Der letzte Südafrika-Besuch ist schon eine Weile her. Umso größer war die Neugier auf ein verheißungsvolles Tasting des Fachmagazins Vinum unter dem Motto: Die neuen Dimensionen der Weißweine Südafrikas. 

„Erwachsen geworden“ 

Fakt ist: Kaum eine andere Region der Weinwelt hat in kurzer Zeit eine derart rasante Entwicklung hingelegt wie Südafrika. Das Wine of Origin Gesetz stammt aus dem Jahr 1978. Ein weiterer Entwicklungsschub war das Ende der Apartheit-bedingten internationalen Isolation des Landes 1994. Das ist alles noch gar nicht lange her. Seither sprießen Weingüter wie Pilze aus dem Boden. Die Dynamik ist atemberaubend. „Südafrika ist erwachsen geworden und hat mittlerweile eine eigene Weinidentität“, sagt denn auch „Miss Südafrika“ Petra Mayer von der Südafrika-Weininformation. In den 1990er Jahren habe es den Trend zu Sauvignon Blanc gegeben. Jetzt stehe Chenin Blanc im Fokus, mit Konzentration auf Qualität. Weitere aktuelle Trends: Blends, Spontangärung, Wilde Hefen, unfiltrierter Ausbau. Und natürlich der Welt-Trend Bio.
Aber wie schmecken denn nun die neuen Weißwein-Dimensionen? Um es vorweg zu nehmen: Was es zu probieren gab, war großteils beeindruckend und hatte nichts mit der 08/15-Ware zu tun, die man unter dem Label Südafrika häufig in Supermärkten findet. 

Sauvignon Blanc bleibt wichtig

Der Sauvignon Blanc spielt im Land natürlich weiterhin eine große Rolle. Der Sauvignon Blanc 2020 von Constantia Glen, aus der kühlsten Weinregion des Landes, hat viel zu bieten: Schärfe, Exotik, grüne Beeren. Man könnte den glatt mit einem Sancerre verwechseln. Etwas besser gefallen hat mir der Sauvignon Blanc 2021 von Springfield Estate. Viel Exotik, Grapefruit, klassischer Neuseeland-Stil. Die Reben sind 39  Jahre alt und stehen im Winter unter Wasser. Das bekämpfe Schädlinge, war zu erfahren. Gleiches Level der Sauvignon Blanc 2018 (!) von Ghost Corner. Ein wahres Aromen-Feuerwerk: Stachelbeeren, exotische Früchte, Minerale, Feuerstein. Der Sauvignon Blanc 2018 von Reyneke – erste biodynamische Winery Südafrikas – ist eine Selektion aus unterschiedlichen Lagen und lag 10 Monate im Holzfass. Das ist ein sauberer, frischer, lebendiger Wein. Dennoch fehlte mir die letzte Begeisterung. 

Chenin Blanc – vom Aschenputtel zur Königin

Sebastian Beaumont

Nun aber zur neuen Dimension der Chenin Blancs, die meist angebaute Sorte Südafrikas. Das war mal Massenware und hat mich seinerseits vor Ort nicht begeistern können. Doch die Zeiten ändern sich. „Vom Aschenputtel zur Königin“ beschreibt Petra Mayer die Karriere der Rebsorte. Der Chenin Blanc 2021 von Stellenrust ist schon mal ein Statement. Kellermeister Tertius Boshoff verspricht „1000 verschiedene Aromen“. Ganz so viele konnte ich nicht entdecken … Dennoch ein feiner Wein mit schöner Schärfe, Frucht und Würze. Eine spannende Cuvee aus Chenin Blanc und Verdelho präsentiert Momento Wines. Toller Wein mit Textur, Grip und markanter Paprika-Schärfe. „Chenin Blanc ohne Verdelho ist wie Tanzen ohne Musik“, meint Momento-Chefin Marelise Niemann. Weiter geht’s auf hohem Niveau: Chenin Blanc 2020 von David & Nadia aus dem Swartland. Unfiltriert ausgebaut, ein Musterbeispiel, was die Rebsorte bringen kann. Gilt auch für den Hope Marguerite 2019 von Beaumont. Sebastian Beaumont präsentierte den Wein persönlich, er kann auf sein Werk stolz sein. Der Charakter der Sorte findet sich perfekt im Glas. Die Fakten: Die Reben sind 1974 gepflanzt, ausschließlich Spontangärung.  

Cuvées im Kommen

Weiße Cuvées sind im Trend, ist zu erfahren. Feine Beispiele: Der 2018er Sijnn White (Viognier+ Roussanne+Chenin Blanc) von Sijnn Wines von der Südspitze Afrikas hat mit einer tollen Nase, reichlich Aromen und fettem Körper viel zu bieten. Geradezu ein Abenteuer ist der Lindi Carien 2020 von Lourens Family Wines, eine Cuvee aus Chenin Blanc, Verdelho, Grenache Blanc und Grenache Gris. „Cape Blend“ nennt Winzer Franco Lourens  sein Werk, es sei „der neue Typ Südafrikas“. Der Wein ist in der Amphore ausgebaut, hat eine  extreme Dichte und Fettigkeit. Wirklich ein Abenteuer. Der White Blend des legendären Adi Badenhurst ist eine Mega-Cuvée aus zehn Rebsorten, Chenin Blanc hat den größten Anteil. So buhlen im Gaumen reichlich Aromen um Beachtung. Ein fast öliger Weißwein mit wunderbarer Länge, Dichte und großer Komplexität, fast ölig.
So was hätte es vor 10, 15 Jahren in Südafrika wohl noch nicht gegeben. Irgendwie schon neue Dimensionen. 


0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Avatar-Platzhalter

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.