Was für eine Ansage. „Blaufränkisch, das ist nichts für Anfänger“, sagt Winzer Stephan Oberpfalzer aus dem Burgenland. Betrachte mich nach einigen tausend probierten Weinen nicht mehr ganz als blutigen Anfänger – bin also reif für Blaufränkisch. Diese Weine irrten bisher irgendwo im großen privaten Kosmos der Kategorie „kann man mal trinken“. Aber keine Auffälligkeiten, Durchschnitt, nichts besonderes. Ausnahmen gab es, klar. Aber keine, die sich in die private Geschmacksbibliothek eingebrannt haben. Das hat sich gründlich geändert.
Eine große Familie
Tour durchs Burgenland, dem selbst ernannten „Blaufränkisch-Land“. Österreich ist eigentlich Weißwein-Land, aber im Burgenland dominiert Rot. Tatsächlich stehen dort auf fast 3000 Hektar (exakt 2843) Blaufränkisch-Reben, macht immerhin 21 Prozent der burgenländischen Rebfläche (14.500 ha).
Was für eine Erleuchtung! Ob die DAC-Weine Mittelburgenland oder Eisenberg oder Leithaberg, was waren das für schöne Tropfen. Echte Kerle, aber wie eine große Familie. Mit dem einem Gen, dem Blaufränkisch natürlich, aber mit so vielen unterschiedlichen Charakteren. Da gibt’s die mit feiner Würze aus dem Mittelburgenland, die mineralisch geprägten aus dem Süden, die Persönlichkeiten aus den Top-Lagen Gloria oder Marienthal. Und so weiter. Macht Riesenspaß, seine Favoriten zu entdecken.
Liebeserklärungen
Auffällig und bemerkenswert, wie sich die Winzer für „ihren“ Blaufränkisch ins Zeug legten. Mancher Satz klang wie eine Liebeserklärung. Blaufränkisch brauche eine Ausgewogenheit von Frucht, Frische, Säure und Würze, hieß es ganz oft. Vor allem benötige er Zeit: Im Weinberg, im Keller und in der Flasche. Die großen Reserve-Weine besitzen enormes Reifepotenzial. „70 Jahre schaffen nicht viele Sorten“, meinte Winzer Herbert Triebaumer. Überhaupt sei der Blaufränkisch etwas Besonderes. Herbert Triebaumer: „Der Blaufränkisch übersetzt das Terroir.“ Winzer Markus Kirnbauer: „Zweigelt ist everybodys darling. Blaufränkisch ist tiefgründiger.“ Horst Gager: „Das sind keine Micky-Maus-Weine“. Eben wirklich nichts für Anfänger.
Blaufränkisch-Favoriten
Aus den rund 150 probierten Blaufränkisch-Weinen den absoluten Favoriten zu nennen, ist unmöglich. Dafür gibt es einfach zu viele Optionen und vieles hängt von der Umgebung, den Speisen, der Gesellschaft und so weiter ab. Einige haben sich dennoch ins Gedächtnis eingebrannt – und tolle Blaufränkisch-Erzeuger gibt es viele. Hinfahren!
Die persönlichen Highlights:
2014 Perwolff Blaufränkisch, Weingut Krutzler
2012 und 2013 Blaufränkisch Marienthal, Weingut Prieler
2007 und 2013 Blaufränkisch Mariental, Ernst Triebaumer
2012 Blaufränkisch Altenberg, Paul Achs
2011 Blaufränkisch Hochberg, Gesellmann
2014 Pannobile Rot (Blaufränkisch + Zweigelt), Gernot und Heike Heinrich
2015 Pannobile Rot (Blaufränkisch + Zweigelt + St. Laurent), Paul Achs
Top-Blaufränkisch-Erzeuger
Mittelburgenland:
Ludwig Bauer, Weingut Bauer-Pöltl, Horitschon
Horst Gager, Weingut Gager, Deutschkkreutz
Sylvia Heinrich, Weingut J. Heinrich, Deutschkreutz
Paul Kerschbaum, Horitschon
Walter Kirnbauer, Weingut K+K Kirnbauer, Deutschkreutz
Josef und Maria Reumann, Deutschkreutz
Hans Rohrer, Lutzmannsburg
Franz Weninger, Weingut Weninger, Horitschon
Juliana Wieder, Neckenmarkt
Eisenberg:
Matthias Krön, Groszer Wein, Burg am Eisenberg
Mathias Jalits, Weingut Jalits, Badersdorf
Manfred Kopfensteiner, Weingut Kopfensteiner, Deutsch-Schützen
Reinhold Krutzler, Weingut Krutzler, Deutsch-Schützen
Stephan Oberpfalzer, StephanO, Deutsch-Schützen
Franz Wachter, Wachter-Wiesler, Deutsch-Schützen
Gerhad Wallner, Weingut Wallner, Deutsch-Schützen
Leithaberg:
Franz Leberl, Weingut Leberl, Grosshöflein
Matthias Siess, MAD – Haus Marienberg, Oggau
Georg und Katharina Prieler, Weingut Prieler, Schützen a. Gebirge
Ernst Triebaumer, Rust
Neusiedlersee:
Paul Achs, Gols
Albert Gesellmann, Deutschkreutz
Gernot und Heike Heinrich, Gols
Helmut Renner, Weingut Renner, Gols
2 Kommentare
Sukram · 21/08/2017 um 12:32
Danke für den sehr interessanten Beitrag.
Weine von Krutzler, Weninger, Gesellmann, Kirnbauer und Prieler habe ich auch im Keller liegen. Dort werden sie wohl auch noch einige Zeit bleiben, denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass (guter) Blaufränkisch erst nach 4 bis 5 Jahren sein ganzes Potential entfaltet. Was nicht heißen soll, dass jüngere Weine keinen Spass machen!
Einen „Granden“ des burgenländischen Weinbaus vermisse ich übrigens in Deiner Liste: Uwe Schiefer – insbesondere mit seiner „Purbach“-Line (in der Regel vom Kalk; extrem fokussiert und mineralisch), wobei auch die Eisenberger toll sind.
ralph · 22/12/2017 um 09:21
Stimmt, Uwe Schiefer fehlt! Reihburg Szapary sind excellente Weine…
Ansonsten sehr guter Artikel!!!