Wein aus Malta? Kaum bekannt, und das ist kein Wunder. Die kleine Inselrepublik im Mittelmeer hat eine Fläche von nur 316 Quadratkilometern, das ist weniger als die der Stadt Dresden (328). Viel Platz für Reben ist also nicht, nur rund 1000 Hektar beträgt die Rebfläche, die Produktionsmenge sind entsprechend niedrig. Doch was erzeugt wird, kann sich mehr als sehen lassen. Einige der vor Ort getesteten Weine waren sehr gut bis hervorragend. Ein starker Außenseiter!
Es ist noch nicht lange her, da galt Wein aus Malta als eher bemitleidenswert. Wenig Qualität, gekeltert aus italienischen oder spanischen Trauben. Rebflächen gab es freilich auf der Insel – für Tafeltrauben. Die Bauern sollen daheim privat gekeltert haben, das Resultat sei aber wenig erquicklich gewesen, erzählte eine Einheimische. Als Wendepunkt des maltesischen Weinbaus gilt das Jahr 1987. Da gründete Mark-Miceli Farrugia, Önologe, Weinhändler und Exportmanager eines Getränke-Konzerns, das Weingut Meridiana. Farrugia war vom Potenzial Maltas für die Produktion von Qualitätsweinen überzeugt. Er holte Roger Aquilina, einen Freund der Familie und in Geisenheim ausgebildeten Weinfachmann, ins Boot und überzeugte auch den italienischen Wein-Giganten Antinori. Letzteres soll schließlich auch die Banken bei der Kreditvergabe überzeugt haben, mittlerweile gibt es mit Antinori ein Joint Venture.
Meridiana ist auf 19 Hektar in Ta’Qali in der Nähe der alten (und sehr sehenswerten) Hauptstadt Mdina angesiedelt. Die Reihen sind wegen des Windes strikt in Nordwest-Richtung ausgerichtet. Bewässerung ist unerlässlich, von Juni bis September regnet es quasi nicht. Wo jetzt um das Gutsgebäude mit der hochmodernen Kellerei idyllisch Reben wachsen, war einst ein Militärflugplatz. Wein statt Jagdflieger – eine besonders schöne Interpretation des Klassikers „Schwerter zu Pflugscharen“. Direkt an die Rebfläche grenzt übrigens das Nationalstadion Maltas, in dem sämtliche Fußballspiele auf der Insel ausgetragen werden. Die jährliche Produktion beträgt rund 100000 Flaschen, ein kleiner Teil geht in den Export. Im Gegensatz zu anderen maltesischen Weinkellereien, die nach wie vor Trauben aus Italien und Spanien importieren, stellt Meridiana ausschließlich Wein aus Trauben her, die auf Malta wachsen. Farrugia formuliert den wenig bescheidenen Anspruch seines Weinguts: Weltklasse-Weine mit maltesischem Charakter. Da ist Meridiana auf einem guten Weg.
Die getesteten Weine: „Astarte“, ein 2012er Vermentino, ist ein blumiger, aber nicht süßer Wein mit feiner Frucht, höchst erfrischend und mit 12,5 % Alc. erfreulich alkoholarm. Perfekt für heiße Sommertage. Highlight bei den Weißen aber ist der „Isis“, ein Chardonnay, der sich vor einem schönen Chablis nicht verstecken muss. Ein Kellner nannte den Isis den besten Weißwein Maltas. Das lassen wir so stehen, der Gegenbeweis ist noch nicht erbracht. Der Rosé „Fenici“ ist jung (2012) eine feine Sache, der 2011er aber bekommt schon Falten. Die Rotweine haben viel Charisma. „Melqart“ heißt ein Cuvee aus Cabernet Sauvignon (65%), Merlot (30%) und Shiraz (5%), ein Jahr im Barrique gelegen. Hundert Aromen, viel Power, schön balanciert, großes Potenzial. „Bel“ ist ein reinsortiger Shiraz, auch ein Jahr im Barrique verbracht, hervorragend, mit schöner Würze und einer leichten Schärfe. „Celsius“ ist der Reserve Cabernet Sauvignon, das Flaggschiff der Winery.
Die anderen. Natürlich kommen nicht nur von Meridiana schöne maltesische Weine. Marsovin ist der Platzhirsch weil größte Weinkellerei Maltas, 1919 gegründet. Die Weine sind auf der Insel allgegenwärtig und werden unter verschiedene Labels vermarktet. Glanz und Elend (stark übertrieben) liegen beieinander. Der Trebbiano LaTorre war blass, nichtssagend und langweilig, der Chardonnay „Caravaggio“ kaum der Rede wert, das Cuvee „Ulysses“ (Chenin Blanc/Chardonnay) aber eine wunderbare Sache am heißen Nachmittag. Richtig Klasse war der „Cheval Franc“, ein Cabernet-Shiraz-Cuvee, eine Traumhochzeit mit der maltesischen Nationalspeise Kaninchen. Von weiteren Erzeugern sind Weine von Delicata und Camilleri aufgefallen, für ein sicheres Urteil reicht der kurze Eindruck aber nicht.
Preis-Leistung: Solide. Schnäppchen sind Malta-Weine zwar nicht, die meisten vorgestellten tummeln sich zwischen 8 und 15 Euro, die Stars von Meridiana kosten mehr als 20 Euro. Sehr erfreulich: In den Restaurants sind die maltesischen Weine erstaunlich günstig, die Aufschläge äußerst moderat, manchmal nur zwei, drei Euro gegenüber dem Ladenpreis.
Wer mal Malta besucht: unbedingt maltesische Weine trinken. Woanders gibt es die nämlich kaum. Es lohnt sich. Wichtig: Immer auf die Bezeichnung DOK (Denominazzjoni ta‘ Origini Kontrollrata) achten, das 2008 eingeführte Kontrollsystem (ähnlich dem italienischen DOC) garantiert (sollte) neben anderen Vorschriften für Weinbereitung und Etikettierung, dass die Trauben auf der Insel gewachsen sind.
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