Nach den schönen Erfahrungen in der Pfalz mit dem Weingut Eymann bei „Wein trifft Solar“ und dem Besuch im Weingut Kimich ist das Weingut Isegrim in Ungstein nächste Station. Wie, Isegrim? Inhaber Klaus Wolf hat eine simple Erklärung. Weingüter Wolf gebe es mehrere, da musste etwas unverwechselbares her, was auch mit Wolf zu tun hat: Isegrim. 

Konsequent Bio

Klaus Wolf bewirtschaftet mit seiner Tochter Mira 13 Hektar Rebfläche. Die Lage Ungsteiner Herrenberg und Weilberg sind die Filetstücke. Wobei das mit den 13 Hektar nicht ganz stimmt. Streng genommen sind es nur 12 Hektar, ein Hektar ist Brache. „Zeit zum Ausruhen“, heißt es. Passt zur Betriebsphilosophie, denn die Wolfs bewirtschaften ihr Weingut streng nach biologischen Richtlinien. Und das nicht erst seitdem es ein Trend ist. „Mein Vater Adolf hat den Betrieb auf biologische Bewirtschaftung umgestellt, damals war das noch ziemlich exotisch. 1984 erhielten wir das Bioland-Siegel“, erzählt Klaus Wolf. Familie Isegrim, pardon Wolf, kann für sich in Anspruch nehmen, eine der ersten ökologischen Weingüter wohl in ganz Deutschland gewesen zu sein. Pioniere des Bio-Weinbaus sozusagen. Credo damals wie heute: „Respektvoller Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen.“

Weiße mit Charisma

Wir kosten uns quer durchs Portfolio. Entdecke gleich mal den Sylvaner trocken 2020. Spontan beglückwünsche ich Klaus Wolf dafür, dass er die im stetigen Rückgang begriffene Rebsorte (welch ein Frevel!) weiter mit Leidenschaft hegt und pflegt. Der Sylvaner ist schön gelungen und zeigt den Charme der so traditionsreichen Rebsorte: Wenig Säure, verspielte Aromatik, schöner Trinkfluss. Ein Wein, der eigentlich immer geht.  Der Weißburgunder 2020 ist mit mehr als 10 Gramm Restzucker halbtrocken, weich, rund und fruchtig. Trinkt sich auch schön, aber für mich hat er etwas zu viel Süße.
Da ist der Chardonnay 2020 vom Herrenberg von anderem Kaliber. Der ist eine im großen Holzfass ausgebaute trockene Spätlese mit feinen Röstaromen und nur 0,5 Gramm Restzucker. Das ist quasi nichts, dafür hat er von anderem viel: Fülle, Opulenz, Intensität, Schmelz.
Weil wir einmal beim Chardonnay sind: da gibt es noch die Cuvée Chardonnay + Weißburgunder 2020. Ein weicher, zarter Wein, der sich leicht trinkt. Der findet garantiert viele Freunde und gehört zu den Top-Sellern des Betriebs. Ich ziehe beide Rebsorten solo vor.
Mit dem Gewürztraminer 2020 vom Dürkheimer Nonnengarten wird es nochmal sehr interessant. 100º Oechsle bei der Lese, jetzt 1,9 Gramm Restzucker – die Koordinaten verheißen einen extrem spannenden Tropfen. So ist es – schöne Würze, kaum Süße, kein Playboy. Aber kein Wein für Anfänger. 

Rieslinge und mehr

Nun aber zu den Rieslingen, die Parade-Sorte der Pfalz. Auch im Weingut Isegrim? Start mit dem Riesling Ungsteiner Herrenberg 2020. Ein schöner Basis-Wein mit geschmeidigen 4 Gramm Restzucker, schöner Mineralität und leichter Würze. Der Frühling kann kommen.
Der Riesling Am Mandelbaum 2019 steht freilich eine Stufe drüber. Der Mandelbaum ist eine Parzelle in der Lage Ungsteiner Herrenberg. Exemplarisch zeigt dieser Riesling die Stärken Pfälzer Rieslinge: Ein feines Zusammenspiel von Frucht, Säure und Mineralität. Und keiner will gewinnen.
Der Star des Weinguts hat den geheimnisvollen Namen Riesling Sieben Abende (im Katasteramt heißt die Parzelle Sieben Morgen). Wir kosten den 2020er, der noch nicht lange abgefüllt ist.  „Die Reben sind 60 Jahre alt.  Es ist ein Naturwein, mit natürlicher eigener Hefe im Holzfass vergoren, ohne Schwefel, nicht geschönt und unfiltriert“, erklärt Klaus Wolf. Deklariert ist er als Pfälzer Landwein, weil das Weingesetz keine Trübung erlaubt.
Ja, der Riesling ist leicht trübe, aber der Wein hat viel zu bieten: Er ist würzig, fruchtig, mineralisch, intensiv, kräutrig und noch viel mehr. Vor allem ist er jedoch zu früh getrunken. Da kommt das ungewöhnliche Etikett ins Spiel, entworfen von der Kölner Künstlerin Isabell Oyen. „Eines Tages werde ich davonfliegen“, ist die Botschaft. Fliegt der Wein ins Glas? Wann ist eines Tages? Ganz klar auch ein Wein zum philosophieren.
Der Rotwein zum Finale hat es nach dem Naturwein-Riesling nicht leicht. Doch der Spätburgunder Ungsteiner Herrenberg 2020 hält sich mehr tapfer. Gereift ist er in gebrauchten Barriques. Er ist weich und samtig, mit einer feinen süßen Spur strahlt er Wärme und Ruhe aus. Passt zum Weingut Isegrim. 

Das Weingut Isegrim in Ungstein


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