Mit Wein sind oft Geschichten verbunden. Wie kürzlich, als in einer kleinen Runde drei Weine aus Norditalien verkostet wurden. Ripasso ist das Stichwort, und das Tasting dieser Spezialität aus dem Valpolicella hat ein kleine Vorgeschichte. Ripasso? Da war was…

Blind getestet

War bei Freunden eingeladen, da gab‘s einen Rotwein – blind! – mit der „Todesfrage“: Na, was ist das für ein Wein? Das liebe ich gar nicht, bin schon oft reingefallen, hab mich auch schon im Kontinent geirrt, von Rebsorten ganz zu schweigen.
Also langsames herantasten: Schöne, tiefrote Farbe, angenehmer Duft, Geschmack samtig, schöner Körper, aber nicht zu fett. Leicht süßlicher Touch, der nicht stört, Kakao, Schwarzkirschen, Toffee!, aber auch Kräuter, Thymian. Eukalypthus? Schnell ist klar, es geht hier nicht um die Welt-Rebsorten Cabernet, Merlot, Shiraz oder Pinot Noir. Sicher kommt der Wein aus Europa, aber nicht aus Deutschland oder Österreich. Südlicher. Gewiss eine autochthone Rebsorte(n?). Dann gebe ich auf.

Entdeckung Ripasso

Im Glas war ein Valpolicella Ripasso, Markenname „Monteré“, von Tinazzi. Valpolicella war für mich bis dahin ein wenig bemerkenswerter Allerweltswein. Am anderen Ende der Skala steht Amarone. Für manchen die Krönung der italienischen Weine. Habe bei Amarone schon Sternstunden und bittere Enttäuschungen erlebt. Leider sind richtig gute Amarone ziemlich teuer. Irgendwo zwischen Valpolicella und Amarone liegt also Ripasso. Das Wort bedeutet Revision oder „erneuter Durchgang“. Aha.

Wie geht Ripasso?

Ripasso entsteht so: Junge, vergorene Valpolicella-Rotweine werden auf den Trester des Amarone gegeben, wodurch es zu einer erneuten Gärung (2. Durchgang) kommt. Hierdurch gewinnt der Wein an Farbe und Alkohol, nimmt auch Charaktereigenschaften des Amarone an. Ist aber deutlich leichter und auch preiswerter.
Im Spiel sind tatsächlich autochthone Rebsorten wie Corvina Veronese, Rondinella, Croatina oder Molinara.  Das Verfahren wurde in den 1960-er Jahren entwickelt. Seit 2010 hat Valpolicella Ripasso DOC-Status. Die DOC-Vorschriften sind ziemlich kompliziert, wen wundert‘s…

Das Tasting

Das klingt alles interessant und der Wein hatte was. Habe mich also auf der Suche nach dem Ripasso Monteré  gemacht und bin beim Online-Händler televino.de fündig geworden. Dort den  Monteré und zwei weitere für ein kleines Tasting geordet. Erstaunliches Ergebnis: Obwohl gleiche Gegend, gleicher Jahrgang (2017) und gleiche Methode sind es doch drei sehr verschiedene Weine.

 Tinazzi Montére Valpolicella Superiore Ripasso: Wiederkennung! Die Mitverkoster haben zugerufen: Kakao, Schokolade, Kirschen, braucht noch Zeit. Heidelbeerpraline, Toffifee, Kornelkirsche, Thymian, Minze, Kräuter, Minze, Erkältungsöl, Eukalyptus. Landete bei vier von fünf Teilnehmern auf Platz 1!

Monte del Frá Valpolicella Superiore Ripasso: Der am meisten diskutierte Wein. Notiert: Gestrüpp, Holz, Heuhotel, hat Ecken und Kanten. Viel zu entdecken, diskutabel, Rosmarin, Menthol-Hauch, getrocknete Minze, Zedernholz, Zirbe!

Corte Figaretto Valpolicella Superiore Ripasso: Die leichteste Nummer. Wir haben uns auf „der nette Herr von nebenan“ verständigt. Notiert: Heller als die anderen, Kaffee, rund, harmonisch, unanstrengend, aber auch wenig Spannung. Der „sympathischer Typ“. Aber die anderen waren aufregender.

Der „große Bruder“ Amarone

Weil der Ripasso gemeinhin als „kleiner Bruder“ des Amarone gilt, war natürlich ein Vergleich mit dem „großen Bruder“ Pflicht. Leider war kein Amarone mehr im Keller, also flink zum Aldi nebenan und den dortigen Amarone della Valpolicella (2016) geholt. Hersteller unklar, Abfüller laut Etikett Cantina Valpantena. 15 % Alkohol. Schon klar, dass das nur ein winzig kleines Lichtlein am großem Amarone-Himmel ist. Aber das schien nur gerecht, weil der mit 12,50 Euro ins Preisgefüge der Ripasso-Weine passt.

Was übrig geblieben ist…

Der Amarone präsentierte sich tatsächlich fetter, konzentrierter als die Ripasso-Weine. Klar, hatte er doch ein bis zwei Prozent Alkohol mehr an Bord. Natürlich trinkbar,  aber auch irgendwie langweilig. Einer der Mittester hat es schön so formuliert: „Es ist wie ein Generationenunterschied. Der Amarone hat sein Heu im Trockenen, muss sich im Gegensatz zur Jugend nicht mehr behaupten. Die Ripasso wollen noch was erreichen, die geben sich mehr Mühe.“
Beim „Ranking“ haben wir den Amarone ausgenommen, das wäre Äpfel mit Birnen vergleichen. Als die drei Ripasso-Weine ausgetrunken waren, war die Amarone-Flasche noch halbvoll…

 


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