Wein aus Nepal? Habe gerüchteweise gehört, dass es das geben soll. Nun hat ein erfahrener Nepal-Reisender tatsächlich eine Flasche vor Ort (!) aufgetrieben und mitgebracht.
Danke Martin. 

Canary auf dem Etikett

Das Etikett verrät nicht viel: „Canary“ heißt der Wein. Im Hintergrund etwas kitschig ein Vogel (Kanarienvogel?) vor einem Bergmassiv. Iconic Beverage & Wine Industries in Kathmandu ist der Hersteller. Wichtiger Hinweis noch – Pure Grape Sweet Red Wine. Süß also. Weitere Angaben dann auf der Rückseite: 11,5 % Alkohol und der Hinweis, dass die Flasche 3 Jahre nach Abfüllung getrunken werden sollte. Das Abfüllungsdatum ist aufgestempelt: 7. Oktober 2018.

Probieren ja, aber trinken …

Test umgehend in kleiner Runde. Noch niemand hat Wein aus Nepal getrunken. Große Spannung also. Dann erst mal tief durchatmen. Das ist ein Wein, der für europäische Geschmäcker sehr, sehr ungewöhnlich ist. Aus den Verkostungsnotizen: „Schmeckt nach April, Fasslimonade, Rosen-Parfüm, süßes Reinigungsmittel, Weichspüler, Sirup.“ Etwas wohlwollender: „Rosenmuskateller-Konzentrat.“  Martin hat das Ergebnis des Tastings auf den Punkt gebracht: „Trinken kann man ihn nicht, probieren muss man.“ Die Vermutung liegt nahe, dass Wein in Nepal, ähnlich wie in Vietnam, zum einen Teil für die einheimische Bevölkerung gemacht wird und ein anderer Teil mit europäischen Rebsorten für Touristen. 

Dritthöchster Weinberg der Welt

Einige Fakten zu Wein aus Nepal. Mit 0,02 Litern Wein pro Jahr pro Person ist der Weinkonsum extrem niedrig. Der Durchschnittspreis für einheimische Weine ist mit 4,63 Euro nicht so niedrig, vergleichbar mit Paraguay (5,24) oder Tschechien (5,86). Bekannt ist, dass 1992 in Jonsom im Annapurna-Massiv in 2750 Meter Höhe zwei Hektar mit europäischen Rebsorten bepflanzt wurden. Nach Salta in Argentinien (3111 m, Weingut Colome) und Torocalpa in Bolivien  (2850 m) ist das der dritthöchste Weinberg der Welt.

Die Schweiz hilft 

Ansonsten gibt es zu Wein aus Nepal nicht viele Informationen. Offenbar tut sich was. Eine Recherche hat ergeben, dass 16 Kilometer westlich von Kathmandu die Pataleban Vineyards liegen, ein mit Schweizer Hilfe entstandenes Resort. 2014 soll dort erstmals Wein abgefüllt worden sein.
Pataleban Vineyards befindet sich auf ungefähr 1600 Metern Höhe. Der Startschuss erfolgte 2007, als Besitzer Karki Kumar die ersten Reben setzte, die aus Japan stammten. 2015 kaufte Kumar dann 10 Hektar in Kewalpur auf einer Höhe zwischen 700 bis 1000 Metern. Dort wurden im Januar 2016 9000 aus der Schweiz importierte Rebsetzlinge gesetzt. Konkret Chardonnay, Gewürztraminer, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon und Merlot. Die weiteren Sorten aus Japan sind: Fujimori, Phone, Yama Sauvignon, Kosau, Muskat Bailey, Kai Noir und Yama Blan.
Aus welche Rebsorten unser „Canary“ gemacht ist, war (noch) nicht zu ermitteln. 


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