Diese Nachricht verdient schon ein „Oho“: In den Filialen bei EDEKA steht seit kurzem – pünktlich zum Weihnachtsgeschäft – ein 2012er Bordeaux mit dem Signet von Michel Rolland. Der Mann, inzwischen 66, gilt als Star-Önologe. Er berät bzw. beriet über 100 zum Teil namhafte Weingüter in mehreren Ländern, eine Vielzahl davon in Bordeaux. Auch für Güter wie  Châteaux L’Angélus oder Beauséjour-Bécot hat er schon gearbeitet, mithin, er hat in der Szene einen Namen. Sein Wein-Stil trifft auch den Nerv von Oberkritiker Robert Parker.

Michel RollandJener Michel Rolland hat nun mit dem Bordelaiser Traditionshaus Raymond Huet einen Bordeaux für EDEKA kreiert, das allein macht schon neugierig. Dann erst das Produkt: mega-schwere Flasche, Zinnkapsel, Glasgravour, Etikett aus Metall, versehen mit Rollands Unterschrift  – all das signalisiert Wertigkeit. Da mutet der Preis von 7,99 Euro geradezu als Schnäppchen an. Ist er eins?

Was das Preis-Leistungs-Verhältnis betrifft, schon. Man kann mehr Geld ausgeben für langweilige Weine. Langweilig ist der Bordeaux nicht. Michel Rolland charakterisiert seinen Wein so: „Der Bordeaux bezaubert durch einen langen Nachhall und die schöne Harmonie zwischen Frucht und Finesse.“ Das klingt nun doch ziemlich abstrakt. In einer Fünfer-Verkostungsrunde gingen die Ansichten – wie so oft – doch ziemlich auseinander. Einige Meinungen: „Merlot dominiert, Nase nach dunklen Beeren, viel Frucht.“ „Beerig, die Tannine doch noch ziemlich präsent.“  „Nichts für mich. Power fehlt, wirkt noch aufgeregt, braucht noch viel Zeit.“ „Spannend, neben der Frucht auch etwas Würze, ganz hinten Kakao?“

Denke auch, dass der Wein noch reifen kann und sollte. Ansonsten ist der Michel-Rolland-Bordeaux mit Sicherheit kein Blockbuster, zum Glück. Aromen von Trockenfrüchten kann man finden, aber nichts dominiert. Klar sind Beeren-Aromen zu riechen und schmecken, wie bei vielen Bordeaux. Der Begleiter eines schönen Entrecôtes könnte seine stärkste Rolle sein. Zusammengefasst: Preis okay, Qualität okay. Vielleicht sind 3 Flaschen eine gute Wahl: Eine sofort trinken, die zweite in 2,3 Jahren, die dritte in 5,6 Jahren – und dann mit einem kleinen Cru aus dem Bordeaux vergleichen. Könnte spannend sein.

Bordeaux M.Rolland Noch einige Fakten:
Rebsorten Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Petit Verdot
15 % im Barrique ausgebaut
13 % Alkohol
vom 2012er Jahrgang wurden 600 000 Flaschen produziert, 150 000 sind für den deutschen Markt, also für 11700 EDEKA-Filialen, vorgesehen

Das noch: Beim Besuch dreier Filialen in Leipzig stand der Bordeaux brav im großen Regal, inmitten vieler anderer Weine. Keinerlei Hinweis auf Coup der Edeka-Zentrale, mit Michel Rolland zusammenzuarbeiten.


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