Sommelier-Europameisterschaft in Wien: 34 Sommeliers aus 34 Ländern bewarben sich um den Titel Beste(r) Sommelier Europas. Nach drei  Wettkampftagen gab es in Wien ein spannendes Finale.  Über mehrere Stunden hinweg betraten die vier Finalisten David Biraud (Frankreich), Raimonds Tomsons (Lettland), Piotr Pietras (Polen) und Julia Scavo (Rumänien) abwechselnd die Bühne und erfüllten die anspruchsvollen Aufgaben der Jury. Es siegte schließlich der lettische Sommelier Raimonds Tomsons (offiziell trägt er den Titel „Bester Sommelier Europas und Afrikas“). Er überzeugte mit viel Kompetenz und Charme und bewies im Finale vor internationalem Publikum im Ballsaal des Parkhotels Schönbrunn erstaunliche Coolness. Platz zwei belegte der Kandidat aus Polen, gemeinsame Dritte wurden der Franzose und die Rumänin. Habe Raimonds Tomsons ebenfalls als Sieger gesehen, wenn auch knapp.

Genauigkeit gefragt

Das Finale der Sommelier-Europameisterschaft begann mit einer ungewöhnlichen Prüfung: „Sie haben vier Minuten Zeit, um diese Magnumflasche zu öffnen und auf 18 Gläser aufzuteilen. Sie dürfen aber bei keinem Glas nachjustieren.“ Hier taten die Kandidaten gut daran, zuerst die Anzahl der Gläser zu überprüfen (es standen nämlich jeweils 20 auf den Tischen, haben aber alle schnell geschnallt) und auch deren untadelige Sauberkeit. Die gleichmäßige Verteilung des Inhalts gelang allen Kandidaten bravourös.

Irritationen eingebaut

Piotr Pietras muss Japanern Sake erklären

Schließlich wurden  drei Restauranttische auf der Bühne aufgebaut. Die erste Anforderung lautete: „Servieren Sie diesen beiden japanischen Gästen einen Sake als Aperitif und begründen Sie Ihre Auswahl. Sie haben zwei Minuten und 30 Sekunden Zeit dafür.“ Auf dem Beistelltisch waren verschiedene Sake-Spezialitäten aufgebaut, eine davon hochprozentig. Genau diese eingebaute Falle wurde von einem Kandidaten in der Hitze des Gefechts übersehen. Bei einer anderen Aufgabe ging es darum, zu einem Geburtstagsmenü die passende Weinbegleitung aus jeweils einem anderen Land zu empfehlen. Hier war gefragt, die Weine genau zu beschreiben und zu begründen, warum diese zur jeweiligen Speise so gut passen würden. Das dafür vorgesehene kurze Zeitlimit schafften zwei Kandidaten nicht ganz. Nächste Teilaufgabe: Das perfekte Präsentieren, Dekantieren und Ausschenken eines Weines an einem Vierer-Tisch. Zeitlimit! Kann vor allem dann ein Problem werden, wenn, wie im Fall der rumänischen Kandidatin, acht Streichhölzer nicht richtig zünden.

Ganz schwer: Blindverkostungen

Raimonds Tomsons bei der Blindverkostung

Heikelste Aufgaben waren natürlich die Blindverkostungen. Zunächst galt es einen Rotwein önologisch exakt zu beschreiben, Sorte, Herkunft und Jahrgang zu identifizieren. Leider gab es hinterher keine Auflösung, aber die drei Kandidaten lagen mit einem Nebbiolo aus dem Piemont Jahrgang 2009 wohl richtig. Die Rumänin verortete den Wein ins Bordeaux.  Richtig knifflig wurde es, als die Sommeliers zehn schwarz gefärbte Gläsern gegenüberstanden. Von den darin befindlichen Flüssigkeiten waren jeweils zwei identisch – aber nur als Produktkategorie. Diese Getränke galt es als Paare auf Basis des Grundprodukts beziehungsweise der Herstellungsart zu identifizieren, zu beschreiben und die getroffene Paarung wiederum zu begründen. Schließlich galt es in der dritten Blindverkostung vier Süßweine zu identifizieren, Herkunft, Stil, Jahrgang etc. Ganz hohe Schule!

Auch Wissen gefragt

Julia Scavo muss den Fehler finden

Im letzten Aufgabenblock war schlichtweg Wissen gefragt. Die Kandidaten mussten zunächst Fehler auf Weinkarten entdecken. Hört sich leicht an, war es aber ganz und gar nicht. Acht Ausschnitte aus Weinkarten wurden gezeigt, auf jedem Ausschnitt  war ein Fehler eingebaut. Den galt es zu erkennen. Wer findet den Fehler in diesem Beispiel?  Am Ende des fast fünf Stunden dauernden Finales der Sommelier-Europameisterschaft schließlich saßen alle Kandidaten noch einmal gemeinsam auf der Bühne. Sie mussten bei den an die Wand geworfenen Bildern diverse Weingüter, Winzer-Persönlichkeiten etc. erkennen. Dann war es endlich geschafft.

Der Gewinner

Raimonds Tomsons jubelt über seinen Sieg

Der Sieger der Sommelier-Europameisterschaft Raimonds Tomsons ist Jahrgang 1980 und arbeitet in der lettischen Hauptstadt Riga als Head Sommelier im Restaurant Vincents. Seit 2007 nimmt er regelmäßig an Wettbewerben teil, zuletzt 2016 an der Sommelier-Weltmeisterschaft in Argentinien. Als seine wichtigsten Erfahrungen bezeichnet er die Arbeit im Restaurant Vincents seit 17 Jahren sowie seine Ausbildung an der Weinakademie Rust. Über den Sieg sagt er: „Ich bin überwältigt, danke an alle. Danke an die A.S.I., die uns Sommeliers die Möglichkeit gibt, uns mit unserem Können zu präsentieren. Danke an die Sommelier Union Austria für diese tolle Organisation. Und ganz besonders möchte ich mich bei allen bedanken, die mich unterstützt haben. Vor allem bei meiner Frau.“  Der Sieg des Letten passte zum Trend: Denn auffällig an diesem Wettbewerb war die hohe Dichte an erfolgreichen Sommeliers aus Osteuropa. Fünf von zwölf Semifinalisten kamen aus Tschechien, Lettland, Polen, Rumänien und Russland. Die Kandidaten aus Österreich (Suvad Zlatic) und aus Deutschland (Torsten Junker) sind schon nach der ersten Runde ausgeschieden.

Während des Finales der Sommelier-Europameisterschaft

Alle Fotos: Erich Reismann

Kategorien: Blog

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