Besuch im Weingut Stefan Müller in Konz-Krettnach. Beeindruckendes Weingut, feine Saar-Rieslinge, ein engagierter Winzer. Natürlich müssen wir über Wein reden.  

Ihre Eltern waren auch Winzer. Gab es überhaupt eine Chance, etwas anderes zu werden als Winzer? 
Tatsächlich war das komplett freigestellt. Meine Eltern dachten eher so, vor allem mein Vater, dass ich etwas Anständiges lernen soll. Aber der Weinbau hat mich schon immer gepackt. Ich war viel mit dabei und habe eigentlich immer schon als kleines Kind mitgearbeitet. Klassisch mit Traktorfahren angefangen mit fünf, sechs Jahren. Und irgendwann hat man halt auch mal angefangen, Wein zu probieren und dann irgendwann heimlich mit Freunden im Keller einzukehren. Dann ist der Weg zum Winzer nicht mehr weit. 

Können Sie sich noch an den ersten Wein erinnern, den Sie bewusst getrunken haben? 
Ich habe auf jeden Fall gerne Spätlese getrunken. Wenn ich mir was aus dem Keller gepickt habe, was ich mit Freunden getrunken habe, war es immer eine Spätlese. Bei uns kamen die immer aus dem Niedermenninger Sonnenberg bei meinem Vater. Daran erinnere ich mich schon. 

Was ist das Faszinierende am Wein? 
Dass man einen Jahrgang, eine Typizität von einem Jahr und die Arbeit von einem ganzen Jahr immer ein bisschen einfangen kann. Als Winzer hat man sehr viele Berührungspunkte mit einem Wein. Das fängt im Weinberg an mit den Wetterkapriolen, über die man sich im Jahr Gedanken macht. Dazu gehören auch schlaflose Nächte, falls irgendwas wettermäßig total aus dem Ruder läuft. Dann begleitet man so einen Wein im Keller, man verarbeitet ihn, man füllt ihn ab und irgendwie hat man schon sehr viele Erinnerungen daran. Und wenn man einen Wein probiert, prägt man sich so ein Jahr sehr gut ein, es ist sehr gut verankert. Wenn ich jetzt an meinen ersten Jahrgang 2013 denke oder 2014, 2015, ich kann zu allen Jahrgängen etwas sagen, weil man sich die so verinnerlich hat.

Wenn man eine Flasche öffnet, sagen wir mal den 2021er Altenberg, weiß man beim Trinken dann sofort: Das und jenes steckt dahinter, das war da so und so?
So ist es. Und weil gerade vom 2021er Altenberg die Rede ist, da kann ich eine kleine Story erzählen. Das war eine kühle Lage, da haben wir nochmal während der Lese entblättert anstatt zu ernten, um die Trauben noch ein bisschen länger hängen zu lassen. Das rattert dann alles hoch und das hast du bei den meisten Jahrgängen.

Der Wein erzählt die Geschichten… 
Genau so ist es. 

Was ist typisch für Weine von der Saar? 
Sie sind kühl, filigran, schlank, mineralisch, haben wenig Alkohol. Das sind alles Punkte, die definitiv typisch sind. Aber wir wollen genau diese Typizität immer weiter herausarbeiten. 

Was macht die Weine von Stefan Müller besonders?
Es ist sicher unser Ziel, dass wir auch in Zeiten des Klimawandels immer noch versuchen, diesen Saar-Typus möglichst gut rauszukitzeln. Das geht auch noch gut. Also ich glaube, da können wir uns noch nicht beschweren. Gerade jetzt im Tälchen ist es nochmal einen Tick kühler. Den Spätfrost haben wir auch recht gut überlebt. 

