibt im Gaumen lange präsent. Wir sind uns einig: Dieser Crémant braucht sich hinter keinem Champagner zu verstecken. 

Was ist Crémant?

Noch ein bisschen Fortbildung: Crémant ist die Bezeichnung für alle Qualitäts-Schaumweine Frankreichs, die außerhalb der Champagne mit traditioneller Flaschengärung entstehen. Der Begriff Crémant ist immer an eine bestimmte Ursprungsbezeichnung gekoppelt. Alle Crémants in Frankreich haben immer eine Region  (wie Crémant de Loire) in ihrem Namen. Allerdings darf der Begriff „Crémant“ auch für flaschenvergorene Schaumweine außerhalb Frankreichs verwendet werden. In Deutschland ist zum Beispiel „Riesling Crémant“ gebräuchlich.  


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