Unlängst gab es Quarkkäulchen. Dazu einen Traminer – das war eine echt sächsische Hochzeit.  Habe ständig an meine Oma denken müssen. Die wäre dieses Jahr 117 Jahre alt geworden, ist aber leider schon vor 30 Jahren gestorben. Sie hat die besten Quarkkäulchen der Welt gemacht – und in ihrem Leben gerne warmes Bier und Wermuth getrunken. Aber nie einen Traminer, leider…

Unerreicht

Oma Johanne
Oma Johanne

Ich sehe es noch genau vor mir, wie meine Oma Quarkkäulchen (manchmal auch Quarkkeulchen geschrieben) gebraten hat, obwohl das über 50 Jahre her ist. Der ganze Küchentisch war mit Mehl bestäubt, darauf wurde ein Teig geknetet, dieser zu einer Rolle geformt, davon dann Scheiben abgeschnitten und die kamen dann in die Pfanne. Diese kleinen flachen Klößchen, eine echte sächsische Spezialität, waren ihr Meisterstück. Niemand konnte sie so gut wie sie. Außen knusprig golden gebraten, innen weich, schön quarkig. Gerne wurden sie mit Apfelmus gegessen, ich mochte sie pur mit Zucker und Zimt berieselt am liebsten. Wir Kinder haben diese „Quarkkließ“, so werden die Quarkkäulchen im tiefen Erzgebirge genannt, geliebt und nicht selten ein Wettessen veranstaltet, wer die meisten schafft, sechs, sieben, acht … Als die Oma gestorben war, war es mit herrlichen Quarkkäulchen vorbei. Es gab kein Rezept, niemand hat sie je nach dem Geheimnis gefragt, niemand brachte sie auch nur in annähernder Qualität zustande. Nicht einmal die beste Köchin der Welt.

Manchmal fast Pappe

Die Suche nach dem Geschmack der Kindheit ist eine komplizierte und oftmals frustrierende Angelegenheit. Es ist nicht so, dass es Quarkkäulchen nicht gibt. In vielen Restaurants in Sachsen stehen sie als Dessert auf der Karte.  Doch die meisten sind nur ein müder Versuch, nicht der Rede wert. Sie sind zu fest oder zu wenig gebraten oder schmecken gar nicht nach Quark, sondern nach Pappe. Manchmal kommt auch alles zusammen. Da bleibt nur der Trost beim passenden Wein, doch dazu gleich.

Rezept entdeckt

Quarkkäulchen

In einem ziemlich zerfledderten Kochbuch aus dem Jahr 1980 habe ich ein Rezept gefunden, das Omas Quarkkäulchen ziemlich nahe kommt. Kartoffeln und Quark (für Österreicher: Topfen) müssen besorgt werden, der Rest ist in der Regel vorrätig. Die Kartoffeln sollten schon am Vortag gekocht werden. Diese dann reiben, mit Quark, Mehl, Ei und den Gewürzen zu einem Teig verarbeiten. Der sollte nicht zu feucht sein, das ist die Kunst!, bei Bedarf noch etwas Mehl nachgeben. Schließlich noch die Rosinen untermengen. Den Teig zu einer Rolle formen, etwa 1,5 Zentimeter dicke Scheiben abschneiden, die in Mehl wälzen und in heißem Fett auf beiden Seiten goldbraun braten. Mit einer Zimt-Zucker-Mischung bestreuen und genießen. Das geht sehr gut mit Apfelmus oder diversem Kompott oder Eis oder auch nur so.

Rettung Traminer

Traminer Spätlese
Drei Herren

Die fehlenden drei Prozent zur Qualität von Omas Quarkkäulchen muss jetzt der Wein wettmachen. Hervorragend passt ein Traminer, der sollte hübsch aromatisch, aber nicht zu süß sein. Da gibt es in Sachsen sehr schöne. Mir gefällt der Traminer Spätlese vom Weingut Drei Herren (wird übrigens von zwei Herren und einer Dame geführt, doch das ist ein andere Geschichte) in Radebeul bei Dresden sehr gut. Der hat den klassischen Rosenduft, schmeckt nach Passionsfrucht, Honig, auch ein Hauch Exotik ist erkennbar. Aber nie aufdringlich. Fast eine Liebesbeziehung zu den Quarkkäulchen, kulinarisch eine Hochzeit. Ein Muskateller, etwa aus der Steiermark, funktioniert auch ganz gut.
Das hätte sich die Oma wohl nie träumen lassen, ein Wein zu ihrem „Arme-Leute-Essen“. Aber geschmeckt hätte es ihr auch, ganz sicher.

Das Rezept

Die Zutaten (für 4 Personen)
500 g gekochte Kartoffeln
375 g Quark
150 g Mehl
65 g Zucker
2 Eier
Salz
etwas geriebene Zitronenschale
50 g Rosinen



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