Silvester, Jahreswechsel  – da knallen die Korken. Auch bei mir, einem nicht unbedingten Fan von Sprudelweinen. Jahrelang galt die Devise: Es soll schon was Besonderes sein. Habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass Champagner in der 20-bis-30-Euro-Kategorie oft enttäuschen und ein schöner Winzersekt oder Cava die bessere Wahl waren. Damit kein Missverständnis aufkommt: Ein Roederer Cristal oder ein Jahrgangs-Champagner aus dem Hause Pol Roger ist etwas Großartiges. Belastet leider die Börse ziemlich.
Bin in diesem Jahr auf Prosecco gekommen.  Zunächst hat die Nachricht imponiert, dass das Konsortiums Prosecco DOC beschlossen hat, ab der Lese 2018 die Pflanzenschutzmittel Glyphosat, Folpet und Mancozeb zu verbieten. Und dann sind während einiger Tastings einige Tropfen  im Notizbuch gelandet mit der Anmerkung „Silvester“. Nebenbei auch Budget-schonend … Das steht zum Jahreswechsel zur Debatte:

Tenuta Civranetta Prosecco DOC Extra Dry

Im Jahr 1974 entschied Guido Fidora, das Familiengut, die Azienda Fidora, in biologische Landwirtschaft umzuwandeln. Damals war Bio noch keine Mode, Guido Fidora war der erste im Gebiet.  Heute ist das Gut Civranetta eines der ältesten Beispiele in Venetien für eine ökologisch angebaute Umgebung. Ist gut fürs Gewissen, schmecken muss er natürlich auch. Passt. In der Nase eine schöne Frische mit einem Hauch von weißen Blüten, im Gaumen feine Perlage, zarte Frucht, langes Finish. Einer für die Party, einer der Spaß macht, unkompliziert ohne banal zu sein. Braucht es mehr? Ach ja, die Reben wachsen ganz in der Nähe der Lagune von Venedig. Augen zu und träumen.

Astoria Galie Prosecco Treviso DOC extra dry

Die Azienda Astoria gehört zu den größeren Gütern  im Gebiet (40 Hektar), 1987 von einer alteingesessenen Weinbauerfamilie ins Leben gerufen. Astoria-Weine gibt es in der ganzen Welt, Medaillen und Ehrungen gab es zuhauf. Astoria bringt auch Barrique-Weine auf den Markt, doch der Prosecco ist das Kerngeschäft. Der „Galie” kann  als Prosecco-Klassiker durchgehen, alles scheint typisch für einen würdigen Vertreter seiner Art: Er ist elegant und fruchtig zugleich, die Perlage ist fein, die Säure gut balanciert. Keine Einwände, könnte gut zur Besichtigung des Feuerwerks passen. Die außergewöhnliche Flasche verleiht der Sache schon optisch eine gewisse Exklusivität.

Prosecco Frizzante ‚La Jara‘ DOC

Noch ein nach biologischen Prinzipien wirtschaftender Betrieb: Das Weingut La Jara – seit 1891 im Besitz der Familie Marion und seit 1990 von den Brüdern Massimo und Paolo bewirtschaftet – verarbeitet ausschließlich Trauben aus naturnahem Landbau. Bemerkenswert ist, dass die gesamte Traubenernte und Kelterung des Weingutes an nur einem einzigen Tag erfolgt!  Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Er ist frisch und lebendig, von mittlerer Perlage und hat ein feines Blüten- und Fruchtbouquet. Bei nur halb soviel Kohlensäuredruck  ist er nicht nur für empfindliche Mägen deutlich bekömmlicher als so mancher Hochdruck-Sekt. Der „La Jara“ hat sich in der Vergangenheit bei mehreren Anlässen bewährt – ein sicherer Tipp beim Jahreswechsel.

Etwas Prosecco-Wissen

Die Produktionsfläche des Prosecco befindet sich im Nordosten Italiens, in den Gebieten von 5 Provinzen in der Region Veneto (Treviso, Venezia, Vicenza, Padova, Belluno) und 4 Provinzen in Friuli Venezia Giulia (Gorizia, Pordenone, Trieste und Udine). Prosecco DOC ist die Hauptbezeichnung der Weine, aber es gibt auch zwei Zusatzbezeichnungen – Treviso und Trieste – die nur auf dem Etikett vorhanden sind, wenn der gesamte Produktionsprozess, von der Traubenernte bis zur Weinbereitung und Abfüllung, ausschließlich in diesen beiden Provinzen stattfindet.

Im Gebiet des DOC Prosecco. Foto: Prosecco DOC

Prosecco besteht mindestens zu 85% aus Glera-Trauben, eine autochthone Sorte aus dem Nordosten Italiens, die seit der Römerzeit bekannt ist. Glera ist eine weiße Rebsorte. Nach den Richtlinien der Prosecco DOC können traditionell bis zu 15% anderer Rebsorten mit Glera zu einer Cuvée verschnitten werden: Verdiso, Bianchetta Trevigiana, Perera, Glera lunga, Chardonnay, Pinot Bianco, Pinot Grigio und Pinot Nero.

Die kurze, aber steile Karriere des Prosecco

Bis noch vor nicht allzu langer Zeit  war der Prosecco nichts anderes als ein ländlicher Wein, der vom Fass oder dem Glasballon ausgeschenkt und an Ort und Stelle getrunken wurde. Erst seit einigen Jahren wird er verstärkt auf Flaschen gefüllt, in den letzten Jahren avancierte er zum Star am Bläschen-Himmel. Und wie das mit Trend-Produkten so ist: Manchmal kommt er auch in, freundlich formuliert, fragwürdiger Qualität daher. Bei den drei genannten ist das selbstverständlich nicht der Fall!


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