Stefan Müller mit Frau Johanna und Sohn Hanno

Sie gehören zum Verein Maxime Herkunft. Können Sie das genauer erklären? 
Das bedeutet die Klassifizierung unserer Weine in Guts-, Orts- und Lagenweine. Das mag ich sehr, dass es nach der Herkunft geht. Also je enger die Herkunft, desto höher die Qualität. Damit kann man gut spielen, es spiegelt die Region, unser Terroir sehr gut wider. Für den Verbraucher ist es auch etwas übersichtlicher. Für uns finde ich mit am wichtigsten, dass wir die Prädikate stärker profilieren. Dass man wirklich weiß, ich sehe Spätlese auf dem Etikett und die ist dann restsüß und fruchtig und nicht trocken oder feinherb. Gerade international gesehen halte ich das für wichtig. Die Erfahrung macht ja jeder. Man steht und sagt: Hier, probieren Sie noch die Spätlese trocken und es heißt: Nein, keine Spätlese. Es ist trocken, aber das will keiner mehr hören. Unsere Stärken, wie Kabinett, Spätlese, Auslese nach vorne zu bringen, ist sicher auch ein wichtiger Punkt dabei.

Was trinken Sie denn am liebsten? Den Trockenen oder eher den Kabinett? 
Ich bin so irgendwo zwischen Feinherb-Ortswein und Kabinett unterwegs. 

Müssen wir uns wegen des Klimawandels um den Riesling Sorgen machen? 

Ich sage jetzt einfach mal nein. Das bekommt man hin. Ich sehe schon noch viele Stellschrauben. Ich habe gestern zum Beispiel noch im Weinberg im Euchariusberg gearbeitet. Da haben wir vor fünf Jahren zwei hoch gelegene Westlagen angepflanzt. Da ist es kühl, da sind die Trauben weit zurück. Ich denke, gerade in den höheren Lagen gibt es weinbauliche Möglichkeiten. Etwa weniger Entblättern, weniger Laubwand, den Wuchs generell ein bisschen mehr im Rahmen halten, nicht so stark eingreifen oder ganz Trauben pressen. Da gibt es noch so viele Punkte, an denen wir arbeiten können, dass ich mir jetzt akut für meine Generation nicht zu viele Sorgen mache. Außer was Wetterkapriolen betrifft. Aber die betreffen ja alle Rebsorten. 

Also gibt es keinen konkreten Plan, jetzt Shiraz hier anzupflanzen oder Chardonnay?
Es gibt ein paar Betriebe, die Piwis gepflanzt haben. Aber dem stehe ich eher kritisch gegenüber. Erstens könnte ich jetzt keine Rebsorte nennen, die mir besonders gut schmeckt. Und ich finde ich es auch teilweise nicht ganz passend, mit Piwis dem Klimawandel zu trotzen. Weil die Piwis nach dem Spätfrost im Wiederaustrieb so gut wie keine Trauben haben. Aber der Riesling hat Trauben. Also der Riesling, der Spätburgunder, der Müller-Thurgau, was auch immer ich nenne, da hat den Frost jede Sorte besser überlebt als die beiden Piwis, die wir hier kennen. 

Was wird am Abend geöffnet? Eigene Weine oder andere? 
Querbeet sicherlich. Man versucht sich immer ein bisschen einzuordnen. Also schon andere Sachen. Wenn ich jetzt was nennen würde, was wir diese Woche noch aufmachen, wäre das ein Kabinett von Willi Schaefer. 

Gibt es international ein favorisiertes Gebiet?
Weil ich mal in Neuseeland gearbeitet habe, finde ich das immer sehr interessant. Jetzt ist das weiter weg. Ansonsten, klar, probiert man diese Burgunder-Geschichten schon. 

Was wird an einem Festtag entkorkt? 
Meistens etwas reifes. Häufig dann auch aus dem eigenen Keller. Einfach, um ein bisschen mit der Familie zu probieren. Das ist schon ein Thema, dass wir uns familiär viel abstimmen, was den Wein betrifft, vor der Abfüllung oder im Keller. Und dann bietet sich ein Festtag immer an. Da sitzen alle am Tisch, dann kann man es mit einem tollen Essen kombinieren und da zieht man tatsächlich gerne mal was eigenes. 

Gibt es den einen unvergesslichen Wein, den man mal getrunken hat, den man nie vergisst? 
Ich hatte eine 54er Spätlese von Scharzhofberg von Von Hövel. Das war ein Wein, der mich besonders überrascht hat. 

Gibt es einen perfekten Wein? 
Ich bin dann glücklich und ich finde ihn dann perfekt, wenn ich zufrieden damit sein kann. 


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