Die Pfalz ist ja ein Dorado für Weinfans. Berühmte Winzer, Hobbywinzer, ambitionierte Genossenschaften, Traditionsbetriebe, Geheimtipps, göttliche Tropfen, Massenware – alles dabei. Es gibt einige berühmte Güter, aber da ist ja noch so viel mehr. Und die Szene ist in Bewegung. Junge Winzer rücken ins Blickfeld, gut ausgebildet, welterfahren, voller Ideen und meist auch voller Leidenschaft für den Wein. Deren Geschichten sind unterschiedlich: Betriebsübernahme, Fortführung des Guts gemeinsam mit den Eltern, Neugründung – in jedem Fall spielen Mut, Engagement, Ideenreichtum oder Mahnmal auch nur kreativer Pragmatismus eine Rolle.Bei einer Pfalz-Tour sind einige der „jungen Wilden“ (ja, ja, ein ziemlich abgedroschenes Bild) aufgefallen.
Diese Namen merken – und die Weine kennenlernen. Die Anordnung ist kein Ranking sondern alphabetisch.

Karoline Gaul

 Das Weingut Karl-Heinz Gaul in Grünstadt-Sausenheim, 19 Hektar, ist ein reiner Frauenbetrieb: Karoline Gaul, 31, führt ihn zusammen mit ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester Dorothee.  Schon als Kind hat sie im  Weingut geholfen, dann Lehre  bei Bassermann-Jordan und Georg Mosbacher, schließlich Studium in Geisenheim und 2011 Übernahme des elterlichen Guts. Was ihr Part im Weingut ist? „Keller, Wingert, Büro, Probierraum und Küche.“ Nicht ohne Humor auch die Qualitätspyramide der Gaul-Weine: Nach Gutswein – Ortswein – Lagenwein kommt in Anspielung auf den Familiennamen das „Zugpferd“.
Unbedingt probieren: Weißburgunder 2013 Zugpferd, 0,8 Gramm Restzucker, wirkt aber nicht staubtrocken, dafür  fruchtig, intensiv, toller Körper.

Jürgen Krebs

Jürgen Krebs FassprobeDas Weingut Harald und Jürgen Krebs in Freinsheim, 14 Hektar,  gibt’s erst seit Mitte der 90er Jahre. Jürgen Krebs, 29, ausgebildeter Techniker für Weinbau und Oenologie, ist seit 2008 im Keller verantwortlich. Aber was heißt Keller, auf die Frage nach seinem Job im Weingut antwortet er: „Alles, kurz Hofnarr.“
Unbedingt probieren: Viognier 2013, die hierzulande seltene Sorte ist noch im Versuchsanbau, schön würzig, intensiv, ein „kleines Bonbon“, wie es Jürgen Krebs sagt. Nette Alternative zu den warmen, leichten Boden, auf denen sich der Riesling schwer tut.

Yvonne Lucas

yvonne foto Kopie

Das elterliche Weingut Margarethenhof in Forst ist Familienweingut in vierter Generation, 17 Hektar, vor allem Riesling (Forst!) natürlich. Yvonne Lucas, 28,  hat im Weingut Wittmann Winzerin gelernt, in Geisenheim studiert und danach in Kalifornien, Südtirol und Neuseeland gearbeitet. Erste Maßnahme nach der Rückkehr: „Neue Etiketten.“  Im Weingut kümmert sie sich gemeinsam mit ihrem Bruder Martin um den Keller.
Unbedingt probieren: Spätburgunder 2011, lag 2 Jahre im Barrique, nur 1 Gramm Restsüße, charismatisch, schöner Tropfen.

Georg Meier

Georg Meier KopieVom 14-Hektar Weingut Valentin Ziegler Sohn in Weyher. Steht für den Wandel vieler Pfälzer Betriebe. „Der Opa konnte auch Trauben“, sagt Georg Meier, 30, lachend. Einst wurden 21 Rebsorten angebaut, jetzt sind’s noch 17. Den Hof zusammen mit den Eltern zu betreiben berge „immer gewisse Konflikte“, meint Meier junior. Schöner Satz: „Man muss einen Mittelweg finden, nicht alles abschmettern, was von den Älteren kommt. Tradition und Moderne verbinden ist das Ziel.“ Die Meiers kehren wieder zu Naturkork zurück. Man habe experimentiert, „eine 2005er Riesling Spätlese mit Naturkork hat sich im Vergleich zum Schrauber am besten entwickelt“.
Unbedingt probieren: Silvaner Barrique 2013. Lag 5 Monate im Barrique-Fass, Ende März abgefüllt. Davon gibt’s nur 1000 Liter. Gelungenes Beispiel für das immer heikle Projekt Weißwein im Barrique.

Andreas Meyer

Andreas_Meyer_Jungwinzer KopieWeingut Karl-Heinz und Andreas Meyer ist ein klassisches Familiengut in Heuchelheim-Klingen, 17 Hektar, vom Opa gegründet, vom Vater übernommen, Sohn Andreas ist seit 2005 für den Keller verantwortlich. Auch hier wurde das Sortenspektrum verändert. Für Morio Muscat und Müller-Thurgau mehr Riesling und Grauburgunder. „Wir setzen auf Klassiker und werden den Sortenbestand weiter reduzieren.“ Auch Andreas Meyer, 29, erzählt, die Arbeit mit den Eltern in einem Betreib sei  „nicht ganz konfliktfrei“. Eigenes System der Qualitätspyramide: Blaukapsel (Gutswein), Silberkabsel (Terroir) und Goldkapsel (Lagenwein).
Unbedingt probieren: Weißburgunder Herrrenpfad 2013, Goldkapsel. Cremig, schmelzig, tolle Frucht

Jana Schmitt

Jana SchmittJana Schmitt, erst 24, hat auch in Geisenheim studiert, ist erst seit 2 Jahren wieder zu Hause und mischt mit ihrer Zwillingsschwester (die kümmert sich ums Restaurant) das elterliche Weingut Reinhard & Esther Schmitt in Ilbesheim auf. Gute Aussichten. „Die spannende Frage war: Was darf ich? Ich kann viel einbringen, es klappt wunderbar.“ In der Klassifizierung setzen die Schmitts auf das klassische 1-2-3-Sterne-System für Gutswein, Ortswein, Lagenwein. Auch nicht schlecht: Der befreundete Künstler Armin Hoff gestaltet die Etiketten der Zwei-Sterne-Weine.
Unbedingt probieren:  Der knackige 2013er Chardonnay

Frank Spiegel

FRank SpiegelKopieDas Weingut Ellermann-Spiegel aus dem 350-Seelen-Dorf Kleinfischlingen füllt erst seit 2008 Wein in Flaschen ab, bis dato wurden die Trauben verkauft. „Erst die Winzerlehre, dann Studium in Geisenheim und schließlich die Erkenntnis: Das will man selbst“, erzählt der 38-Jährige („Ich bin der graue Wolf der jungen Südpfalz“) seinen Werdegang vom Weinbauern zum Winzer. Seine Funktion im Weingut? Frank Spiegel zögert bei der Antwort nicht: „Mädchen für alles“
Unbedingt probieren: Anno XII 2012, Cuvée Cabernet Sauvignon + Merlot + Shiraz, weniger als 1 Gramm Restzucker, 14 % Alkohol. Fruchtig, würzig, rund, die 12 Euro sind geradezu ein Schnäppchen.


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