Wieder mal unterwegs an der Mosel, eine meiner Lieblingsregionen. Dort gibt es den ältesten Weinkeller Deutschlands – klingt spektakulär. Das Weingut Vereinigte Hospitien in Trier reklamiert diesen Rekord für sich. Also höchste Zeit für einen Besuch bei den Vereinigten Hospitien – und des Weinkellers natürlich. 

Ansagen von Napoleon

Joachim Arns, Leiter des Weinguts Vereinigte Hospitien, empfängt. Zunächst gibt’s eine Geschichtslektion: Das Weingut ist Teil einer gemeinnützigen Stiftung, die auf ein Edikt Napoleons aus dem Jahr 1804 zurückgeht. Für das Weingut wurde der Besitz von Klöstern zusammengeführt. Aus den Erlösen, die das Weingut erwirtschaftet, werden andere Aufgaben der Stiftung mitfinanziert. Dazu gehören auch u.a. ein Altenheim, eine Rehaklinik und ein Kinderheim. Salopp gesagt: Man trinkt für einen guten Zweck. Auch die Zusammensetzung des Verwaltungsrats der Stiftung hat Napoleon festgelegt. Nach dessen Dekret gehören der Bürgermeister und auch der Bischof von Trier zum Gremium. Das ist auch noch heute so.  Nichts mehr mit Napoleon hat zu tun, dass die Vereinigten Hospitien zu den Gründungsmitgliedern des VDP gehören und dass das Weingut Mitglied in der Vereinigung europäischer Stiftungsweingüter ist. Da ist man in bester Gesellschaft, berühmte Güter wie das Juliusspital in Franken oder Muri Gris aus Südtirol gehören auch zu dem illustren Kreis.  

Aufregung nach Felssturz 

Die „technischen Daten“ zum Weingut Vereinigte Hospitien: 25 Hektar Reben werden bewirtschaftet, 90% sind Riesling, 10% Grauburgunder, Weißburgunder und Spätburgunder. 80% sind Steillagen, die Produktion beträgt 150.000 bis 200.000 Flaschen pro Jahr. 50 Prozent gehen in den Export; China, Japan, Korea und die USA sind die wichtigsten Märkte. Man ist stolz auf Top-Lagen auch an der Saar, wozu auch 2 Hektar am berühmten Scharzhofberg gehören. Im Besitz der Hospitien ist als Monopol-Lage auch der Trierer Augenscheiner. Im Januar dieses Jahres geriet die Lage in die Schlagzeilen, weil es dort einen Felssturz gab und 20 Reihen Riesling-Reben vernichtet wurden. Aus Sicherheitsgründen sind Arbeiten dort bis heute nicht möglich. 

Eine Mauer steht noch! 

Aber nun endlich ab in den ältesten Weinkeller. Der Keller ist tatsächlich beeindruckend, tolles Gewölbe, riesengroß, auch Touristen-freundlich gemacht. Die regelmäßigen Führungen sind gut besucht und empfehlenswert. Aber ein klein bisschen wird auch getrickst. „Der Weinkeller ist ein ehemaliger Getreidespeicher der Römer. Eine Wand aus dieser Zeit steht noch, daher sind wir schon der älteste Keller Deutschlands“, erklärt Joachim Arns augenzwinkernd. Die Wand gibt den Ausschlag!   
Noch ein fun fact: Das Etikett der Weine der Vereinigten Hospitien zeigt seit jeher auf jeder Flasche den Heiligen Jakobus, Patron des Jakobus-Hospitals. Nun laufen Diskussionen, ob der Heiligenschein weg muss…

Geheimcode S 

Zu den Weinen. Durchgängig gutes Niveau, auch wenn der Rosé-Sekt nicht ganz meinen Vorlieben entspricht. Klar, Geschmacksache. Ganz im Trend ist der Grauburgunder Reserve 2022. Die Hospitien waren das erste Weingut an der Mosel mit einem Grauburgunder, der aktuell stark in Mode ist. Diese Reserve ist würzig, aromatisch, volle Frucht, Aprikosen, Orangen, insgesamt sehr üppig. Hat garantiert viele Fans! 
Das Zeug zum Geheimtipp hat der Wiltinger „S“ Qba 2022. Qba klingt erst mal nicht aufregend. Aber das S! Das steht für Scharzhofberg, also ist das eine Art Zweitwein von einer der berühmtesten Lagen Deutschlands. Der Wein ist filigran mit einem angenehmen, charmanten Finale. Wir finden Aromen von Grapefruit und Orange. Überaus gelungen. Dessen großer Bruder ist der Scharzhofberg Großes Gewächs 2021. Ein beeindruckender,  rassiger Wein von hochreifen Trauben. Der Wein hat irgendwie alles, das inflationär verwendete Attribut komplex trifft hier mal wirklich zu. Es gibt nur 1500 Flaschen.
Im halbtrockenen Bereich bewegt sich der Serriger Schloß Saarfels 2022 Riesling feinherb. Erfrischend, Frucht und Säure sind schön balanciert, schöner Trinkfluss. 
Finale mit dem Piesporter Goldtröpfchen 2018. Eine Riesling Auslese Goldkapsel – und die verdient Bestnoten. Toller Wein von einer großen Lage. Hatte 108 Oechsle, wenig Botrytis, smarte 7% Alkohol, ein Süßer zum Genießenx. 


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