Frühe Abfüllungen sind diskutabel, gewiss nicht jedermanns Sache (generell Skepsis auch beim Weinbeobachter), aber der Markt will es angeblich so: Viele Weine des als schwierig geltenden Jahrgangs 2014 sind auch diesmal lange vor Weihnachten schon abgefüllt und im Handel. Die lokale Tageszeitung „Naumburger Tageblatt“ bat eine Runde aus Journalisten, Hobby-Winzern und professionellen Weinbauern zur Verkostung der ersten Weine des Jahrgangs 2014. Gastgeberin Ina Paris vom Weingut Klaus Böhme in Kirchscheidungen hatte die kleine Verkostungsstube heimelich hergerichtet, so dass zügig ins 30er Feld gestartet werden konnte. Was bei den Rebsorten aufgefallen ist – hier ein Gastbeitrag:

Schon der Müller-Thurgau konnte ob der Schwierigkeiten, die diese frühreife und in diesem Jahr sehr schnell faulende Rebsorte bei der Lese machte, absolut überzeugen. Frölich-Hake, Gusseks trockene Variante, Sauer/Wartenberg oder Böhme & Töchter stellten Gewächse an, die, anders als in den Vorjahren, spärlich mit den sonst so prägenden Gär- oder Primäraromen gesegnet waren. Also keine Frucht-Bomben, die mit Pfirisch, Aprikosen oder Apfel prahlen. Saubere, leichte, aber sehr schön ausgewogene Tropfen.

Einer der Gewinner war die Rebsorte Gutedel. Ein überzeugender Auftritt aller fünf Kandidaten. Klaus Böhme, Namensvetter Frank Böhme, Schulze/Döschwitz aber auch Winzervereinigung und Born sind uneingeschränkt zu empfehlen und müssen nicht schnell getrunken werden. Die halten eine ganze Weine durch. Schöne Frucht, stabile Struktur. Hier haben die Winzer ihr ganzes Können gezeigt.

Nur zwei Silvaner waren am Start. Kopf an Kopf Böhme und Töchter sowie erneut Frölich-Hake, der erstmals so früh Weine füllte. Absolut gelungen. Höhnstedts Altmeister Günter Born zeigte sich beeindruckt: „Der Silvaner beweist erneut, dass er ins Gebiet gehört. Und dass so früh so tolle Weine entstehen können, zeigt das enorme Potential.“

Beim Bacchus gingen die Meinungen doch auseinander, da er hierzulande ja gern in zwei sehr konträren Spielarten ausgebaut wird. Die einen machen ihn eher fruchtig, andere als heimische Version des Sauvignon Blanc. Der von Andreas Clauß vom Thüriner Weingut Bad Sulza, der von Böhme & Töchter sowie vom Gastgeber Klaus Böhme fanden die meiste Zustimmung.

Beim Kerner machte Andreas Clauß seinem guten Ruf mit den Terra Muschelkalk alle Ehre.

Naturgemäß ist der Weißburgunder kein Frühstarter. Was sich hier aber als Qualitäts-Quartett vorstellte – Respekt. Born, erneut Frölich-Hake, und beide Böhmes. All das kann man jetzt kaufen und jetzt trinken aber eben auch liegen lassen. Der frühe Tod, wie in den Vorjahren bei schnell gefüllten Weinen oft prophezeit, dürfte hier nicht drohen. Jahrgang 2014 macht da sehr neugierig.

Blieben die rosafarbenen Tropfen. Bei den Rosés gab es ein richtig starkes Feld. Gussek, Böhme & Töchter, Zahn alles schon jetzt eine Freude zu Plätzchen. Born, Klaus Böhme, Andreas Clauß aber vor allem der dicke fette vom Lemberger dominierte der Winzervereinigung aus dem Sortiment des LEH (Lebensmittel-Einzelhandel) sorgten für große Augen. Aus diesen Trauben lässt sich sicher mehr machen.

Fazit: Aus unterschiedlichsten Gründen kamen einige Weine nicht nach Kirchscheidungen, doch von den meisten, auch den aus diesem Grund hier nicht aufgeführten, kann man sagen: Der Jahrgang 2014 überrascht! Und zwar – erster Eindruck! – positiv.

P.S.: Die Weine wurden natürlich blind verkostet.


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