Was für eine traurige Nachricht aus Südtirol: Franz Haas ist verstorben. Der Winzer, der die Familienkellerei Franz Haas in siebter (!) Generation führte, erlag italienischen  Medienberichten zufolge am 13. Februar 2022 einem Herzinfarkt. Franz Haas, der das seit 1880 im Familienbesitz befindliche Weingut seit 1986 führte, wurde nur 69 Jahre alt. 

Charismatisch und humorvoll

Franz Haas

Ich hatte das große Vergnügen, Franz Haas in Montan einige Male zu treffen und auch zu besuchen. In Erinnerung ist er mir als visionärer, streitbarer und auch humorvoller Winzer. So erzählte er einmal mit der Vorbemerkung „das waren andere Zeiten und ist heute völlig unkorrekt“, dass er als Kind quasi selbstverständlich zum Abendessen Wein zu trinken bekam, freilich mit Wasser verdünnt. Nachsatz: „Offensichtlich hat es mir nicht geschadet.“
Hat es nicht. Seine Weine verdienen das Prädikat Weltklasse, sie waren bzw. sind so charismatisch wie der Winzer selbst. Allen voran der Pinot Nero/Blauburgunder, dem er sich mit besonderer Leidenschaft widmete. Der Klimawandel bewegte Franz Haas als es noch kein Mode-Thema war. Um die Natur lebendig zu erhalten wandte er schon lange ausschließlich organische Stoffe an. Und er legte Weinberge in Höhen bis über 1000 Metern an, um bei immer wärmeren Durchschnittstemperaturen den Charakter seiner Weine zu betonen.

Die Manna-Geschichte

Mit dem Pinot Nero wurde Franz Haas berühmt. Mir sind aber auch seine Lagrein (beim 2016 getrunkenen 2010er ist „kaum zu zähmen“ notiert) in bester Erinnerung, auch ein großartiger Moscato, und einiges mehr. Vor allem aber der „Manna“, eine Weißweincuvée mit besonderer Geschichte. Die Idee sei ihm bei einem Essen im Restaurant mit seiner damaligen Verlobten gekommen, erzählte er einmal. „Wir hatten ein Menü mit sieben Gängen, dazu sollten wir sieben Weine trinken. Verrückt! Da habe ich gesagt, wir brauchen eine Wein, der ein ganzes Menü begleiten kann.“ Der Manna war geboren. Der ist eine Cuvée mit Riesling, Chardonnay, Gewürztraminer und Sauvignon Blanc, in den letzten Jahren kam noch Kerner dazu. Die Anteile der jeweiligen Sorten variieren von Jahr zu Jahr. Manna hat nie enttäuscht und uns so manches herrliche Menü wunderbar begleitet. 

Verschluss-Experimente 

Zuletzt hatten wir Kontakt, wenn auch nur per Mail, wegen eines Experimentes. Wir – insgesamt vier Testpersonen – hatten zwei Flaschen Pinot Bianco (Weißburgunder) von Franz Haas getrunken. Eine Flasche hatte Schraubverschluss, die andere traditionell Kork. Wir haben die beiden Weine einem Vergleichstest (blind!) unterzogen (zwei Tester waren in das „Experiment“ gar nicht eingeweiht!) und fanden es geradezu verblüffend, dass Unterschiede zu schmecken waren. Das hätte niemand für möglich gehalten. Dabei ging es gar nicht darum, dass ein Wein besser schmeckte. Sie waren halt verschieden… Mehr zu diesem „Experiment“ ist hier zu lesen. Franz Haas schreib mir damals: „Der angesprochene Wein stammt aus dem selben Fass und wurde am selben Tag gefüllt. Beim selben Füllgang wurden die Flaschen nur auf die andere Verschlussmaschine umgeleitet. Wir versuchen seit 1996 alternative Verschlüsse, haben aber mit Ausnahme des Schraubverschlusses von allen Abstand genommen. Wir wollen weiter vergleichen und experimentieren.“ Ich solle gerne wieder vorbeikommen, dann könne man sich weiter austauschen. Habe ich mir immer wieder vorgenommen – nun kommt es dazu nicht mehr.


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