Weine für einen heißen Sommer – wie dieses Jahr – gibt es reichlich. Einer meiner Lieblinge an heißen Tagen ist Vinho Verde, nicht erst seit diesem Jahr. Vinho Verde kommt aus der  Minho-Region im Norden Portugals. Dort ist es tatsächlich grüner als im Rest des Landes.  Dazu deutlich feuchter, das verleiht dem Wein Frische.  30 Grad draußen, 9 Grad im Glas – funktioniert einfach wunderbar. Vinho Verde besteht aus verschiedenen lokalen Rebsorten, es gibt ihn als Weißwein, Rotwein und als Rosé. Am populärsten ist der Weiße. Für den werden hauptsächlich die Rebsorten Alvarinho, Loureiro, Arinto,  Avesso, Azal und Trajadura verwendet. Die Liste der angebauten Sorten ist viel länger.

Sind jetzt reife Vinho Verde angesagt?

Jahrelang galt der Grundsatz: Vinho Verde soll jung getrunken werden. Spritzig, fruchtig, oft leicht moussierend ist sein Markenzeichen. Nun sollen reifere Vinho Verdes den Markt erobern.
„Entgegen der vorherrschenden Vorurteile verfügen Rebsorten wie Alvarinho, Avesso, Loureiro und Arinto über ein ganz erstaunliches Alterungspotential und können durchaus zwischen zwei und fünf Jahren in der Flasche gelagert werden. Oftmals profitieren sie sogar von einer Lagerung von zehn oder mehr Jahren. Dieses Reifepotential eröffnet den Produzenten neue Marktsegmente“, heißt es in einer Mitteilung des Comissão de Viticultura da Região dos Vinhos Verdes (CVRVV).
Der Vinho Verde-Erzeuger Vasco Croft gibt in der Zeitschrift Harpers Wine & Spirit zu Protokoll: „Es gibt über 200 Rebsorten in Portugal und wir haben erst vor Kurzem wirklich begonnen, sie neu zu entdecken und die Vielfalt zu verstehen, die wir hier in der Region haben.“ 

Wir haben probiert …

Funktioniert reifer Vinho Verde? Wir haben in einer kleinen Runde sechs Vinho Verde probiert – junge und ältere.

Alvarinho Deu-la-Deu 2015.  Immerhin 13 Prozent Alkohol, Intensives gelb, sehr intensiv, gehaltvoll , blumig. Erinnert nicht an typischen Vinho Verde, eher an Chardonnay.
Quinta de Lourosa 2017. Ganz typisch Vinho Verde, sehr blass in der Farbe, spritzig, ideal bei der Hitze. Ungewöhnlich: auf dem Etikett  kein Hinweis auf Alkoholgehalt.
Via Latina Alvarinho 2016. Mittleres gelb, Aromen nach gelben Früchten, Aprikosen, Gurken. Spritzigkeit fehlt, wirkt leicht, aber etwas beliebig.
Parcela Unica Alvarinho 2015 von Anselmo Mendes. Interessanter Wein, wären wir aber auch nicht leicht auf Vinho Verde gekommen. Smarte Frucht, leichter Bitterton, einige Mittester hätten Chardonnay vermutet.
Curvos Loureiro 2017 von Quinta de Curvos.  Jetzt wieder ganz typisch Vinho Verde, leicht spritzig. Mandarine, Zitrone, Bonbon im Gaumen, schöne  Frische.
Curvos Superior 2014 von Quinta de Curvos. Eine Cuvée aus 75% Loureiro, 15% Trajadura und 10% Arinto. Farbe golden, eine gewisse Spritzigkeit plus Reife geben einen interessanten Mix,  die Nase ist schwierig. Interessante Erfahrung. 

Okay, aber…

Fazit: Die reiferen Vinho Verdes sind okay, haben mal mehr, mal weniger gefallen, da gingen die Meinungen auseinander. Nicht auseinander gingen die Meinungen bei den beiden 2017-ern, den jungen. Die waren bei allen sechs Verkostern vorn, der von Quinta de Lourosa war Tagessieger. Scheint so, als müssten die reiferen Vinho Verde ihr Profil noch finden. Die jungen haben es. 

Minho ohne Vinho Verde 

Was zum Thema reife Weine spannendes aus der Region Minho kommen kann zeigt ein Covela Reserva 2014 von er Quinta de Covela. Auf dem Etikett steht nicht Vinho Verde sondern nur Minho. Der Wein ist topfit, hat einen schönen Körper und viel Charisma. Das Holz ist noch ziemlich präsent, also noch etwas liegen lassen. 


0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Avatar-Platzhalter

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.