Zum Gutedel gibt es einen Kalauer: Der Name sei eine einzige Lüge – Gutedel sei ja weder gut noch edel. Fakt ist: Die Weine sind bekömmlich, leicht und säurearm. Gutedel sollte jung getrunken werden, sagt die Lehre. Aber gehobenere Qualitäten haben schon Alterungspotenzial – wegen der niedrige Säure ist das freilich begrenzt. Wenn sich ein Winzer mit dem Gutedel Mühe gibt, kann das ein richtig schöner Wein werden. Weil die Rebe einen eher geschmacksneutralen Charakter hat, kommen das jeweilige Terroir, Boden, Kleinklima und Lage der Rebfläche in jedem Wein zum Ausdruck. Freilich nur, wenn sich der Winzer Mühe gibt und nicht nur auf das beachtliche Ertragspontenzial (bis zu bis 150 hl/ha sind möglich) schaut.
Wenig populäre Sorte
Die Sorte ist nicht sehr populär. Gutedel wird in Deutschland nur in den Gebieten Markgräflerland (Baden, 1117 ha), Saale Unstrut (23 ha), Sachsen (3 ha), Pfalz (1 ha) und Rheinhessen (1 ha) angebaut. In der Schweiz sieht das ganz anders aus, mit fast 4000 Hektar ist das Land das wichtigste Anbaugebiet dieser Rebsorte. Dort heißt er jedoch Chasselas oder Fendant, Moster, Junker und Schönedel sind weitere Synonyme. Gekeltert wird die Sorte auch in Rumänien, Tschechien und Ungarn.
Zwölf Gutedel im Test
In einer Gruppe haben wir zwölf Gutedel verkostet – acht aus Saale-Unstrut, zwei aus Baden, zwei aus der Schweiz. Das Tasting war hochinteressant, weil die angeblich so langweiligen Rebsorte eine kaum vermutete Vielfalt zeigte. Ja, es gab Vertreter, wo „dünn und beliebig“ notiert ist. Oder auf Frucht getrimmte Weine, klar gemacht für den Massengeschmack. Was gar nicht schlimm ist – auch Gutedel will verkauft werden. Die beiden Schweizer sind aufgefallen – der von Les Murettes mit einer laktischen Note, nicht wirklich einladend. Dem üppigen Fendant vom Cave St. wurde viel Charakter attestiert, doch er spaltete das Gremium. Die klare holzige Note war nicht jedermanns Sache.
Überraschender Sieger
Wir haben nicht gepunktet, aber am Ende abgestimmt. Es gab keinen einstimmigen „Sieger“, jeder hatte seinen Favoriten. Meine Nummer eins hat mich selbst überrascht: Der 2018er Rote Gutedel Mons Omnium Sanctorum von Saale-Unstrut hatte im privaten Ranking die Höchstpunktzahl. Notiert: blassrosa, sehr hell, schöne rauchige Aromen, Mandel, Walnuss. Ein subtiler, spannender Wein. Roter Gutedel? Das ist eine Mutation des Weißen. Außer der roten Hautfarbe der Beeren und der nicht ganz so hohen Erträge sind die Eigenschaften und Merkmale identisch mit denen des Weißen Gutedel. Der Vergleich ist also erlaubt.
Überraschende Siegerin
Ein überraschender Sieger für mich also. Genauso eine Überraschung war, wer sich hinter Mons Omnium Sanctorum (Allerheiligen-Berg) verbirgt: Eine Hobby-Winzerin! Petra Wiegel bewirtschaftet seit 2014 in ihrer Freizeit 950 Rebstöcke (Weißer und Roter Gutedel). Die Lage heißt Mons Omnium Sanctorum, eine der ältesten Weinlagen an Saale-Unstrut. Ausgebaut werden die Weine im Weingut Johannes Beyer – über den hier auch schon berichtet werden konnte. Der Rote Gutedel war Spitze, der Weiße konnte da nicht ganz mithalten
Die probierten Gutedel (persönliches Ranking)
Mons Omnium Sanctorum (Saale-Unstrut)
Roter Gutedel 2018 (11,5% Alc.)
Weingut Klaus Böhme (Saale-Unstrut)
Gutedel 2018 (12,0% Alc.)
Winzerkeller Auggener Schäf (Baden)
Weisser Gutedel 2018 (12,0% Alc.)
Cave St. George (Schweiz)
Fendant 2016 (12,0% Alc.)
Thüringer Weingut Bad Sulza (Saale-Unstrut)
Gutedel 2018 (12,0% Alc.)
Weingut Hey (Saale-Unstrut)
Gutedel 2018 (11,5% Alc.)
Weingut Peter Landmann (Baden)
Gutedel 2018 (11,5% Alc.)
Mons Omnium Sanctorum (Saale-Unstrut)
Weisser Gutedel 2018 (11,5% Alc.)
Weingut Grober Feetz (Saale-Unstrut)
Gutedel Muschelkalk 2017 (11,5% Alc.)
Les Murettes (Schweiz)
Fendant 2016 (12,7% Alc.)
Weingut Köhler-Wölbling(Saale-Unstrut)
Gutedel 2018 (11,5% Alc.)
Weingut Zahn (Saale-Unstrut)
Gutedel 2017 (12,0% Alc.)
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