Weißweine aus Südfrankreich? Aromasorten? Da scheint erst einmal Skepsis angebracht. Gemeint sind nicht weiße Bordeaux, von denen manchen Weltklasse sind (mein Liebling: Château Malartic-Lagravière). Wir reden über Weißweine aus dem Pays d’Oc. 

Pays d’Oc – von allem viel

Pays d’Oc ist ein riesiges Gebiet im Languedoc-Roussillon zwischen der südlichen Rhône und den Pyrenäen: Viel Fläche (120.000 ha), viele Winzer (1200 + 175 Genossenschaften), viel Wein (knapp 750 Millionen Flaschen jährlich). Bekannt war Vin de Pays d’Oc (Landweine) bisher vor allem als Rotweine im Massensegment.  Die sind oft ziemlich günstig, oft aber auch beliebig (Rotwein halt), manchmal auch gr0ßartig. Wie zum Beispiel Domaine du Dausso, Julien Chemical oder Brigitte et Elisabeth JeanJean. Habe vor einigen Jahren schon mal davon berichtet. Die Weißen haben – von einigen sehr guten Muscat abgesehen – bisher wenig Eindruck gemacht. Zu viel Alkohol, zu wenig Säure – keine Konkurrenz zu Silvaner aus Deutschland oder Veltliner aus Österreich. Vom Riesling erst gar nicht zu reden. 

58 Sorten im Anbau

Seit einiger Zeit wird am Image der Pays d’Oc-Weine gearbeitet. In Qualität und Marketing wird investiert, das IGP-Label (kontrollierte Herkunftsbezeichnung) betont.  58 Rebsorten sind im Anbau! Das sorgt für eine beachtliche Vielfalt. Auch und gerade bei Weißen aus dem Pays d’Oc. Zeit für eine neue Chance! Aber nicht für Klassiker wie Chardonnay oder Sauvignon Blanc, die gibt’s überall auf der Welt. Zu fünft haben wir Aromasorten getestet mit Schwerpunkt Vermentino. Die ur-italienische Sorte (nicht ganz klar) hat schon mal Eindruck gemacht – aus Sardinien. Wir haben probiert, was die Franzosen daraus machen. Zum Vergleichen gab’s noch einen Muscat sowie einen Gewürztraminer, zwei klassische Aromasorten. 

Die Weine im Test

Vermentino, Domaine la Provenquère, Pays d’Oc 2019: Wirkt parfümiert, blumig, Rosen; wenig Säure, ziemlich dünn und fad, die Nase verspricht mehr. Einstimmig Schlusslicht im Test.
Marius by Michel Chapoutier, Vermentino, Pays d’Oc 2019: Nicht so blumig, eher Kräuter-Aromen; hat mehr Körper und eine angenehme Schärfe. Wir entdecken Melisse, Minze Gochi-Beere, im Abgang pfeffrig. Dreimal Platz 1 im Ranking, zweimal Platz 2.
Vermentino, Les Jamelles, Pays d’Oc 2019: Nase wie der Marius; die Stichworte Quitte, Kräuter, Grapefruit, Zitrone fallen; angenehme Säure. Netter Wein, einstimmig Platz 3.
Vermentino Réserve, Maison Vialade, Pays d’Oc 2018: Nase macht Eindruck, Geschmack buttrig, erinnert an Chardonnay, ausgewogen, angenehme Säure, schöne Körper, lange Präsenz. Zweimal Platz 1 im Ranking, dreimal Platz 2.
Muscat Sec, Mas de Madame, Pays d’Oc 2019: In der Nase Honig pur, Holunderblüten, könnte etwas mehr Säure haben. Meinungen gehen weit auseinander, von „Klasse“ bis „geht nicht“.
Gewurztraminer, Les Collins du Bourdic, Pays d’Oc 2019: Markante Süße, verdünnter Ananas-Saft, Litschi; eindeutig zu süß.  

Fazit: Kann man machen – wer Aromasorten mag. Gutes Preis-Leistungsverhälnis – keiner der probierten Weine kostet mehr als 10 Euro. Wir erwartet gibt es große Unterschiede. Muscat ist in Südfrankreich zuverlässig, Gewürztraminer trinke ich in Frankreich lieber aus dem Elsaß. 


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