Der Klimawandel macht’s möglich: Weinbau ist in immer nördlicheren Regionen machbar. So sind auch Weine von der Ostsee mittlerweile keine Seltenheit mehr, gar nicht zu reden von Weingütern in Dänemark oder Schweden. Immer mehr Betreibe gründen sich, in Brandenburg und eben in Ostseeland Mecklenburg-Vorpommern. Welche Weingüter gibt es mittlerweile an der Ostsee und im Hinterland?  Freunde haben sich umgesehen.

Platzhirsch Rattey  

Das derzeit größte Projekt ist immer noch Schloss Rattey. Mit drei Standorten und auf zwölf Hektar Fläche hat sich Rattey zum größten Weingut Norddeutschlands entwickelt und ist noch lange nicht am Ende des Wachstums angekommen. 30 Hektar Rebfläche sollen es demnächst sein. Seit 1991 ein Verein die ersten Reben setzte, hat sich das Projekt 15 Kilometer östlich von Neubrandenburg ganz schön gemausert. Neben Rattey wurden Stöcke in Stargard gesetzt, inzwischen kam Pasenow dazu. Ursprünglich als Verein gegründet, gehört das Objekt seit 2019 zur „Inselmühle Usedom“.

Idyllisch: Reben vor Schloss Rattey

Verstärkt Piwi-Sorten

Habe Ende der 1990-er Jahre erstmals Rattey-Weine probiert, Begeisterung war nicht aufgekommen. Die ist auch jetzt noch nicht so richtig da, aber die Qualität hat zugelegt und manche Weine verdienen das Urteil solide. Dass verstärkt Piwi-Sorten angebaut werden, ist logisch – man ist keiner Tradition verpflichtet.
So bestimmen denn auch die üblichen Verdächtigen der nördlichen Breiten wie Solaris, Phoenix, Helios oder Regent das Portfolio der Betriebe. Es gibt auch Johanniter, Riesling oder Souvignier Gris. Kleines Highlight ist die exotische Sorte Blütenmuskateller. Das ist eine sowjetische Züchtung aus dem Jahr 1947 mit dem Elternteil Severny und den Muskatsorten Lunel und d’Alexandrie, entstanden in Nowotscherkassk im Süden Russlands. Ist was für Raritäten-Liebhaber.

Kleine und  kleinste Weingüter

Rattey ist längst nicht mehr die einzige Adresse für Weine von der Ostsee. Auf dem Mönchgut auf der Insel Rügen liegt Middelhagen, wo Bianka und Lothar Geller ihre „Mönchguter Tropfen“ produzieren. Die Verkostung der Mecklenburger Landweine vor Ort ist in einem alten Gewölbekeller im Gutshaus möglich, den die Gelees freigelegt haben.

Die Reben der Familie Geller in Middelhagen

Ebenfalls auf auf dem Mönchgut auf Rügen gibt es das ambitionierte Weingut Philippshagen, wo man seit 2016 aus 1.000 Reben Ortega-, Pinotin- und Solaris-Weine sowie Cuvées keltert. Die Preise liegen zwischen zwölf und 16 Euro. Ausschließlich auf Souvignier Gris konzentriert man sich etwas nördlicher im 2018 gegründeten Weingut Hohmann in Lancken-Granitz. 4.100 Stöcke sollen pro Jahr maximal 4.000 Liter Wein erbringen, wo die Flasche dann aber auch 25,90 Euro kostet.

Rebfläche des Weinguts Hohmann in Lancken-Granitz Fotos: Theo M. Lies

Auf Usedom gibt es den Kleinstweinberg in Loddin am Achterwasser, dazu eine kleine Pflanzung in Welzin. In der Region Wolgast kann man in Lodmannshagen und Loitz fündig werden, südlich von Stargard in Rogeez und in westlichen Landesteilen in Dorf Mecklenburg, Parchow und Schwerin. Ein Geheimtipp ist das Weingut Turnau südöstlich von Stettin. Polnischer Wein? Ja, den gibt es in immer mehr Landesteilen, da gab es schon Erfahrungen. Und nun gibt’s Weinbau eben auch im Ostsee- Hinterland. 


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