Israel gehört weltweit zu den dynamischsten Weinländern überhaupt. Das Thema hatten wir hier schon. Konnte mich jüngst bei einem Besuch vor Ort davon erneut überzeugen. Dynamik in jede Richtung: Einige vermeintliche Klassiker haben diesmal eher enttäuscht (Dalton, Recanati), andere ihren Ruf bestätigt – und es gab einige spannende Entdeckungen. Und neue Gesichter. Ein kleiner Streifzug.

Die sichere Bank

Tishbi – Chardonnay Single Vineyard

Die Weine von Jonathan Tishbi haben bei allen Israel-Aufenthalten überzeugt, auch jetzt wieder. Der Cabernet Sauvignon war großartig. Richtig Klasse der Chardonnay Single Vineyard, klassisch, schön gekühlt bei großer Hitze eine Offenbarung. Die einfache Serie mit Cabernet Franc und der roten Cuvee Cabernet/Shiraz ist da schon abgefallen.
Pelter Winery, auch eine sichere Bank. Auch hier fällt der Chardonnay auf, zitronig, kräutrig, mit schöner, leichter Bitternote. Toller Fischbegleiter!
Bei Segal ist auch ein schöner Chardonnay in Erinnerung geblieben, dazu ein netter Rosé. Weine, die beim trocken-warmen Klima in Nahost immer funktionieren.
Schließlich wäre noch Teperberg mit der Serie Inspire zu nennen, sowohl der Dry Red als auch der Dry White mehr als passabel. Der Weiße ist eine abenteuerlich anmutende Cuvée aus Sauvignon Blanc, Dabouki und Gewürztraminer, macht viel Spaß. Beim Roten sind Grenache, Syrah, Carignan und Mourvedre im Spiel, überaus gelungen.  

Die Fundstücke  

Yatir – Mt. Amasa

Derech Eretz aus Mizpe Ramon, Mitten in der Negev-Wüste. Der Shiraz war gut, der Chardonnay hat weniger Eindruck gemacht.
Der Cabernet Sauvignon Privat Selection der Carmel Winery ist ein  Cabernet der Kategorie klassisch. Nicht mehr, nicht  weniger. Generell hat die Serie Privat Selection gut gefallen.
Ein Wein von Yatir (Yatir Forest 2002) hat mich einst euphorisiert, im privaten Ranking noch immer unter der zehn besten je getrunkenen Rotweine. Für den aktuellen Yatir Forest (Cabernet/Merlot Cuvée) werden um die 70 Euro aufgerufen. Tief durchatmen. Habe eine Etage „tiefer“ zum Yatir Mt. Amasa gegriffen, was soll ich sagen: fantastisch. Die17 Euro (in Deutschland doppelt so teuer) sind jeden Cent wert. Einfach großartig.

Gilt für viele Weine vor Ort: Leider ist oft wegen der mangelnden hebräischen Sprachkenntnisse auf dem Etikett nicht mehr zu lesen als die Rebsorte.

Die Entdeckung

Kitron – Reserve Lika

Die Entdeckung der Tour war Kitron Winery in Hosha’Aya mit Blick auf das historische Zippori. Die Winery ist noch ganz jung (2010 begonnen, 2017 fertiggestellt), hochmodern, stylisch, mit spannenden Weinen. 50000 Flaschen beträgt die Jahresproduktion (40000 Rotwein, 10000 Weißwein). Die Reben wachsen in Galiläa und auf dem Golan (ca 80 Kilometer entfernt), gelesen wird nachts. Die Trauben werden in Tanks ins Weingut gebracht. Die Rotweine reifen fünf Jahre, bevor sie in den Verkauf gehen.
Kann die Weine nur loben: Ein sauberer, intensiver und runder Chardonnay (2016) ist der Auftakt. Da hält der gerade abgefüllte 2017er Gewürztraminer nicht ganz mit.
Die Stärke scheinen die Roten: Der 2011er Cabernet Sauvignon hat eine warme, fruchtige Nase, im Geschmack klassisch kirschig, die 32 Monate Barrique-Reife verleihen ein langes Leben. Beim Shiraz 2010 sind die Trauben auf 800 Metern Höhe in Hochgaliläa gewachsen und dann 30 Monate in Eichenholzfässern gereift. Shiraz-Fans jubeln. Als Highlight gilt die Reserve Lika 2009, eine Cuveé aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Shiraz, 18 Monate im Barrique gereift, da muss sich so mancher Bordeaux-Crus verstecken. Toller Wein.
Ein Besuch lohnt unbedingt – auch die Begegnung mit Biton Maeir (Foto ganz oben), charismatischer Chef des Weinguts. Die Namen all seiner acht Kinder haben mit Wein zu tun. 

Die hochmoderne Kitron-Winery

Israel? Immer wieder, bin schon auf den nächsten Besuch gespannt. 

 

 


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