Manche Weine waren erst einige Tage in der Flasche – immerhin 15 Weingüter aus Saale-Unstrut stellte ihre frischen Weine des 2015er Jahrgangs in einer ersten Jung-Jungweinprobe vor. Solche „Frühchen“ sind nicht jedermanns Sache, auch nicht unbedingt die des Weinbeobachters. Fakt ist jedoch: Auch für diese Weine gibt es einen Markt und die meisten Winzer wollten/durften sich das Weihnachtsgeschäft nicht entgehen lassen. Für den Weinbeobachter testete Wolf-Dietrich Balzereit die 2015er Wein-Babys. Sein Bericht:

Gutedel schon in Form

Schon das erste Los mit acht Gutedeln war ein sehr schönes Feld. Sehr zarte Nase, tiefe Würzigkeit, Ananas und exotische Früchte zeichneten den von Klaus Böhme aus; der von Namensvetter Frank und Töchtern sehr ausgewogen und vollmundig, gefolgt von einem fruchtig runden von Thürkind, gleichauf mit einem bei Deckert gekelterten von Wolfgang Wiegand, der sehr fruchtig daherkommt und einem aus dem Thüringer Weingut in Bad Sulza. Auch sehr ordentlich der aus dem Weinhaus Zahn aus zugekauften Trauben sowie die der Winzervereinigung und vom Weingut Herzer.

Typische Müller

Acht Müller-Thurgau kamen in der Spitze vom Weingut Schulze aus Döschwitz mit einem sehr typischen, frischen, muskatigen Wein, von Herzer, der einen sehr präsenten, kräftigen füllte und einem sehr schön ausbalancierten aus Bad Sulza. Pawis sehr eigenwillige Interpretation des Jahrgangs führte den ähnlich guten „Rest“ an: Winzervereinigung stellte ihren Weimarer Müller der Linie „Werkstück Weimar“ als sehr von Apfelnoten geprägt mit einem Hauch Muskat; Gusseks Gutsmüller gewohnt sauber; Sauer/Wartenberg mit weicher Nase und einem Schuss zu viel Parfüm; Seeliger mit viel Frucht von Pomello bis grünem Apfel.

Viel Frucht

Beim Bacchus waren sowohl Vertreter der fruchtigen Spielart vertreten, als auch jene, die ihn in die Nähe des Sauvignon Blanc rücken. Sehr schön der von Florian Deckert, fruchtig und sehr ausgewogen. Völlig anders der von Pawis, aber in seiner Art auch gelungen und passte sich ins Gut-Portfolio ein. Auch der von Schulze konnte überzeugen. Ebenso der aus Bad Sulza. Der des Landesweingutes musste ob eines Flaschenfehlers aus der Wertung genommen werden.

Drei Silvaner standen an. Der bekannt markante des Gastgebers stellte sich mit gelben Äpfeln fast schon fett in die Reihe der Weine des Hauses. Ausgeprägte Frucht zierte auch den aus dem Hause Grober-Feetz. Der von Herzer war als gelungener halbtrockener ins Feld gerutscht.

Schöne Weißburgunder

Die Paradesorte Weißburgunder brachte einige schon erstaunlich komplexe Weine ins Licht. Pawis brillierte mit allem, was seine Weißburgunder seit Jahren auszeichnet ohne aber zu übertreiben. Dem stellte Seeliger einen eher zarten aber auch sehr komplexen Wein gegenüber. Auch sehr schön. Ebenso der würzig frische von Grober-Feetz und der etwas leichtere von Klaus Böhme. Aber auch Herzers Kabinett und der sehr frisch gefüllte von Thürkind sind zu empfehlen. Den von Sauer-/Wartenberg als Spätlese ins Rennen zu schicken, scheint zumindest zum Zeitpunkt sehr mutig.

Beim Grauburgunder eine fast geschlossene Formation. Pawis und Zahn vorneweg. Viel Frucht und Würze bei Pawis, ähnlich bei Zahns. Auch Seeliger kann sich mit seinem vom Göttersitz einreihen, wie der nebenan gereifte von Herzer. Der Grauburgunder von Sauer/Wartenberg ist zwar kräftig in der Nase und mit guter typischer Würze im Geschmack. Aber auch hier ist Spätlese grenzwertig.

Beim Riesling schließt Klaus Böhme nahtlos an die anderen Spitzentropfen des Hauses an. Bei Pawis kann man schon den vom Muschelkalk gegen den vom Buntsandstein stellen. Ein Duell auf Augenhöhe. Herzer und Deckert brauchen noch etwas Zeit.

Exoten und Rosés

Bei den Exoten stellte Schulze einen sehr gelungenen trockenen Solaris vor. So muss das wohl schmecken. Der Morio Muskat von Deckert weiß aus dem Stand zu überzeugen und zu gefallen und hat zu alter Klasse gefunden.

Bei den „pinken Tropfen“ fällt es schwer, Rangfolgen zu erstellen. Das sind nur Nuancen zwischen Klaus Böhme („Alles Rosa“), Herzer André Rosé, Pawis Rosalie, dem Rosé von Gussek oder den beiden aus Bad Sulza. Sowohl der Gutswein als auch der aus der Jenaer Lage Grafenberg. Bedenkenlos alle zu empfehlen.


1 Kommentar

czymmi · 11/10/2016 um 21:56

Und die 16er werden noch früher da sein.

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